
Prüfungsgrundlagen: Einen epischen Text analysieren

Aufgabenstellung
Analysiere den Text "Die Leiden des jungen Oliver" von Lena Schneider. Gehe dabei so vor:
a) Schreibe eine Einleitung, in der du Textsorte, Titel, Autor:in und Erscheinungsjahr benennst, das Thema formulierst und den Inhalt kurz zusammenfasst.
b) Beschreibe die Entwicklung der Beziehung zwischen Lena und Oliver im Verlauf der Erzählung und erläutere, welche Ereignisse diese Entwicklung beeinflussen.
c) Untersuche die Darstellung von Olivers inneren Konflikten und erkläre, wie diese durch die erzählerischen Mittel verdeutlicht werden (mögliche Aspekte: Gedanken, Dialoge, Metaphern).
d) Analysiere die Rolle des Jugendzentrums in der Geschichte und erkläre, welche Bedeutung es für Olivers Veränderung hat.
e) Erkläre, wie die Autorin die Stimmung der grauen Berliner Montagmorgen nutzt, um die emotionale Verfassung der Figuren zu unterstreichen. Beziehe dich dabei auf konkrete Textstellen.
f) Verfasse eine eigene Stellungnahme zu der Aussage: "Freundschaft und Unterstützung können trotz persönlicher Krisen einen positiven Wandel bewirken." Beziehe dich dabei auf die Ereignisse und Entwicklungen im Text.
Lena Schneider: Die Leiden des jungen Oliver (Berlin, 2024)
Es war ein grauer Montagmorgen, als ich zum ersten Mal Olivers Lächeln sah. Die Sonne schien kaum durch die dicken Wolken, und die Straßen Berlins waren noch im Halbdunkel. Oliver stand an der Ecke der Müllerstraße und beobachtete die vorbeiziehenden Menschen mit einer Mischung aus Sehnsucht und Melancholie in seinen Augen. Ich, Lena, konnte nicht anders, als mich ihm unbewusst zu nähern.
„Guten Morgen“, sagte ich schließlich, meine Stimme zitterte leicht. Er drehte sich zu mir um, ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen. „Morgen“, antwortete er leise, fast verloren in seinen eigenen Gedanken.
Wir begannen, täglich nach der Schule an dieser Ecke zu stehen. Oliver erzählte mir von seinen Träumen, von einer Welt, in der er nicht ständig gegen den Strom schwimmen musste. Er sprach von seinen Eltern, die sich scheiden ließen, und von seiner schwerkranken Mutter, die oft im Krankenhaus lag. Seine Worte waren wie schwere Regentropfen, die unaufhörlich auf uns herabfielen.
Eines Abends saß ich in meinem Zimmer und dachte über unsere Gespräche nach. Die Dunkelheit der Nacht spiegelte meine eigenen inneren Kämpfe wider. Ich wusste, dass Oliver Hilfe brauchte, doch die Antworten schienen immer weiter entfernt. Plötzlich erinnerte ich mich an Mia, eine Freundin aus meinem Biologie-Kurs, die sich gut mit Psychologie auskannte.
Am nächsten Tag suchte ich Mia auf. "Hey Lena, was ist los?", fragte sie, als ich ihr von Oliver erzählte. Sie hörte geduldig zu und nickte verstehend. "Vielleicht sollte er mit jemandem sprechen, der professionell helfen kann. Es gibt in der Stadt ein Jugendzentrum, das Beratung anbietet."
Ich zögerte. "Aber was, wenn er es nicht hören will?"
Mia lächelte aufmunternd. "Manchmal müssen wir den ersten Schritt machen, auch wenn die andere Person noch nicht bereit ist."
An diesem Abend nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach Oliver darauf an. „Hey, ich habe mit Mia gesprochen. Vielleicht könnten wir zusammen das Jugendzentrum besuchen? Nur, wenn du möchtest.“
Er sah mich lange an, als ob er meine Worte abwägen würde. Schließlich nickte er langsam. „Okay, lass es uns versuchen.“
Das Jugendzentrum war ein bunter Ort, weit entfernt von der grauen Monotonie Berlins. Die Wände waren mit Kunstwerken aus aller Welt geschmückt, und verschiedene Gruppenaktivitäten liefen im Hintergrund. Oliver wirkte zunächst unsicher, aber je länger wir dort waren, desto mehr begann er sich zu öffnen.
