Einführung in den Barock und seine Lyrik

Einführung in den Barock und seine Lyrik

Zielsetzung:

Die Lernenden erkennen die Merkmale der Barocklyrik und deren Einordnung in den historischen Kontext der Epoche. Ziel ist die Entwicklung eines Verständnisses für die Gegensätze und Spannungen, die die Barockzeit prägten und wie sich diese in der Lyrik widerspiegeln. Die Lernenden analysieren Gedichte der Barockzeit, um die damaligen Themen zu reflektieren und deren Bedeutung zu erfassen. 


Inhalte und Methoden:

Das Arbeitsblatt thematisiert die Epoche des Barock, ihre historischen Hintergründe und ihre literarischen Charakteristika, insbesondere in der Lyrik. Es werden Flugblätter als Informationsmittel der Zeit untersucht und mit modernen Medien verglichen. Die Analyse von Gedichten erfolgt schrittweise, wobei die Lernenden Gefühle, Gedanken, die Thematisierung der Vergänglichkeit, Stilmittel und formale Merkmale untersuchen. Abschließend wird das Wissen durch Multiple-Choice-Fragen überprüft. Methoden umfassen Recherche, Partnerarbeit, Gedichtanalyse und Textarbeit.


Kompetenzen:

  • Die Lernenden identifizieren und beschreiben die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Barockzeit. 
  • Sie analysieren und interpretieren barocke Lyrik, insbesondere die Motive der Vergänglichkeit (Vanitas), des Todesbewusstseins (Memento mori) und der Lebensnutzung (Carpe diem). 
  • Sie erkennen und erläutern die Funktion von Stilmitteln und formalen Merkmalen in der Barocklyrik. 
  • Sie setzen sich kritisch mit der Bedeutung von Literatur im historischen Kontext auseinander (Flugblätter vs. moderne Medien).

 

Zielgruppe und Niveau:

Ab Klasse 9

BI
CL
DO
ES

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Target group and level

Ab Klasse 9

Subjects

German

Einführung in den Barock und seine Lyrik

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Die Epoche des Barock

Die Epoche des Barock (ca. 1600-1750) ist geprägt von Gegensätzen: Prunk und Elend, Lebenslust und Todesbewusstsein, Diesseits und Jenseits. Diese Spannungen spiegeln sich auch in der Literatur dieser Zeit wider, insbesondere in der Lyrik. In der Barocklyrik finden sich neben religiösen Gedichten auch zahlreiche Liebesgedichte, die oft von der Vergänglichkeit der Schönheit und der Flüchtigkeit des Lebens handeln.

📋 Arbeitsauftrag: Nutze den folgenden Link und recherchiere damit. Suche nach dem Begriff Flugblatt und schaue dir die Bilder dazu an.

✒️ Notiere dir hier die Antworten auf die unten genannten Fragen.

Flugblätter spielten im Barock (ca. 1600-1750) eine bedeutende und vielseitige Rolle und waren aus mehreren Gründen wichtig:

Rolle der Flugblätter im Barock:

  • Mittel der Information in einer unruhigen Zeit: Das Barock war geprägt von Kriegen (insbesondere dem Dreißigjährigen Krieg), religiösen Auseinandersetzungen und politischen Umbrüchen. Flugblätter dienten als schnelles und relativ kostengünstiges Medium, um Nachrichten über Schlachten, politische Ereignisse, Naturkatastrophen oder außergewöhnliche Begebenheiten zu verbreiten. Sie füllten eine Lücke in einer Zeit, in der Zeitungen noch nicht weit verbreitet waren.
  • Propaganda und Meinungsstreit: In den konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten waren Flugblätter ein wichtiges Werkzeug der Propaganda. Beide Seiten nutzten sie, um ihre Ansichten zu verbreiten, die Gegenseite zu diffamieren und die Bevölkerung zu mobilisieren. Oftmals waren diese Flugblätter polemisch, satirisch und mit drastischen Bildern versehen.
  • Religiöse Erbauung und Belehrung: Neben den polemischen Schriften gab es auch Flugblätter, die religiöse Inhalte vermittelten, Gebete verbreiteten, Heiligenlegenden erzählten oder zu Buße und Frömmigkeit aufriefen. Sie dienten der religiösen Unterweisung einer breiten Bevölkerungsschicht.
  • Unterhaltung und Sensationslust: Flugblätter bedienten auch die Sensationslust der Menschen. Sie berichteten über Wunder, Kometenerscheinungen, Missgeburten oder spektakuläre Kriminalfälle und dienten somit auch der Unterhaltung.
  • Kommerzielles Mittel: Flugblätter wurden auch genutzt, um Märkte, Produkte oder Kuriositäten anzukündigen. Gaukler, Wunderheiler oder Verkäufer preisten ihre Waren und Darbietungen auf diese Weise an.

