Handlungsfelder für die Anleitung von Patient:innen mit Demenz
Zielsetzung: Die Lernenden vertiefen ihr Wissen über Handlungsfelder in der Pflege von Menschen mit Demenz. Sie befassen sich mit einer Handlungsmöglichkeit und übertragen das Wissen auf eine konkrete Fallsituation aus der Pflegepraxis.
Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt kombiniert informierende Texte mit einem Fallbeispiel und einem abschließenden Fragenkatalog zur Wissensüberprüfung. Die Lernenden analysieren im Fallbeispiel die pflegerische Vorgehensweise und entwickeln begründete Handlungsempfehlungen.
Kompetenzen:
- Wissenserwerb zu Demenztherapien
- Kritische Reflexion des pflegerischen Handelns
- Analyse eines Falls nach pflegewissenschaftlichen Kriterien
- Ableitung und Begründung eigener Handlungsschritte
Zielgruppe und Niveau: Berufsfachschule Pflege; geeignet ab dem 2. Ausbildungsjahr
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Target group and level
Berufsfachschule Pflege; geeignet ab dem 2. Ausbildungsjahr
Subjects
Handlungsfelder für die Anleitung von Patient:innen mit Demenz

📝Wie erleben Sie die Begleitung von Menschen mit Demenz in Ihrem Pflegealltag – was gelingt Ihnen gut, was stellt Sie vor Herausforderungen?

