Start-up-Simulation - Was man über Gründung wissen sollte
Hinweis: Das Arbeitsblatt ist Teil der Reihe "Start-up-Simulation". Hierbei handelt es sich um acht Arbeitsblätter mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten, die deine Lernenden dabei begleiten, ein eigenes Start-up zu entwickeln.
Zielsetzung:
Das Arbeitsblatt vermittelt die Grundlagen der Start-up-Gründung und beleuchtet dabei die Merkmale, Phasen sowie die persönlichen und sozioökonomischen Voraussetzungen von Gründer:innen.
Inhalte und Methoden:
Anhand eines Beispiel-Start-ups wird der Weg von einer einfachen Idee zu einem globalen Unternehmen illustriert. Durch Lesetexte, eine visuelle Darstellung der Gründungsphasen und offene Fragen setzen sich die Lernenden mit der Definition von Start-ups, den einzelnen Entwicklungsschritten sowie den Herausforderungen und Erfolgsfaktoren auseinander.
Kompetenzen:
- Analytisches Denken
- Problemlösungskompetenz
- Medienkompetenz
- Reflexion über soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge
Zielgruppe und Niveau:
ab Klasse 9
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Target group and level
ab Klasse 9
Subjects
Start-up-Simulation - Was man über Gründung wissen sollte


Hinweis für die Lehrkraft
Diese Arbeitsbögen begleiten die Schüler:innen durch ein flexibles Unterrichtsprojekt zur Gründung eines eigenen Start-ups. Sie sind so konzipiert, dass sie ideal für die Bearbeitung im Team sind, weshalb die Anleitungen und Aufgaben meistens in der Pluralform gehalten sind. Die Unterlagen sind nach Themenschwerpunkten wie Marketing, Finanzierung oder Präsentation gegliedert, was einen modularen Einsatz ermöglicht: So kann je nach verfügbarer Zeit entweder nur ein Thema vertieft oder eine arbeitsteilige Bearbeitung im Team umgesetzt werden, ohne einer festen Reihenfolge folgen zu müssen. Jeder Arbeitsbogen kombiniert einen kompakten Theorie-Input mit praktischen Übungen, die die Schüler:innen direkt auf ihr eigenes Start-up-Projekt anwenden. Am Ende jedes Arbeitsbogens befindet sich außerdem ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen.
Dieses Arbeitsblatt eignet sich am besten am Anfang der Projektphase.

Einleitung
Hast du dich schon mal gefragt, wie man eigentlich eine Firma gründet, was ein Start-up ist und wie man überhaupt auf eine Idee für ein gutes Produkt kommt? In diesem Arbeitsblatt beschäftigst du dich mit den Grundlagen der Gründung eines Start-ups.
Von der Idee zum Start-up
Wie kommt man eigentlich dazu, eine Firma zu gründen? Viele von uns denken dabei vielleicht an eine geniale Idee, die über Nacht kommt, oder an das Klischee vom Gründer, der einen bahnbrechenden Plan hat und sich sofort in die Arbeit stürzt. Doch die Realität ist oft viel komplexer. Die Gründe für eine Unternehmensgründung sind vielfältig: Manchmal ist es der Drang, ein persönliches Problem zu lösen, das einem den Schlaf raubt. Oder es ist der Wunsch, etwas zu schaffen, das die Welt ein kleines Stück besser macht. Für viele ist es auch die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen. Der Weg zur Gründung ist selten linear und oft voller Überraschungen und Herausforderungen, die den ursprünglichen Plan auf den Kopf stellen.
Ein interessantes Beispiel dafür sind Brian Chesky und Joe Gebbia, die nebenberuflich starteten und letztendlich Airbnb gründeten. Ihre Geschichte zeigt, dass eine gute Idee manchmal aus der Not geboren wird – in ihrem Fall aus der Schwierigkeit, die Miete zu bezahlen. Statt aufzugeben, entwickelten sie eine Plattform, die den Unterkunftsmarkt revolutionierte. Was als kleiner Nebenerwerb begann, entwickelte sich zu einer globalen Marke, die das Reisen für Millionen von Menschen verändert hat.
Wir werden uns ihre Geschichte genauer ansehen, um zu verstehen, was es bedeutet, flexibel zu sein und warum ein ursprünglicher Plan manchmal nicht der beste ist.

