Risiko-Assessment in der Pflege

Risiko-Assessment in der Pflege

Zielsetzung: Das Arbeitsblatt zielt darauf ab, den Lernenden die systematische Durchführung von Risiko-Assessments in der Pflege zu vermitteln. Der Fokus liegt auf zwei zentralen standardisierten Instrumenten, der Morse Fall Scale (MFS) zur Beurteilung des Sturzrisikos und dem Mini Nutritional Assessment (MNA) zur Erfassung des Ernährungszustands, und der Ableitung gezielter Präventionsmaßnahmen.


Inhalte und Methoden: Der Informationstext vermittelt als zentralen Inhalt die Bedeutung von Risiko-Assessments im Pflegeprozess und stellt mit der Morse Fall Scale (MFS) und dem Mini Nutritional Assessment (MNA) zwei wichtige Instrumente zur Erfassung von Sturz- und Ernährungsrisiken vor. Methoden wie Wissensabfragen, Warm-up-Übungen, fallbezogene Anwendung von MFS und MNA sowie die Ableitung konkreter Präventionsmaßnahmen unterstützen die Lernenden dabei, die Instrumente praxisnah zu verstehen und anzuwenden. Abschließende Selbstreflexionsfragen fördern die Einschätzung des Nutzens dieser Assessments für den Pflegealltag.


Kompetenzen:

  • Diagnostische Kompetenz: Fähigkeit zur systematischen und objektiven Risikoeinschätzung (MFS, MNA)
  • Wissensanwendung: Korrekte Zuordnung der Items und Punktzahlen zu den standardisierten Skalen
  • Präventionsplanung: Entwicklung gezielter, begründeter Maßnahmen zur Sturz- und Mangelernährungs-Prophylaxe
  • Reflexionsfähigkeit: Bewertung des Nutzens von Assessmentinstrumenten für Transparenz und Qualitätssicherung


Zielgruppe und Niveau: Das Arbeitsblatt richtet sich an Personen in Pflegeberufen oder in der Ausbildung.

RJ
SM
TP
UT

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Target group and level

Auszubildende im Pflegeberuf

Subjects

Health and Social Care

Risiko-Assessment in der Pflege

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Arbeitsauftrag

Lesen Sie den Informationstext und beantworten Sie die Frage.

Grundlagen des Risiko-Assessments

Risiko-Assessments sind strukturierte Verfahren, die Pflegefachpersonen dabei unterstützen, potenzielle Gefährdungen für Patient:innen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten. Sie bilden die Basis für eine professionelle Pflegeplanung und fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ein Assessment umfasst die systematische Sammlung und Bewertung von relevanten Daten, zum Beispiel zu Mobilität, Kognition, Ernährung oder psychosozialen Aspekten. Die Anwendung erfolgt meist in einer ruhigen Umgebung und bezieht die Patient:innen aktiv mit ein. Die Ergebnisse werden dokumentiert und regelmäßig evaluiert, um Veränderungen im Zustand der betreuten Personen angemessen berücksichtigen zu können.

Ein zentrales Werkzeug im Sturzrisiko-Assessment ist die Morse Fall Scale. Mit diesem Instrument lässt sich das individuelle Sturzrisiko von Patient:innen anhand von sechs Kriterien einschätzen: unter anderem werden Sturzanamnese, sekundäre Diagnosen, Gehfähigkeit, Nutzung von Gehhilfen, intravenöse Therapie und geistiger Zustand bewertet. Die Punkteverteilung erfolgt dabei je nach Ausprägung der einzelnen Merkmale, sodass eine Gesamtpunktzahl zwischen 0 und 125 erreicht werden kann. Je höher der Wert, desto größer das Sturzrisiko. Diese Einschätzung ermöglicht es Pflegekräften, gezielt auf gefährdete Personen einzugehen und individuelle Unterstützungsangebote zu entwickeln.

Präventionsmaßnahmen bezeichnen gezielte Strategien und Handlungen, die darauf abzielen, das Auftreten von Risiken oder deren Folgen zu minimieren. In der Pflegepraxis bedeutet Prävention, durch frühzeitige Einschätzung und Intervention Komplikationen wie Stürze, Dekubitus oder Mangelernährung bestmöglich zu vermeiden. Dies stärkt die Sicherheit und Lebensqualität von Patient:innen und entlastet zugleich das Gesundheitssystem. Risiko-Assessments und die daraus abgeleiteten Präventionsmaßnahmen sind daher zentrale Bestandteile einer modernen, personenzentrierten Pflege.

