Balladen - sehen, lesen, deuten

Balladen - sehen, lesen, deuten

Zielsetzung:

Die Lernenden setzen sich mit der Ballade als einer besonderen Form des Erzählens auseinander. Sie lernen, wie man eine Ballade liest und deutet, und welche Merkmale diese aufweist. Ziel ist es, dass die Lernenden die Merkmale einer Ballade erkennen und verstehen, um diese erschließen zu können.

Inhalte und Methoden:

Das Arbeitsblatt führt die Lernenden schrittweise an die Ballade heran. Es beinhaltet die Auseinandersetzung mit einem modernen Heldenlied, die Lektüre und Analyse einer Ballade, sowie die Erarbeitung der Merkmale einer Ballade. Die Methoden umfassen Einzelarbeit, Partnerarbeit und die Analyse von Texten. 

Kompetenzen:

  • Die Lernenden können eine Ballade lesen und verstehen. 
  • Die Lernenden können die Handlung, Figuren, Stimmung und den Autor / die Autorin einer Ballade erkennen. 
  • Die Lernenden können die Merkmale einer Ballade identifizieren und in eigenen Worten formulieren. 

Zielgruppe und Niveau:

Ab Klasse 7

TU
UY
VB
WE

121 other teachers use this template

Target group and level

Ab Klasse 7

Subjects

German

Balladen - sehen, lesen, deuten

Icon

Die Ballade

Heute tauchen wir ein in eine ganz besondere Form des Erzählens: die Ballade. Stell dir vor, ein Lied erzählt eine spannende Geschichte - voller dramatischer Ereignisse, geheimnisvoller Figuren und oft auch mit einem überraschenden Ende. Balladen sind wie kleine Theaterstücke in Gedichtform. Sie entführen uns in vergangene Zeiten, lassen uns mit Helden mitfiebern und manchmal auch das Grauen spüren.

In dem folgenden Arbeitsblatt werden wir gemeinsam entdecken, was eine Ballade so besonders macht, welche typischen Merkmale sie hat und wie man diese spannenden Geschichten lesen und verstehen kann. Sei gespannt auf tapfere Ritter, unheimliche Begegnungen und tragische Schicksale - die Welt der Balladen wartet darauf, von uns erkundet zu werden!

Icon

Eine Ballade sehen

Schau das folgende Video aufmerksam und mache dir Gedanken über den Songtext.

🎬 Die modernen Heldenlieder

👥 Impulsfrage in die Lerngruppe / auch möglich mit Einzel- oder Partnerarbeit:

Was erzählen diese Lieder? Welche Gefühle oder Bilder rufen sie hervor? Gibt es Ähnlichkeiten zu Geschichten, die ihr kennt (Sagen, Legenden, Filme)?

Information für die Lehrkraft zu dem modernen Heldenlied:

  • Das Lied feiert die Jugend als eine Generation voller Potenzial.
  • Es sagt: „Wir sind groß, wir sind mehr, als du glaubst“ und stellt damit das Selbstwertgefühl junger Menschen in den Mittelpunkt.
  • Es geht um Selbstvertrauen, Zusammenhalt, Zukunftsoptimismus – zentrale Eigenschaften moderner Held:innen.
  • Die „Helden“ in diesem Lied tragen keine Umhänge – sie sind „normal“, aber mutig genug, ihre Träume zu leben.
  • Das Lied vermittelt: Held:in ist, wer für etwas einsteht, sich traut, seinen Weg zu gehen, oder anderen Mut macht.
  • „Wir“ ist das Schlüsselwort. Es geht um Teamgeist, um die Kraft der Gruppe – eine Art kollektives Heldentum.
  • Das bricht mit dem klassischen, einsamen Heldentyp und macht das Thema greifbarer für Jugendliche.
  • Mark Forster nutzt eine bildhafte, energiegeladene Sprache, die Mut macht, z. B.:

->„Und wir haben Flügel, tragen sie gemeinsam“ – das Bild steht für Hoffnung und Unterstützung.

✒️ Hier findest du Platz für Notizen und Gedanken zu dem Song.

(Übergang): Du lenkst die Aufmerksamkeit auf eine ältere Form solcher "Heldenlieder" – die Ballade

Du präsentierst kurz die typischen Merkmale einer Ballade:

  • Vermischung von Epik (Erzählung), Lyrik (Gedichtform) und Dramatik (Dialoge, Konflikte).
  • Oftmals tragischer Ausgang.
  • Bearbeitung historischer, sagenhafter oder volkstümlicher Stoffe.
  • Strophische Gliederung, Reim und Rhythmus.
Icon

Eine Ballade lesen

Lies die folgende Ballade aufmerksam durch.

Der Erlkönig

Strophe 1
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Strophe 2
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

Strophe 3
Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.

Strophe 4
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.

Strophe 5
Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.

Strophe 6
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.

Strophe 7
Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!

Strophe 8
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

  • Johann Wolfgang von Goethe

📋 Arbeitsauftrag: Beantworte folgende Fragen in Einzelarbeit:

Welche Geschichte wird erzählt?

Welche Figuren treten auf?

Welche Stimmung entsteht?

Was hat dich besonders beeindruckt oder beunruhigt?

👥 Arbeitsauftrag: Sprich mit deinem Sitznachbarn / deiner Sitznachbarin über deine Antworten.