Von der Luftmatratze zum Weltunternehmen – Was wir von Airbnb über Start-ups lernen können
San Francisco, Oktober 2007: Brian Chesky und Joe Gebbia stehen in ihrer Küche. Die Miete ist fällig, ihr Konto leer. In der Stadt tobt eine Designkonferenz – alle Hotels sind ausgebucht. Joe schaut zu Brian: „Was, wenn wir einfach ein paar Luftmatratzen vermieten?“ So oder so ähnlich könnte der Start der Erfolgsgeschichte von Airbnb gewesen sein.
So beginnt eine typische Start-up-Geschichte – jung, improvisiert, risikoreich. Aber was genau macht ein Start-up aus, und wie unterscheidet es sich von der Gründung einer klassischen Firma?
Ein Start-up ist in der Regel ein junges Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee und einem hohen Wachstumspotenzial. Im Gegensatz zu etablierten Unternehmen, die oft auf bewährte Geschäftsmodelle setzen, zielen Start-ups darauf ab, bestehende Märkte zu revolutionieren oder völlig neue zu schaffen. Ein klassisches Merkmal von Start-ups ist die Skalierbarkeit, also die Fähigkeit, das Geschäftsmodell schnell und effizient zu erweitern. Dies wird häufig durch den Einsatz von Technologie erreicht, die es ermöglicht, Prozesse zu automatisieren und Kosten zu reduzieren.
Ein weiterer Unterschied zu traditionellen Unternehmen liegt in der Finanzierung. Start-ups sind oft auf Risikokapital angewiesen, um ihre Ideen zu realisieren. Risikokapitalgeber:innen investieren in Start-ups mit der Erwartung hoher Renditen, sind jedoch bereit, das Risiko eines Totalverlusts einzugehen. Diese Finanzierungsform ermöglicht es Start-ups, schnell zu wachsen und neue Märkte zu erschließen.
Start-ups zeichnen sich auch durch eine dynamische Unternehmenskultur aus. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend, da sich die Geschäftsstrategie häufig ändern kann, um auf neue Herausforderungen und Marktbedingungen zu reagieren. Anders als in etablierten Unternehmen, wo Hierarchien oft starr sind, finden sich in Start-ups flache Hierarchien und eine offene Kommunikation, die Innovationen und kreative Lösungen fördert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Start-ups durch ihre Innovationskraft, Skalierbarkeit und dynamische Kultur geprägt sind. Sie sind die Motoren wirtschaftlicher Veränderungen und bieten die Möglichkeit, mit einer guten Idee und einem engagierten Team Großes zu erreichen – so wie es Brian und Joe mit Airbnb getan haben.

Phasen einer Start-up-Gründung
Eine Gründung eines Start-ups besteht typischerweise aus verschiedenen Phasen. Schau dir die Grafik an und lies anschließend den Text.
📌 Lies den Text, um mehr über die Gründungszeit des Start-ups aus dem Beispiel zu erfahren.
Airbnb: Die Geburt einer revolutionären Idee
Im Herbst 2007 standen Brian Chesky und Joe Gebbia in ihrer kleinen Wohnung in San Francisco vor einer entscheidenden Herausforderung – die Miete war fällig, doch ihre finanziellen Mittel waren nahezu erschöpft. Gleichzeitig fand in der Stadt eine Designkonferenz statt, die alle Hotels ausgebucht hatte. In dieser prekären Situation entwickelte sich eine zündende Idee: Warum nicht einfach Luftmatratzen in ihrem Wohnzimmer an Konferenzbesucher:innen vermieten und ihnen ein Frühstück anbieten? Diese spontane und zugleich innovative Idee führte zur Geburtsstunde von Airbnb, das später die Reisebranche weltweit revolutionieren sollte.
Die anfängliche Phase war geprägt von Improvisation und Experimentierfreude. Chesky und Gebbia erstellten eine einfache Webseite, um ihre „Air Bed and Breakfast“-Dienstleistung zu bewerben. Die ersten Gäste, die sie beherbergten, waren tatsächlich Konferenzteilnehmer:innen, die dankbar für eine bezahlbare und gemütliche Unterkunft waren. Dieses positive Feedback motivierte die Gründer, ihre Vision weiterzuverfolgen und die Plattform auszubauen.
