Gesprächsführung - Aktives Zuhören im Pflegeberuf

Gesprächsführung - Aktives Zuhören im Pflegeberuf

Zielsetzung:

Die Lernenden sollen ihre Fähigkeiten im aktiven Zuhören, insbesondere im Pflegeberuf, entwickeln und vertiefen. Ziel ist es, ein Verständnis für verschiedene Gesprächsformen zu erlangen, Kommunikationsfallen zu erkennen und zu vermeiden sowie empathische und wertschätzende Gesprächstechniken praktisch anzuwenden.

Inhalte und Methoden:

Das Arbeitsblatt beginnt mit einer Übersicht über Kommunikationsfallen in der Pflege und deren Auswirkungen. Eine Zuordnungsübung festigt das Verständnis. Fallbeispiele von Dialogen ermöglichen die Analyse von gutem und schlechtem Zuhören. Praktische Übungen in Triadenarbeit fördern die Anwendung von Techniken wie nonverbalen Signalen, Paraphrasieren, Verbalisieren von Emotionen und Wertschätzung. Eine abschließende Feedbackrunde dient der Reflexion. Methoden umfassen Textanalyse, Zuordnungsübungen, Fallanalyse und Rollenspiele mit Feedback.

Kompetenzen:

  • Erkennen und Vermeiden von Kommunikationsfallen
  • Anwenden von Techniken des aktiven Zuhörens
  • Analysieren von Gesprächssituationen
  • Geben und Empfangen von konstruktivem Feedback
  • Entwickeln von Empathie und einer wertschätzenden Haltung

Zielgruppe und Niveau:

Berufsschule

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EH
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Target group and level

Berufsschule

Subjects

Health and Social Care

Gesprächsführung - Aktives Zuhören im Pflegeberuf

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Kommunikationsfallen: Stolpersteine im personenzentrierten Gespräch

Kommunikationsfallen in der Pflege

Gute Pflege erfordert echtes Zuhören und Vertrauen. Manche Gesprächsformen wirken jedoch hinderlich – sogenannte Kommunikationsfallen. Sie sollten vermieden werden, um Patient:innen ernst zu nehmen und eine empathische Atmosphäre zu schaffen.

Typische Fallen:

Bagatellisieren – Gefühle verharmlosen

„Das ist doch nicht so schlimm.“

Diagnostizieren – Ursache benennen ohne Wissen

„Sie sind nur überarbeitet.“

Dirigieren – Befehle statt Mitbestimmung

„Sie müssen mehr spazieren gehen.“

Examinieren – Wie im Verhör ausfragen

„Wann genau begann der Schmerz?“

Sich identifizieren – Gespräch auf sich lenken

„Mir ging es genauso, als…“

Interpretieren – Verhalten deuten

„Sie wollen nur Aufmerksamkeit.“

Moralisieren – Richtig oder falsch bewerten

„Man darf nicht aufgeben.“

Intellektualisieren – Sachlich bleiben statt mitfühlen

„Das ist gedanklich nachvollziehbar…“

Verbinden Sie die Begriffe auf der linken Seite mit denen auf der rechten Seite.

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Aktives Zuhören im Pflegealltag - Fallbeispiel

📋 Arbeitsauftrag: Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam und arbeiten Sie heraus, was schief gelaufen ist oder was besonders gut gelaufen ist. Nutzen Sie dabei die neu gelernten Fachbegriffe.

Dialog 1: Einfühlsames Gespräch

Pflegekraft: Guten Morgen, Herr Schmidt. Wie fühlen Sie sich heute?

Patient: Ach, wissen Sie, ich habe in letzter Zeit oft so ein Gefühl der Verwirrung. Manchmal finde ich es wirklich schwer, mich an Dinge zu erinnern.

Pflegekraft: Das klingt, als wäre das sehr belastend für Sie. Können Sie mir mehr darüber erzählen?

Patient: Ja, gestern habe ich vergessen, wo ich meine Brille hingelegt habe, und es hat mich wirklich durcheinander gebracht.

Pflegekraft: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann hat das Vergessen Ihrer Brille Ihnen Sorgen bereitet. Es muss frustrierend sein, wenn solche Dinge passieren.

Patient: Ja, genau. Es macht mir Angst, dass ich nicht mehr so klar denken kann wie früher.

Pflegekraft: Ihre Angst ist verständlich. Es klingt, als ob Sie sich Sorgen um Ihre Gedächtnisleistung machen. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen und zu unterstützen.

Patient: Danke, das bedeutet mir viel. Manchmal fühle ich mich einfach verloren.

Pflegekraft: Ich kann mir vorstellen, dass das Gefühl des Verlorenseins sehr schwer für Sie sein muss. Haben Sie etwas, das Ihnen in solchen Momenten hilft, sich besser zu fühlen?

Patient: Manchmal hilft es mir, wenn ich mit jemandem sprechen kann. Das Gespräch mit Ihnen tut mir gut.