👥 Partnerarbeit: Beantwortet zusammen die folgenden Fragen.

Gemeinsame Besprechung der Antworten in der Lerngruppe

Icon

Eine Ballade deuten

Im Folgenden wird du lernen, wie man eine Ballade deuten kann und welche Merkmale eine Ballade hat.

📋 Arbeitsauftrag: Lies den Informationstext zu der Ballade aufmerksam durch. Dieser hilft dir, die Ballade besser zu verstehen und den Autor / die Autorin besser kennenzulernen.

Johann Wolfgang von Goethe, geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main und gestorben am 22. März 1832 in Weimar, zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern und Denkern. Neben seiner literarischen Tätigkeit war Goethe auch in der Politik und den Naturwissenschaften aktiv und wird oft als „Universalgenie“ bezeichnet. Sein Werk umfasst Dramen, Romane und Gedichte, die bis heute weltweit gelesen werden. Goethe prägte die literarischen Epochen des Sturm und Drang sowie der Weimarer Klassik und hinterließ Werke wie „Faust“, „Die Leiden des jungen Werther“ und zahlreiche Balladen.

Die Ballade „Der Erlkönig“, geschrieben im Jahr 1782, ist eines von Goethes bekanntesten Werken. Sie vereint Elemente der Dramatik, Epik und Lyrik und erzählt die Geschichte eines nächtlichen Ritts eines Vaters mit seinem kranken Sohn. Der Sohn sieht in der Natur die unheimliche Gestalt des Erlkönigs, der ihn mit verführerischen Worten in sein Reich locken möchte. Der Vater versucht, die Ängste des Kindes durch rationale Erklärungen zu zerstreuen. Am Ende der Ballade erreicht der verzweifelte Vater mit Mühe den Hof, doch das Kind ist tot. Diese Ballade ist ein Paradebeispiel für die literarische Epoche des Sturm und Drang, die durch starke Gefühle und Naturverbundenheit geprägt ist.

Eine Ballade ist ein erzählendes Gedicht, das Merkmale aus Lyrik, Drama und Epik vereint. Sie hat oft einen klaren Spannungsbogen und enthält dramatische Elemente wie Dialoge. In „Der Erlkönig“ ist die Spannung durch den Dialog zwischen Vater und Sohn und die bedrohliche Präsenz des Erlkönigs stark ausgeprägt. Das Reimschema und der rhythmische Aufbau tragen zur intensiven Atmosphäre bei. Goethes „Der Erlkönig“ zeigt durch die Vereinigung der literarischen Gattungen und die dramatische Erzählweise typische Merkmale der Balladenform und bleibt ein zeitloses Werk der deutschen Literatur.

📋 Arbeitsauftrag: Notiere hier wichtige Merkmale und formuliere in eigenen Worten, was eine Ballade ausmacht.

Besprechung in der Lerngruppe:

Gemeinsames zusammentragen der Merkmale einer Ballade.

Die Ballade: Konkrete Merkmale und Beispiele

Die Ballade ist eine Gedichtform, die durch eine Kombination spezifischer Merkmale gekennzeichnet ist. Diese Merkmale tragen dazu bei, dass Balladen oft als "erzählende Gedichte" bezeichnet werden.

Erzählende Handlung:

  • Eine Ballade erzählt eine Geschichte mit einem klaren Handlungsverlauf.
  • Es gibt Figuren, ein Geschehen und eine Entwicklung.
  • Beispiel: In Goethes "Erlkönig" wird die Geschichte eines Vaters erzählt, der mit seinem kranken Kind durch die Nacht reitet, wobei das Kind Visionen des Erlkönigs hat.

Gedichtform:

  • Balladen sind in Strophen und Verse gegliedert.
  • Sie verwenden rhythmische und klangliche Mittel wie Reim und Metrum.
  • Beispiel: "Der Erlkönig" besteht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen.

Reim und Metrum:

  • Balladen haben oft ein regelmäßiges Reimschema und Metrum, die den Rhythmus der Erzählung unterstützen.
  • Beispiel: "Der Erlkönig" weist Reim und Rhythmus auf, die zur intensiven Atmosphäre beitragen.

Dramatische Elemente:

  • Balladen enthalten oft Dialoge zwischen den Figuren.
  • Sie bauen Spannung auf und haben einen Höhepunkt.
  • Beispiel: In "Der Erlkönig" gibt es einen intensiven Dialog zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Erlkönig, der die dramatische Spannung vorantreibt.

Konflikt:

  • In Balladen gibt es in der Regel einen Konflikt, der die Handlung antreibt.
  • Beispiel: Der Konflikt in "Der Erlkönig" ist der Kampf des Vaters um das Leben seines Sohnes gegen die übernatürliche Macht des Erlkönigs.

Überraschendes oder tragisches Ende:

  • Viele Balladen haben ein unerwartetes oder tragisches Ende.
  • Beispiel: "Der Erlkönig" endet tragisch mit dem Tod des Kindes.

Themenvielfalt:

  • Balladen können verschiedene Themen behandeln, wie Liebe, Heldentum, Schicksal, Übernatürliches oder historische Ereignisse.
  • Beispiel: "Der Erlkönig" behandelt das Übernatürliche und den Kampf zwischen Leben und Tod.