Der Weg zur Etablierung von Airbnb war jedoch von zahlreichen Herausforderungen und Unsicherheiten geprägt. Die Gründer mussten lernen, wie sie eine Plattform schaffen konnten, die sowohl Gastgeber:innen als auch Gäste anspricht. Das Feedback der ersten Nutzer:innen war entscheidend, um die Webseite benutzerfreundlicher zu gestalten und den Service kontinuierlich zu verbessern. Diese Phase war eine Zeit intensiven Lernens und der Anpassung, in der Chesky und Gebbia oft improvisieren mussten, um auftretende Probleme zu lösen.
Ein bedeutender Fortschritt ereignete sich, als Nathan Blecharczyk, ein technischer Experte, das Gründerteam verstärkte. Mit seiner Unterstützung konnte die Webseite technisch optimiert und die Nutzererfahrung erheblich verbessert werden. Dies war der Moment, in dem Airbnb begann, über die geografischen Grenzen San Franciscos hinaus zu expandieren. Die Vision, nicht nur Schlafplätze, sondern einzigartige Reiseerlebnisse zu bieten, nahm Gestalt an.
Die finanzielle Absicherung blieb jedoch eine enorme Herausforderung. Zahlreiche Versuche, Investor:innen zu gewinnen, scheiterten, da viele die Idee skeptisch betrachteten. In ihrer Not kreierten die Gründer spezielle Müslipackungen, die sie „Obama O's“ und „Cap'n McCain's“ nannten, inspiriert vom damaligen Präsidentschaftswahlkampf. Diese kreative Aktion erregte viel Aufmerksamkeit und half ihnen, das notwendige Startkapital zu beschaffen, um die Plattform weiter auszubauen.
Der entscheidende Durchbruch gelang schließlich mit der Unterstützung von Y Combinator, einem renommierten Startup-Inkubator. Diese Partnerschaft bot Airbnb nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch wertvolles Mentoring, um das Geschäftsmodell zu skalieren und international zu expandieren. Von da an wuchs Airbnb rasend schnell und entwickelte sich zu einer Plattform, die weltweit Millionen von Gastgeber:innen und Reisenden vernetzt und die Art und Weise, wie Menschen reisen, grundlegend verändert hat.

Wer gründet ein Start-up?
Nicht jeder würde diesen riskanten Weg gehen – welche Eigenschaften braucht es? In diesem Abschnitt erfährst du mehr darüber.
Wer gründet ein Start-up?
Die Gründerszene in Deutschland, die als Motor für Innovation und technologischen Wandel gilt, ist keineswegs ein Spiegelbild der Gesellschaft. Eine aktuelle und aufschlussreiche Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) beleuchtet, dass die romantisierte Vorstellung vom / von der Garagen-Gründer:in, der oder die mit einer genialen Idee die Welt erobert, nur die halbe Wahrheit ist. Der Prototyp eines typischen Gründers in Deutschland ist überraschend homogen: Es handelt sich häufig um eine Person, die in Deutschland geboren wurde, einen akademischen Abschluss besitzt und aus einem Elternhaus mit überdurchschnittlichem Einkommen stammt. Dieses Profil legt nahe, dass der Weg in die Selbstständigkeit nicht für alle gleichermaßen offensteht.
Zwar sind persönliche Merkmale wie eine hohe Selbstwirksamkeit – der feste Glaube an die eigenen Fähigkeiten, Herausforderungen erfolgreich zu meistern – und eine besondere Risikobereitschaft essenziell für den Erfolg. Darüber hinaus sind jedoch noch weitere wichtige Eigenschaften zu nennen: Eine ausgeprägte Frustrationstoleranz ist unverzichtbar, um mit Rückschlägen und Misserfolgen umgehen zu können. Ebenso wichtig sind Problemlösungskompetenz und Kreativität, um innovative Lösungen für bestehende Probleme zu finden und sich am Markt zu behaupten.
Viel entscheidender als diese persönlichen Eigenschaften sind jedoch die sozioökonomischen Rahmenbedingungen. Wer aus einer finanziell abgesicherten Familie kommt, hat im Falle eines Scheiterns ein weicheres finanzielles Polster. Dies verringert die Risikoaversion. Unter Risikoaversion versteht man die Abneigung einer Person, Risiken einzugehen. Ein gesichertes familiäres Umfeld ermöglicht es, mutigere unternehmerische Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen, die für andere eine zu hohe existenzielle Bedrohung darstellen würden.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist das sogenannte Humankapital. Dieses umfasst das Wissen, die Fähigkeiten und, ganz wesentlich, die sozialen Beziehungen einer Person. Wer in einem akademischen und wohlhabenden Umfeld aufwächst, hat oft schon früh Zugang zu einem wertvollen Netzwerk aus potenziellen Mentor:innen, Geschäftspartner:innen und Investor:innen. Diese informellen und formalen Netzwerke sind für den Aufbau eines Unternehmens von unschätzbarem Wert und erleichtern es, die anfänglichen bürokratischen und finanziellen Hürden zu überwinden.