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Warm-up: Risiko oder nicht?

Ordnen Sie die folgenden Aussagen ein und begründen Sie: (✔ = Risiko, ✘ = kein Risiko)

Situation ✔ Risiko / ✘ Kein Risiko Begründung
Nimmt drei verschiedene Antihypertensiva
Hat stabilen Gang, keine Hilfsmittel
Verlor in 3 Monaten 3 kg Körpergewicht
Trinkt ca. 2 Liter am Tag
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Sturzrisiko-Assessment (Morse Fall Scale)

Lesen Sie das Fallbeispiel und schätzen Sie zunächst ohne Berechnung den ungefähren MFS-Score.

Fallbeispiel: Sturz- und Ernährungsrisiko bei Herrn K

Herr K, 79 Jahre alt, lebt allein und wirkt körperlich geschwächt. Er benötigt zur Fortbewegung einen Rollator, da seine Muskelkraft und das Gleichgewicht deutlich vermindert sind. In den letzten zwei Monaten hat Herr K ohne ersichtlichen Grund 3 kg an Gewicht verloren. Bei der Kontrolle fällt auf, dass er zunehmend unsicher beim Gehen ist und über gelegentliche Schwindelgefühle klagt. Er berichtet, dass er häufiger Appetitlosigkeit verspürt und Mahlzeiten auslässt. Die Gewichtskontrolle zeigt einen deutlichen Gewichtsverlust, was auf ein erhöhtes Ernährungsrisiko hinweist. Seine Mobilität ist durch den Rollator eingeschränkt, was das Sturzrisiko zusätzlich erhöht. Außerdem ist Herr K auf Unterstützung bei der Zubereitung von Mahlzeiten angewiesen. Die Wohnumgebung ist altersgerecht angepasst, Stolperfallen sind jedoch nicht vollständig beseitigt. Aufgrund der bestehenden Schwäche, der Hilfsmittelabhängigkeit und des ungewollten Gewichtsverlusts besteht bei Herrn K sowohl ein erhöhtes Sturz- als auch ein signifikantes Ernährungsrisiko. Eine regelmäßige Überprüfung des Ernährungszustands sowie gezielte Maßnahmen zur Sturzprophylaxe sind erforderlich, um seine Selbstständigkeit zu erhalten.

Ich glaube, der Score liegt ungefähr bei:

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Arbeitsauftrag

Ordnen Sie die passenden Punkte zu recherchieren Sie, um genauere Ergebnisse zu erhalten:

Kategorie Punkte Ihre Zuordnung
Vorgeschichte Sturz 0 / 25
Sekundäre Diagnose 0 / 15
Gehbeeinträchtigung 0 / 10 / 20
Gehhilfe 0 / 15 / 30
Infusionen 0 / 20
Mentale Verfassung 0 / 15

Gesamtpunktzahl:

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Maßnahmen ableiten

Nennen Sie zwei direkte und zwei indirekte Präventionsmaßnahmen.

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Ernährungsrisiko

Lesen Sie den Informationstext und entscheiden Sie: Welche Items gehören zur MNA? (Mehrfachauswahl)

Ernährungsrisiko und das Mini Nutritional Assessment (MNA)

Ein Ernährungsrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person eine Mangelernährung entwickelt. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Patient:innen mit chronischen Erkrankungen oder eingeschränkter Selbstständigkeit. Das Mini Nutritional Assessment (MNA) ist ein validiertes Instrument zur frühzeitigen Erkennung von Mangelernährung, besonders im geriatrischen Bereich. Die MNA-SF (Short Form) umfasst sechs Fragen zu Appetit, Gewichtsverlust, Mobilität, akuten Erkrankungen, Demenz/Depression sowie Body-Mass-Index oder Wadenumfang. Bei auffälligem Ergebnis folgt die MNA-LF (Langform), die zusätzlich Ernährungsgewohnheiten, Umfang von Armen und Waden sowie subjektive Selbsteinschätzungen abfragt. Die MNA-Instrumente ermöglichen eine strukturierte Bewertung des Ernährungszustandes, um gezielt Präventions- und Therapieansätze einzuleiten, bevor schwerwiegende Folgeschäden auftreten.