Einführung
In diesem Arbeitsblatt setzen Sie sich mit zentralen Handlungsfeldern für die Anleitung von Menschen mit Demenz auseinander. Anhand von Fallbeispielen und fachlichen Texten erarbeiten Sie Inhalte zu Themen wie Beziehungsgestaltung, Umgebungsgestaltung und medizinisch-therapeutischen Ansätzen. Ziel ist es, Ihr professionelles Handeln im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Lesen Sie den Text und beantworten Sie im Anschluss die Aufgaben zum Leseverständnis. Die Vokabelkarten sollen Sie beim Verständnis unterstützen.
Beziehungsgestaltung und Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Die Beziehungsgestaltung und Kommunikation mit Menschen, die an Demenz leiden, sind entscheidende Faktoren für ihr Wohlbefinden und für eine effektive Pflege. Hierbei geht es darum, wie Pflegekräfte mit den Betroffenen interagieren und ihre speziellen Bedürfnisse berücksichtigen.
1. Kontaktaufnahme
Der erste Schritt in der Kommunikation ist die Kontaktaufnahme. Es ist wichtig, zunächst Blickkontakt herzustellen und sich auf Augenhöhe mit der demenzerkrankten Person zu begeben. Leichte Berührungen können helfen, eine Verbindung aufzubauen, wobei nonverbale Signale sorgfältig beobachtet werden sollten. Sollten Anzeichen von Unbehagen auftreten, ziehen Sie die Hand sofort zurück. Rituale oder Hinweisreize aus der Biografiearbeit, wie bestimmte Begrüßungen, können wertvoll sein. Es sollte stets eine wertschätzende Ansprache erfolgen, wobei negative Äußerungen vermieden werden. Denken Sie bereits bei der Kontaktaufnahme an das planmäßige Ende des Kontakts, um Verwirrung zu vermeiden.
2. Verstehen der demenzerkrankten Person
Signale, die von Menschen mit Demenz gesendet werden, sollten nicht als „dementes Verhalten“ abgetan, sondern als Mitteilungen verstanden werden. Die Biografiearbeit spielt eine zentrale Rolle, um die Bedeutung von Verhaltensweisen besser zu entschlüsseln. Nonverbale Kommunikation, wie Mimik, Gestik und Tonfall, ist besonders wichtig. Da die Fähigkeit zur Logik und Erklärung oft verloren geht, sollten Pflegekräfte sich auf die Gefühle der Betroffenen konzentrieren und versuchen, ihre Welt zu „erfühlen“. Bei Bewegungen oder Aktivitäten „mitmachen“ kann helfen, die Emotionen der Betroffenen besser zu verstehen. Beim Suchen nach Worten sollten Pflegekräfte Unterstützung bieten, aber auch genügend Zeit lassen.
3. Botschaften vermitteln
Um sicherzustellen, dass die Botschaften klar übertragen werden, ist es wichtig, durch Blickkontakt und ggf. Körperkontakt die Aufmerksamkeit des Menschen zu gewinnen. Kommunikation sollte auf mehreren Ebenen erfolgen – verbal, körpersprachlich, visuell und geruchlich. Der Umgangston sollte auf biografischen Kenntnissen basieren. Kurze Sätze und das Vermitteln nur einer Botschaft gleichzeitig helfen, Überforderung zu vermeiden. Geschlossene Fragen („Sind Sie traurig?“) sind besser geeignet als offene oder „Warum“-Fragen, die verwirrend sein können. Abstrakte Themen sollten vermieden werden; konzentrieren Sie sich stattdessen auf konkrete Themen wie Eltern, Tiere oder Essen.
4. Integrative Validation (IVA)
Die Integrative Validation ist eine Methode, die auf der Gefühlsebene ansetzt, um Zugang zur Erlebniswelt von Demenzkranken zu finden und Vertrauen aufzubauen. Sie nutzt die Ressourcen der Betroffenen, wie die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, sowie lebenslange Antriebe wie Ordnungssinn und Fleiß. Die Schritte umfassen das Erspüren von Gefühlen und Antrieben, das Validieren dieser mit direkten, kurzen Sätzen, allgemeine Validierung durch Sprichwörter und das Beenden des Gesprächs mit Bezug zum Lebensthema, einem Aktivitätsangebot oder einem ritualisierten Abschied. Der Fokus liegt auf dem „Wie“ der Kommunikation, nicht auf dem „Was“.
5. Personenzentrierter Pflegeansatz (nach Tom Kitwood)
Der personenzentrierte Pflegeansatz sieht das Problem nicht im Demenzkranken selbst, sondern in der gestörten Interaktion und Kommunikation zwischen neurologisch beeinträchtigten Personen und Menschen mit intakter Kognition. Die Pflege basiert auf Beziehung, die von Wertschätzung, Echtheit und Empathie geprägt ist. Pflegende benötigen Neugier und Fantasie, um täglich neu zu entdecken, was für den Einzelnen sinnvoll ist. Der Pflegeprozess konzentriert sich auf das „Wie“ der Pflege und nicht nur auf das Ergebnis. Es wird auf zwanghafte Rituale verzichtet, und jedes Verhalten wird als Kommunikationsversuch verstanden. Dieser Ansatz erfordert starke, reflektierende Teams und Unterstützung durch die Organisation.
6. Biografieorientierte Pflege und Reminiszenz-Therapie
Das Wissen um die Lebensgeschichte erleichtert das Verständnis der inneren Situation des Menschen mit Demenz und hilft, geeignete Orientierungshilfen bereitzustellen. Es geht darum, herauszufinden, was in bestimmten Lebensphasen wichtig war, und welche Gewohnheiten, Sorgen, Ängste und Sinngebungen die Person hatte. Erinnerungsalben, -boxen oder -taschen mit Fotos, Erinnerungsstücken, Sprüchen und Vorlieben sind hilfreich. Die Zimmertür kann mit dem Lebensthema gekennzeichnet werden, um Orientierung und Gesprächsanlässe zu bieten. Die Reminiszenz-Therapie ist eine spezielle Form der Erinnerungsarbeit, die auf Lebensrückschau und Aufarbeitung ungelöster Lebenskonflikte abzielt. Sie kann durch Gruppensitzungen mit Themen wie Kindheit, Spielzeug oder Weihnachten unterstützt werden und nutzt verschiedene Erinnerungshilfen wie Gegenstände, Musik und Fotos. Angehörige sind wichtige Informationsquellen und können durch gemeinsame Erinnerungsarbeit wieder Gemeinsamkeiten finden.
7. Psychobiografisches Pflegemodell (Erwin Böhm)
Dieses Modell fokussiert auf die emotionalen, triebhaften Ressourcen, in die sich der Mensch mit Demenz zurückzieht. Es zielt darauf ab, diesen Rückzug zu verhindern, die Lebenslust zu wecken und die Lebensqualität zu erhöhen durch Erinnerungs- und Biografiearbeit.
8. Mäeutisches Pflegekonzept und Türöffnungskonzept
Das mäeutische Konzept hilft Pflegenden, ihre intuitive Kompetenz in der Pflege methodisch und bewusst im Team umzusetzen. Es fördert die Kommunikation im Team und Empathie für die Betroffenen. Das Türöffnungskonzept bündelt Verfahren, um die sich schließende Welt von Menschen mit Demenz zu öffnen und erträglicher zu machen. Als „Türöffner“ werden unter anderem gute Angehörigenarbeit, Bezugspersonenpflege, gute Pflegeplanung und -dokumentation, kleine Organisationseinheiten, das Vertrautheitskonzept, Haustiere sowie Heiterkeit und Humor genannt.
Diese Ansätze und Techniken zur Beziehungsgestaltung und Kommunikation sind wesentliche Bestandteile der Pflege von Menschen mit Demenz. Sie fördern eine respektvolle und empathische Interaktion, die den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht wird.
Alles verstanden? Beantworten Sie die Fragen und überprüfen Sie Ihr Verständnis.

Do's und Don'ts
Lösen Sie die Aufgabe auf Grundlage des Fachtexts und entscheiden Sie, welche Aussagen in welche Liste passen.

Fallbeispiel
Lesen Sie sich das Fallbeispiel durch und beantworten Sie die Aufgaben.
Fallbeispiel
Herr M., 82 Jahre, sitzt in seinem Zimmer und schaut aus dem Fenster. Die Pflegekraft betritt den Raum und sagt: „Es ist Zeit für das Mittagessen. Wir haben heute Reis mit Hähnchen und Gemüse, danach gibt es einen Nachtisch. Gehen Sie bitte jetzt mit in den Speisesaal.“ Herr M. bleibt stumm und scheint die Pflegekraft nicht wahrzunehmen.