Warum waren Flugblätter im Barock wichtig?

  • Hohe Reichweite: Trotz hoher Analphabetenraten erreichten Flugblätter durch Vorlesen und Weitererzählen eine breite Bevölkerungsschicht. Bilder und einfache Formulierungen trugen zur Verständlichkeit bei.
  • Schnelle Verbreitung: Im Vergleich zu Büchern konnten Flugblätter schnell und in großer Auflage gedruckt und verteilt werden, was sie zu einem idealen Medium für aktuelle Nachrichten und dringende Appelle machte.
  • Direkter Zugang zur Bevölkerung: Flugblätter umgingen oft die traditionellen Autoritäten und ermöglichten einen direkten Kontakt zur Bevölkerung. Dies war besonders in Zeiten politischer und religiöser Spannungen von Bedeutung.
  • Visuelle Wirkung: Viele Flugblätter waren mit Holzschnitten oder Kupferstichen illustriert. Diese Bilder verstärkten die Botschaft, weckten Emotionen und trugen zur besseren Merkfähigkeit bei. Sie machten die Inhalte auch für Analphabeten zugänglicher.
  • Form der öffentlichen Meinungsbildung: Obwohl es noch keine moderne Öffentlichkeit gab, trugen Flugblätter zur Entstehung einer öffentlichen Meinung bei, indem sie Themen setzten und zur Diskussion anregten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Flugblätter im Barock ein zentrales und vielseitiges Kommunikationsmittel waren. Sie dienten nicht nur der reinen Informationsverbreitung, sondern waren auch wichtige Instrumente in politischen, religiösen und sozialen Auseinandersetzungen und spiegelten die vielfältigen Interessen und Ängste der Menschen dieser Epoche wider.

Gemeinsame Besprechung der Ergebnisse in der Lerngruppe. Danach kannst du erklären, was Flugblätter sind und welche Rolle diese in der Epoche gespielt haben.

Das Bild zeigt ein stilisiertes Smartphone, das vertikal auf einem pinken sechseckigen Sockel steht. Auf dem Bildschirm des Smartphones ist das Instagram-Logo zu sehen. Um das Telefon herum schweben mehrere ikonische Symbole: ein pinker Würfel mit einem Daumen-hoch-Symbol, ein weißes Herz auf einem pinken Würfel sowie ein blaues Quadrat mit einem stilisierten "f", das Facebook repräsentiert. Der Hintergrund ist in einer rosa Farbpalette gehalten und wirkt sowohl modern als auch minimalistisch.

👥 Arbeitsauftrag Partnerarbeit: Diskutiere mit deinem Sitznachbarn / deiner Sitznachbarin. Vergleicht euer neues Wissen über Flugblätter mit modernen Medien (z. B. Social-Media-Posts, Memes, politische Flyer u.v.m.).

✒️ Hier findest du Platz für eure Ergebnisse.

Gemeinsame Besprechung der Ergebnisse in der Lerngruppe.

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Ein Gedicht analysieren

Rufe dein gelerntes Wissen über Gedichtsanalysen wieder auf und wende dies stichpunktartig an.