Pflegekraft: Ich freue mich, dass ich Ihnen helfen kann. Ich bin immer da, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen.


Dialog 2: Missverständnisse und Frustrationen

Pflegekraft: Guten Morgen, Herr Schmidt. Wie geht es Ihnen heute?

Patient: Ich fühle mich ziemlich verwirrt, manchmal kann ich mich an nichts erinnern.

Pflegekraft: Ach, machen Sie sich keine Sorgen, das ist doch nicht so schlimm. Jeder vergisst mal was.

Patient: Aber es passiert immer öfter, und es macht mir Angst.

Pflegekraft: Wann ist das denn passiert? Haben Sie Ihre Medikamente richtig genommen?

Patient: Gestern habe ich meine Brille nicht gefunden, und es hat mich wirklich durcheinander gebracht.

Pflegekraft: Andere Menschen haben es viel schwerer als Sie. Sie sollten sich nicht so viele Gedanken machen.

Patient: Ich fühle mich einfach verloren und nicht mehr wie ich selbst.

Pflegekraft: Sie hätten doch wissen müssen, dass solche Dinge passieren können. Man muss einfach vorsichtiger sein.

Patient: Ich weiß, aber ich fühle mich trotzdem hilflos.

Pflegekraft: Vielleicht sollten Sie sich eine Liste machen, wo Sie Ihre Sachen ablegen. Das würde ich jedenfalls tun.

Patient: Ich weiß nicht… das hilft mir irgendwie nicht weiter.

Pflegekraft: Na ja, so ist das Leben eben. Sie müssen sich daran gewöhnen.

Notieren Sie hier Ihre Ergebnisse.

HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!!

Anschließende Besprechung der Ergebnisse im Plenum. Vergleich des ersten und zweiten Dialogs.

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Triadenarbeit

👥 Schritt 1 - Triadenbildung: Bilden Sie Dreiergruppen. Jede Gruppe hat die Rollen: Erzähler:in, Zuhörer:in, Beobachter:in.

Rollenverteilung und Gespräch:

  • Erzähler:in: Erzählen Sie für 3-5 Minuten von einer Situation aus dem (Pflege-)Alltag, die Sie persönlich bewegt oder beschäftigt hat (z. B. eine positive Begegnung, eine Herausforderung mit einem Patienten, ein Teamkonflikt).
  • Zuhörer:in: Hören Sie der erzählenden Person aktiv zu. Wenden Sie bewusst die geübten Techniken des aktiven Zuhörens an (nonverbale Signale, Paraphrasieren, Emotionen verbalisieren, Wertschätzung ausdrücken etc.). Versuchen Sie, eine empathische Haltung einzunehmen und das Gesagte aus der Innenperspektive der erzählenden Person zu verstehen.
  • Beobachter:in: Beobachten Sie das Gespräch aufmerksam. Achten Sie besonders auf die Umsetzung der Techniken des aktiven Zuhörens und die gezeigte Haltung des empathischen Verstehens. Machen Sie sich Notizen.

Kreuzen Sie an.

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Feedbackrunde

👥 Schritt 2 - Feedbackrunde:

  • Nach dem Zuhören gibt der/die Beobachter:in zuerst Feedback an den/die Zuhörende/n: "Was ist mir positiv beim Zuhören aufgefallen? Welche Techniken wurden gut umgesetzt? Welche Haltung wurde vermittelt?"
  • Danach gibt der/die Erzähler:in Feedback an den/die Zuhörende/n: "Wie hast du dich als Erzähler:in gefühlt? Hast du dich verstanden und gehört gefühlt? Was war hilfreich, was weniger?"
  • Der/die Zuhörer:in kann auf das Feedback reagieren.
  • Anschließend wechseln Sie die Rollen, bis jede:r einmal jede Rolle innehatte.

✒️ Hier können Sie eventuelle Fragen und Anmerkungen notieren.

HINWEIS FÜR DIE LEHRKAFT!

Abschließende Diskussionsrunde - ggf. Notizen auf einem Whiteboard/Tafel festhalten:

  • Wie sinnvoll finden Sie es, dass Pflegende die Kompetenz "aktiv zuzuhören" entwickeln? Begründen Sie Ihre Meinung.
  • Vergleichen und kontrastieren Sie die verschiedenen Standpunkte. Wo gibt es Übereinstimmungen, wo Unterschiede?
  • Bilden Sie gemeinsam erste Hypothesen: In welchen konkreten (Pflege-)Situationen ist "aktives Zuhören" besonders angebracht und hilfreich? Und in welchen Situationen könnte es weniger passend sein oder sogar kontraproduktiv wirken?
  • Diskutieren Sie, warum aktives Zuhören nicht als grundsätzliche normative Setzung für jede gelungene Gesprächsführung betrachtet werden sollte, sondern situationsabhängig und bewusst eingesetzt werden muss.