Die Studie erklärt auch, warum die Gründerszene in Deutschland wenig divers ist. Frauen gründen deutlich seltener als Männer, was nicht nur auf fehlende Vorbilder zurückzuführen ist, sondern auch auf strukturelle Benachteiligungen. Frauen verfügen im Schnitt über weniger eigenes finanzielles Kapital und übernehmen häufiger die unbezahlte Familienarbeit, was die zeitliche und finanzielle Belastung einer Gründung massiv erhöht. Ähnliche Hürden bestehen für Personen mit Migrationshintergrund. Auch sie haben oft weniger Zugang zu den entscheidenden Netzwerken und kämpfen häufiger mit Startschwierigkeiten in Bezug auf Sprachbarrieren und fehlendem Wissen über das deutsche Wirtschafts- und Rechtssystem. Die Gründung eines Start-ups ist somit nicht nur ein Ausdruck von individueller Risikobereitschaft, sondern stark von der sozialen Herkunft, dem Geschlecht und dem Zugang zu Kapital und Netzwerken abhängig.
Quelle: https://www.zew.de/forschung/projekte/die-rolle-des-migrationshintergrundes-von-gruenderinnen-und-gruendern-fuer-die-ausrichtung-und-finanzierung-von-start-ups
🎬 Hier findest du ein Video über Start-ups in Deutschland. Schau dir das Video an und beantworte anschließend die Fragen.
📌Glossar
🔍 Hier findest du die wichtigsten Fachwörter des Arbeitsblattes. Außerdem hast du Platz, um noch weitere Begriffe und ihre Definitionen zu notieren.
Die wichtigsten Fachbegriffe
Begriffe und Definitionen
- Start-up: Ein junges Unternehmen, das mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial gegründet wird. Im Gegensatz zu etablierten Unternehmen streben Start-ups oft danach, bestehende Märkte zu revolutionieren oder neue zu schaffen.
- Innovationskraft: Die Fähigkeit eines Unternehmens, neue und kreative Lösungen und Produkte zu entwickeln. Start-ups sind oft durch ihre Innovationskraft gekennzeichnet, da sie neue Ideen umsetzen und bestehende Geschäftsmodelle herausfordern.
- Skalierbarkeit: Die Fähigkeit eines Unternehmens, sein Geschäftsmodell schnell und effizient zu erweitern, oft durch den Einsatz von Technologie. Ein skalierbares Geschäftsmodell kann leicht an größere Märkte angepasst werden, ohne dass die Kosten unverhältnismäßig steigen.
- Risikokapital: Eine Finanzierungsform, bei der Investor:innen in Start-ups investieren, um hohe Renditen zu erzielen, wobei sie das Risiko eines Totalverlusts in Kauf nehmen. Risikokapital ermöglicht es Start-ups, schnell zu wachsen und neue Märkte zu erschließen.
- Minimum Viable Product (MVP): Eine Version eines Produkts mit den minimalen Funktionen, die notwendig sind, um es potenziellen Kund:innen zu präsentieren und Feedback zu sammeln. Dies hilft Gründer:innen, die Markttauglichkeit ihrer Idee zu testen und das Produkt basierend auf Rückmeldungen zu verbessern.
- Venture Capital: Eine Form von Risikokapital, bei dem Investor:innen in Start-ups investieren, die als riskant, aber mit hohem Wachstumspotenzial gelten. Diese Investitionen helfen Start-ups, ihre Geschäftsideen zu finanzieren und zu entwickeln, bevor sie profitabel sind.
- Bürokratie: Die administrativen Verfahren und Vorschriften, die mit der Gründung und dem Betrieb eines Unternehmens verbunden sind. In Deutschland wird Bürokratie oft als Hindernis für Start-ups gesehen, da zahlreiche administrative Hürden überwunden werden müssen, bevor ein Unternehmen gegründet werden kann.