📋 Arbeitsauftrag: Lies das Gedicht und beachte dabei folgende Aspekte:

  • Welche Gefühle und Gedanken werden ausgedrückt?
  • Wie wird die Vergänglichkeit des Lebens thematisiert?

✒️ Hier findest du Platz für deine Notizen.

📋 Arbeitsauftrag: Untersuche nun die folgenden Aspekte:

  • Fallen dir bestimmte Stilmittel auf (z. B. Metaphern, Allegorien, Antithesen)?
  • Wie wirken diese Stilmittel?
  • Welche formalen Merkmale hat das Gedicht (z. B. Reimschema, Metrum, Strophenform)?
  • Wie unterstützen diese formalen Merkmale die Aussage des Gedichts?

✒️ Notiere deine Ergebnisse hier.

Es ist alles eitel

Strophe 1
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden,
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Strophe 2
Was jetzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Strophe 3
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir vor köstlich achten,

Strophe 4
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder findt!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.

  • Andreas Gryphius

Gemeinsame Besprechung der Ergebnisse in der Lerngruppe.

Das Gedicht "Es ist alles eitel" von Andreas Gryphius ist ein bedeutendes Werk der Barockliteratur, das die Vergänglichkeit der Welt und des menschlichen Daseins thematisiert. Im Folgenden wird der Grundlagentext hinsichtlich seiner Stilmittel, formalen Merkmale und allgemeinen Bedeutung analysiert.

Analyse der Stilmittel

Gryphius verwendet in seinem Gedicht zahlreiche Stilmittel, die die zentrale Aussage der Vergänglichkeit und Nichtigkeit alles Irdischen verstärken. Besonders auffällig ist die Antithese, die häufig vorkommt und Gegensätze betont, wie etwa „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“. Diese Entgegenstellung von Begriffen und Gedanken ist kennzeichnend für die Barocklyrik und verdeutlicht die Unbeständigkeit des Lebens. Weitere Stilmittel sind Metaphern und Personifikationen, die den Text lebendig und anschaulich machen, wie etwa „Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein“. Diese Bildlichkeit unterstützt den Vanitas-Gedanken, dass alles Irdische vergänglich ist.

Wirkung der Stilmittel

Die Stilmittel erzeugen eine melancholische und nachdenkliche Stimmung. Durch die Antithesen wird die Unbeständigkeit und die ständige Veränderung der Welt betont, was dem Leser die Bedeutungslosigkeit menschlichen Strebens vor Augen führt. Die Bildhaftigkeit durch Metaphern und Personifikationen schafft eine visuelle Vorstellung der Vergänglichkeit und regt zur Reflexion über das eigene Leben und die eigenen Werte an.

Formale Merkmale

Das Gedicht ist in der klassischen Sonettform verfasst, bestehend aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Das Reimschema ist [abba abba ccd eed], was typisch für Sonette ist und eine harmonische Struktur schafft. Das Metrum ist der Alexandriner, ein Versmaß, das im Barock häufig verwendet wurde und durch seine Zäsuren eine reflektierende und geordnete Wirkung erzeugt. Die Kadenzen sind meist männlich, was den Schluss der Verse stark und bestimmend wirken lässt.

Allgemeine Analyse

"Es ist alles eitel" ist ein Paradebeispiel für die Barockepoche, die stark von der Vanitas-Thematik geprägt ist. Gryphius greift die Vergänglichkeit und die Nichtigkeit menschlichen Handelns auf, indem er die zentralen barocken Motive Vanitas und Memento Mori verarbeitet. Das Gedicht spiegelt die Unsicherheiten und die Endlichkeit des Lebens wider, die in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges besonders präsent waren. Die Verwendung von antithetischen Strukturen und bildhaften Darstellungen verstärkt die Aussage, dass nichts auf der Welt Bestand hat und alles letztlich dem Verfall unterliegt.

