Arbeitstechniken der Molekularbiologie
Zielsetzung:
Die Lernenden verstehen die Funktionsweise und die Bedeutung einer bestimmten Arbeitstechnik der Molekularbiologie.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt führt über ein problemorientiertes Szenario in die Thematik ein. Es werden der schrittweise Ablauf einer bestimmten Arbeitstechnik der Molekularbiologie und deren vielfältigen Anwendungsgebiete in Medizin, Forensik und Forschung erläutert. Das Wissen wird durch Informationstexte, offene Fragen, Multiple-Choice-Aufgaben sowie Zuordnungs- und Richtig/Falsch-Aufgaben vermittelt und gefestigt.
Kompetenzen:
- Fachwissen über molekularbiologische Arbeitstechniken
- Transferdenken durch die Verknüpfung der Methode mit verschiedenen Anwendungsbereichen
- Problemlösungskompetenz und Analyse von Fachtexten
Zielgruppe und Niveau:
Sekundarstufe II
66 other teachers use this template
Target group and level
Sekundarstufe II
Subjects
Arbeitstechniken der Molekularbiologie


Einleitung
Mit diesem Arbeitsblatt lernst du eine bestimmte molekularbiologische oder gentechnische Arbeitsweise näher kennen.
Das Rätsel der unsichtbaren Erreger
In einem hochmodernen Labor stehen Wissenschaftler vor einem rätselhaften Problem: Eine kleine Gruppe von Patienten zeigt Symptome einer Infektionskrankheit, doch die üblichen Tests liefern keine Hinweise auf bekannte Viren oder Bakterien. Die Menge des Erregers in den Proben ist so gering, dass sie mit herkömmlichen Labormethoden nicht nachweisbar ist. Ohne eine klare Identifikation des Erregers bleibt die Krankheit ungelöst und die Patienten ohne gezielte Behandlung. Die Forscher müssen einen Weg finden, diese winzigen Mengen des Erregers zu vervielfältigen, um ihn sichtbar zu machen und eine präzise Diagnose zu stellen. Doch wie kann man diese Herausforderung meistern, um das Geheimnis der unsichtbaren Erreger zu lüften?
📝Hast du eine Idee, mit welcher Methode die Wissenschaftler ihr Problem lösen könnten?

Die Lösung für das Rätsel der unsichtbaren Erreger
Um das Geheimnis der unsichtbaren Erreger zu lüften, könnte die Polymerase-Kettenreaktion, kurz PCR, entscheidend sein. Diese Methode ermöglicht es, winzige Mengen von Erbsubstanz, also DNA, in vitro zu vervielfältigen, wodurch sie sichtbarer und analysierbar wird. Die PCR nutzt ein Enzym namens DNA-Polymerase. Dieses Enzym ist in der Lage, DNA zu kopieren, indem es sich an einen einzelnen DNA-Strang bindet und einen komplementären Strang synthetisiert. Der Prozess beginnt mit der Denaturierung der DNA, bei der die doppelsträngige DNA durch Erhitzen auf etwa 94–96 °C in zwei Einzelstränge getrennt wird. Hierbei werden die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Strängen aufgebrochen. Danach folgt die Primerhybridisierung, bei der die Temperatur gesenkt wird, sodass spezifische kurze DNA-Stücke, sogenannte Primer, an die Einzelstränge binden können. Diese Primer legen den Startpunkt für die DNA-Synthese fest. Die DNA-Polymerase beginnt dann bei einer Temperatur von etwa 68–72 °C, die Stränge zu vervollständigen, indem sie freie Nukleotide, die Bausteine der DNA, an den Primern anfügt. Diese Schritte – Denaturierung, Primerhybridisierung und Elongation – werden in einem Gerät namens Thermocycler wiederholt, das die Temperatur präzise steuert. Durch die Wiederholung dieser Zyklen wird die DNA exponentiell vervielfältigt. Das Besondere an der PCR ist, dass die Produkte eines Zyklus als Ausgangsstoffe für den nächsten dienen, wodurch eine Kettenreaktion entsteht. Ursprünglich war die PCR ineffizient, da die DNA-Polymerase nach jedem Erhitzen zerstört wurde und ständig neu hinzugefügt werden musste. Dies änderte sich mit der Einführung thermostabiler DNA-Polymerasen, wie der Taq-Polymerase, die auch hohen Temperaturen standhalten. Diese Verbesserungen machten die PCR zu einer der empfindlichsten und zuverlässigsten Methoden zur Vervielfältigung und Analyse von DNA in der modernen Molekularbiologie. Sie wurde 1983 von Kary Mullis erfunden, der dafür 1993 den Nobelpreis erhielt. Dank der PCR können Wissenschaftler heute selbst winzige Mengen DNA genau untersuchen und so auch die unsichtbaren Erreger identifizieren, die vorher unentdeckt blieben.
📝Wähle für jede Frage die richtige Antwort aus.
Vielseitige Anwendungen der PCR-Technik
Die Polymerase-Kettenreaktion, kurz PCR, hat sich seit ihrer Erfindung als unverzichtbares Werkzeug in der Molekularbiologie etabliert. Ihr Potenzial erstreckt sich über zahlreiche Anwendungsgebiete hinweg. In der medizinischen Diagnostik ermöglicht PCR die schnelle und präzise Erkennung von Krankheitserregern wie Viren und Bakterien, selbst wenn diese nur in geringen Mengen vorhanden sind. Dies ist besonders bei der Früherkennung von Infektionskrankheiten wie COVID-19 von entscheidender Bedeutung. In der Genetik wird PCR zur Untersuchung genetischer Variationen und Mutationen genutzt, was bei der Diagnose von Erbkrankheiten und der personalisierten Medizin hilft. Darüber hinaus spielt die Technik eine zentrale Rolle in der forensischen Wissenschaft, wo sie zur Analyse von DNA-Spuren bei der Täteridentifizierung eingesetzt wird. Die Landwirtschaft und Umweltwissenschaften profitieren ebenfalls von PCR, indem sie genetisch modifizierte Organismen nachweisen und Umweltproben auf spezifische Mikroorganismen analysieren. In der Forschung erleichtert PCR die Klonierung von DNA-Sequenzen und die Untersuchung der Genexpression. Diese Vielseitigkeit macht PCR zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Labore weltweit. Durch die fortlaufende Weiterentwicklung der Technik, beispielsweise mit der Echtzeit-PCR, wird ihre Anwendung noch ausgeweitet und ihre Effizienz weiter gesteigert. So bleibt die PCR ein Schlüsselwerkzeug für die Entdeckung und Analyse der genetischen Grundlagen des Lebens.