Item Auswahl
BMI
Bewusstseinslage
Appetitverlust
Mobilität
Hautinspektion
Stress oder akute Erkrankung
Flüssigkeitsbilanz
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Kurzanalyse

Beantworten Sie die folgenden Fragen. Die Kurzanalyse soll sich auf MFS sowie MNA beziehen.

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Reflexion – Selbstcheck

Beantworten Sie die Fragen.

Lösung für die Lehrkraft

Situation ✔ Risiko / ✘ Kein Risiko Begründung
Nimmt drei verschiedene Antihypertensiva ✔ Risiko Polypharmazie erhöht die Gefahr von Nebenwirkungen und Schwindel.
Hat stabilen Gang, keine Hilfsmittel ✘ Kein Risiko Gutes Gangbild reduziert das Sturzrisiko deutlich.
Verlor in 3 Monaten 3 kg Körpergewicht ✔ Risiko Gewichtsverlust kann auf Frailty oder Erkrankungen hinweisen.
Trinkt ca. 2 Liter am Tag ✘ Kein Risiko Ausreichende Flüssigkeitszufuhr beugt Schwindel und Kreislaufproblemen vor.
Kategorie Punkte Ihre Zuordnung
Vorgeschichte Sturz 0 / 25 0 – Herr K hat keinen dokumentierten Sturz in der Vorgeschichte, aber eine deutliche Sturzgefahr.
Sekundäre Diagnose 0 / 15 15 – Herr K ist körperlich geschwächt, mit Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit. Dies spricht für eine sekundäre Diagnose wie Mangelernährung.
Gehbeeinträchtigung 0 / 10 / 20 20 – Herr K zeigt deutliche Gangunsicherheit, benötigt einen Rollator, ist also stark gehbeeinträchtigt.
Gehhilfe 0 / 15 / 30 30 – Herr K ist auf einen Rollator angewiesen. Die maximale Punktzahl ist zu vergeben.
Infusionen 0 / 20 0 – Es gibt keinen Hinweis auf Infusionen im Fallbeispiel.
Mentale Verfassung 0 / 15 0 – Keine Hinweise auf eine kognitive oder psychische Beeinträchtigung.
Item Auswahl
BMI
Begründung: Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein wesentlicher Bestandteil des Mini Nutritional Assessment (MNA) und dient der Bewertung des Ernährungszustands. Bei älteren Menschen ist ein niedriger BMI oder ein signifikanter Gewichtsverlust ein Signal für erhöhtes Ernährungsrisiko. Der BMI wird routinemäßig im MNA erfasst.
Gehört zur MNA
Bewusstseinslage
Begründung: Die Bewusstseinslage ist für die klinische Einschätzung, insbesondere des Sturzrisikos, wichtig, da Einschränkungen wie Verwirrtheit das Risiko erhöhen können. Sie ist jedoch kein Bestandteil des MNA.
Gehört nicht zur MNA
Appetitverlust
Begründung: Anhaltender Appetitverlust wird explizit im MNA abgefragt, da er ein zentrales Symptom für Mangelernährung ist. Bei Herr K. besteht Appetitlosigkeit, was das Risiko für eine Mangelernährung erhöht.
Gehört zur MNA
Mobilität
Begründung: Die Mobilität ist Teil des MNA und gibt Aufschluss darüber, ob der Mensch noch selbstständig ist oder Hilfsmittel benötigt. Eingeschränkte Mobilität erhöht das Risiko für Mangelernährung und Stürze.
Gehört zur MNA
Hautinspektion
Begründung: Die Hautinspektion liefert Hinweise auf Mangelernährung (z.B. Dekubitus, stehende Hautfalten) und ist Teil der allgemeinen klinischen Einschätzung. Sie ist jedoch kein direktes Item im MNA.
Gehört nicht zur MNA
Stress oder akute Erkrankung
Begründung: Im MNA wird gezielt nach akuten Krankheiten oder Stressereignissen in den letzten drei Monaten gefragt, da diese das Ernährungsrisiko deutlich erhöhen.
Gehört zur MNA
Flüssigkeitsbilanz
Begründung: Die Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz ist für die Gesamtbeurteilung älterer Menschen relevant, wird aber im MNA nicht direkt abgefragt.
Gehört nicht zur MNA