Quellen

Für die Analyse wurden folgende Quellen herangezogen, die als seriös und vertrauenswürdig gelten:

  1. Lektürehilfe.de - Es ist alles eitel - Analyse
  2. Antikoerperchen.de - Es ist alles eitel (Interpretation)

Diese Quellen bieten umfassende Interpretationen und Analysen des Gedichts, die die formalen und inhaltlichen Aspekte gründlich beleuchten.

📋 Arbeitsauftrag: Lies den folgenden Text aufmerksam und ergänze ggf. Informationen in deinen bereits vorhandenen Notizen.

Die Vergänglichkeit in Andreas Gryphius' Werk „Es ist alles eitel“

Andreas Gryphius, ein bedeutender deutscher Dichter des Barock, wurde am 2. Oktober 1616 in Glogau geboren. Er erlebte die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und ließ diese Erfahrungen in seine Werke einfließen, die oft von Verlust und Zerstörung geprägt sind. Gryphius studierte in Danzig und Leyden und bereiste später Italien und Frankreich, bevor er nach Schlesien zurückkehrte. Seine Werke, darunter Sonette, Oden und Dramen, sind geprägt von den Motiven „Memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst), „Vanitas“ (Vergänglichkeit) und „Carpe diem“ (Nutze den Tag).

Das Gedicht „Es ist alles eitel“, verfasst 1637, ist ein typisches Beispiel der Barockdichtung und thematisiert die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und der Natur. Das Wort „eitel“ im Titel bedeutet hier „vergänglich“ und nicht „eingebildet“, wie es heute oft verstanden wird. Gryphius benutzt das Sonett als Form, um die Vergänglichkeit der Welt zu beschreiben. In der ersten Strophe schildert er, wie alles Menschengemachte – Städte und Bauwerke – letztlich verschwinden und der Natur weichen muss. Diese Vorstellung wird durch die Metapher des Schäferkindes, das sorglos auf den Ruinen vergangener Größe spielt, verstärkt.

In der zweiten Strophe wird die Vergänglichkeit der Natur selbst thematisiert. Auch das, was heute blüht und trotzt, wird morgen zu Asche und Staub. Die dritte Strophe zieht die Schlussfolgerung, dass Ruhm und große Taten, auf die der Mensch stolz ist, ebenso vergehen wie ein Traum. Alles, was wir als kostbar erachten, ist letztlich nur „Nichtigkeit, Schatten, Staub und Wind“. Gryphius fordert in der vierten Strophe dazu auf, das Ewige zu betrachten, doch niemand tut es. Stattdessen verharren die Menschen in der Vergänglichkeit des Irdischen.

Gryphius verwendet die Sonettform mit zwei Quartetten und zwei Terzetten, in denen sich umarmender Reim und Paarreim finden. Das Gedicht ist im Alexandriner, einem strengen Versmaß, verfasst, was den kontrastierenden Gegensatz zwischen der formalen Strenge und dem inhaltlichen Chaos der Vergänglichkeit unterstreicht. Dieser Gegensatz spiegelt die barocke Dualität zwischen Ordnung und Verfall wider.

Gryphius’ Werk „Es ist alles eitel“ ist eine eindrucksvolle Mahnung an die Vergänglichkeit des Daseins und ein Aufruf, den Tag zu nutzen – „Carpe diem“. Es ist ein Spiegel seiner Epoche und ein zeitloses Werk, das uns daran erinnert, die ewigen Werte über die flüchtigen irdischen Freuden zu stellen.

Beantworte die folgenden Fragen.

Gemeinsame Besprechung der Ergebnisse in der Lerngruppe. Mögliche Impulsfragen an die Schüler:innen:

  • Was habe ich über die Barocklyrik und die Zeit des Barock gelernt?
  • Inwiefern hat sich mein Verständnis von Lyrik durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Epochen verändert?
  • Welche Kompetenzen habe ich erworben oder vertieft (z. B. Textanalyse, Vergleich, Präsentation)?