Eine der Beraterinnen, Frau Ali, eine warmherzige Frau mit türkischen Wurzeln, nahm sich besonders viel Zeit für ihn. „Erzähle mir doch, Oliver, was dir auf dem Herzen liegt“, sagte sie sanft.
Oliver seufzte tief. „Es fühlt sich an, als würde ich in einem endlosen Labyrinth gefangen sein, ohne einen Ausweg zu finden. Alles, was ich will, ist Freiheit – Freiheit von all dem Schmerz und der Einsamkeit.“
Frau Ali nickte verständnisvoll. „Manchmal müssen wir uns den dunkelsten Orten stellen, um das Licht zu finden. Du bist nicht allein, Oliver.“
In den folgenden Wochen veränderte sich etwas in ihm. Die Last schien leichter, und ein Funken Hoffnung glomm in seinen Augen. Wir begannen regelmäßig gemeinsam die Sitzungen zu besuchen, und langsam schrieb sich das düstere Bild, das er von sich selbst hatte, neu.
Eines Tages, als wir wieder im Jugendzentrum waren, saß Oliver mit einem Freund, Aisha, die aus Marokko kam. Sie lachten gemeinsam, und ich konnte sehen, wie sich in ihm eine neue Stärke entwickelte. „Du hast es geschafft, Lena“, flüsterte er mir zu. „Danke, dass du an mich geglaubt hast.“
Ich lächelte und spürte eine tiefe Zufriedenheit. Doch das Leben ist selten nur schwarz und weiß. Einige Monate später erfuhr ich von Olivers Mutter. Sie hatte einen schlimmen Rückfall erlitten und lag wieder im Krankenhaus. Die Nachricht traf uns beide hart.
Oliver schien erneut in seine alte Dunkelheit zu verfallen. Die Fortschritte, die wir gemacht hatten, schienen plötzlich wie zerbrechliche Eisflächen zu kochen. Ich wusste, dass dies eine Prüfung für uns beide sein würde.
In dieser schweren Zeit hielt ich fest an unserer Freundschaft. Wir standen gemeinsam an der gleichen Straßenecke, wo alles begonnen hatte. „Es ist okay, nicht okay zu sein“, sagte ich leise. Oliver sah mich an, die Tränen glitzerten in seinen Augen. „Danke, dass du hier bist“, flüsterte er.
Gemeinsam suchten wir Rat, halb in der Gegenwart und halb in der Vergangenheit verhaftet. Unsere Gespräche wurden intensiver, und wir unterstützten uns gegenseitig, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Oliver fand schließlich einen Weg, sich um seine Mutter zu kümmern, ohne sich selbst zu verlieren. Es war ein langer und steiniger Pfad, aber die Unterstützung aus dem Jugendzentrum und unsere Freundschaft halfen ihm, Schritt für Schritt voranzukommen.
Eines Nachts, als die Sterne klar über Berlin funkelten, saßen wir auf dem Dach meines Hauses und blickten hinaus auf die Stadtlichter. „Weißt du, Lena“, sagte Oliver nachdenklich, „es fühlt sich an, als hätte ich einen Teil von mir zurückgewonnen, den ich verloren glaubte. Danke, dass du mich nicht aufgegeben hast.“
Ich legte meinen Arm um ihn und sah zu den funkelnden Lichtern hinauf. „Manchmal müssen wir durch die dunkelsten Nächte gehen, um das hellste Licht zu finden.“
Unsere Reise war noch lange nicht zu Ende, aber in diesem Moment wussten wir beide, dass wir gemeinsam jede Herausforderung meistern konnten. Die Leiden des jungen Oliver hatten ihn gezeichnet, aber sie hatten ihn auch stärker gemacht. Und ich, Lena, war stolz darauf, ein Teil seiner Geschichte zu sein.

Ablaufschritte für die Bearbeitung dieser Aufgabe
Wie gehst du nun vor? Bringe den Ablauf wieder in die richtige Reihenfolge.

Do's & Don'ts
Bevor du mit dem Schreiben beginnst, überlege, was du bei diesem Aufgabentyp machen sollst und was besser nicht! Ordne richtig zu.

Epische Merkmale
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