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Interview mit berühmten Wissenschaftler:innen

Interviewer: Guten Tag, Frau Tu. Es ist uns eine große Ehre, Sie heute hier zu haben. Könnten Sie uns einen Einblick in Ihre naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und Ihren Beitrag zur Wissenschaft geben?

Tu Youyou: Guten Tag und vielen Dank für die Einladung. Meine bedeutendste Arbeit ist die Isolierung des sekundären Pflanzenstoffs Artemisinin aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua), der zur Behandlung von Malaria eingesetzt wird. Diese Arbeit führte ich im Rahmen des „Projekt 523“ durch, einer Initiative der chinesischen Regierung zur Bekämpfung der Malaria.

Interviewer: Ihre Entdeckung hat Millionen von Menschenleben gerettet. Können Sie uns mehr über den Prozess der Isolierung von Artemisinin erzählen?

Tu Youyou: Natürlich. Wir begannen mit der Analyse zahlreicher Heilpflanzen, die in der traditionellen chinesischen Medizin beschrieben wurden. 1971 gelang es uns, den Wirkstoff aus der Pflanze Artemisia annua zu isolieren. Ein Jahr später stellten wir diesen Wirkstoff vor. Die Isolierung war ein mühseliger Prozess, der viele Experimente und Anpassungen erforderte, um die optimale Methode zu finden.

Interviewer: Welche Herausforderungen standen Sie und Ihr Team bei dieser Forschung gegenüber?

Tu Youyou: Eine der größten Herausforderungen war es, die richtige Extraktionsmethode zu finden, um den Wirkstoff in ausreichender Menge zu isolieren. Traditionelle Rezepte und moderne wissenschaftliche Methoden mussten kombiniert werden. Es gab viele Rückschläge, aber wir blieben hartnäckig und konnten schließlich erfolgreich sein.

Interviewer: Sie haben später auch Dihydroartemisinin synthetisiert, ein wirksameres Derivat von Artemisinin. Was waren die Gründe dafür und welche Vorteile brachte es?

Tu Youyou: Nachdem wir Artemisinin isoliert hatten, suchten wir nach Möglichkeiten, seine Wirksamkeit zu verbessern. 1973 synthetisierten wir Dihydroartemisinin, welches noch wirksamer gegen Malaria ist. Es hat sich gezeigt, dass dieses Derivat schneller wirkt und in geringeren Dosen verabreicht werden kann, was die Behandlung effektiver und verträglicher macht.

Interviewer: Sie haben zahlreiche Auszeichnungen für Ihre Arbeit erhalten, darunter den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Was bedeutet diese Anerkennung für Sie?

Tu Youyou: Es ist eine große Ehre, insbesondere weil die Entdeckung von Artemisinin Millionen von Menschenleben gerettet hat, vor allem in den Entwicklungsländern. Der Nobelpreis hat auch die Bedeutung der traditionellen chinesischen Medizin und deren Potential in der modernen Wissenschaft unterstrichen.

Interviewer: Welche weiteren Forschungsgebiete haben Sie nach der Entdeckung von Artemisinin verfolgt?

Tu Youyou: Nach der Entdeckung habe ich mich der Anwendung von Artemisinin und seinen Derivaten bei anderen Erkrankungen gewidmet. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Verbindungen auch bei anderen Infektionskrankheiten und möglicherweise sogar bei bestimmten Krebsarten wirksam sein könnten.

Interviewer: Welchen Rat würden Sie zukünftigen Generationen von Wissenschaftlern geben?

Tu Youyou: Bleiben Sie neugierig und hartnäckig. Wissenschaftliche Durchbrüche erfordern oft Geduld und Ausdauer. Lassen Sie sich nicht von Rückschlägen entmutigen und glauben Sie an die Kraft der Zusammenarbeit und den Wert traditioneller Weisheiten in Kombination mit moderner Wissenschaft.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Tu, für dieses inspirierende Gespräch und Ihre herausragenden Beiträge zur Wissenschaft.

Tu Youyou: Es war mir ein Vergnügen, danke.

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