Tonsillitis und Tonsillektomie - Grundlinien der postoperativen Versorgung

Tonsillitis und Tonsillektomie - Grundlinien der postoperativen Versorgung

Zielsetzung: Das übergeordnete Lernziel des Arbeitsblattes ist die Vermittlung und Vertiefung der Grundlagen zur postoperativen Versorgung von Patient:innen nach einer Tonsillektomie (Mandelentfernung). Der Fokus liegt auf der Prävention und dem Management der wichtigsten Komplikation, dem Nachblutungsrisiko, sowie auf der adäquaten Schmerztherapie bei Kindern.


Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt beginnt mit einer Videoanalyse zur Definition, Symptomatik und Durchführung von Tonsillitis und Tonsillektomie. Darauf aufbauend werden Mindmaps zu beiden Themen erstellt. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Nachblutungsrisiko nach Tonsillektomie (Ursachen und Präventionsmaßnahmen), das durch Textverständnis und Multiple-Choice-Fragen vertieft wird. In einer Gruppenarbeit recherchieren die Lernenden die geeignete postoperative Ernährung (Konsistenz, Temperatur, Säuregehalt). Ein weiterer Fokus ist das Schmerzmanagement bei Kindern, wofür kindgerechte Schmerzerfassungsinstrumente (z. B. FLACC-Score) recherchiert und mit der Erwachsenenpflege verglichen werden. Die Methoden umfassen Videoanalyse, Mindmapping, Textarbeit, Multiple-Choice-Fragen und Recherche in Gruppenarbeit.


Kompetenzen:

  • Medizinische Grundlagen: Verstehen der Indikationen und des Ablaufs einer Tonsillektomie
  • Risikomanagement: Erkennen der Ursachen und Anwenden von Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von postoperativen Nachblutungen
  • Ernährungsberatung: Fundierte Empfehlungen für die postoperative Ernährung (Do's and Don'ts) basierend auf Konsistenz und Temperatur
  • Kindgerechtes Schmerzmanagement: Anwenden von kinderspezifischen Schmerzerfassungsskalen und Ableiten geeigneter Interventionsstrategien


Zielgruppe und Niveau:

Auszubildende im Pflegeberuf


Hinweis:

Für die Bearbeitung wird der Zugang zum Internet benötigt.

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Target group and level

Auszubildende im Pflegeberuf

Subjects

Health and Social Care

Tonsillitis und Tonsillektomie - Grundlinien der postoperativen Versorgung

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Was ist eine Tonsillitis überhaupt? Was ist eine Tonsillektomie?

Arbeitsauftrag: Schauen Sie das YouTube-Video aufmerksam. Beantworten Sie anschließend die Fragen dazu.

Arbeitsauftrag: Erstellen Sie danach eine Mindmap zum Thema "Tonsillitis" und eine Mindmap zum Thema "Tonsillektomie". Greifen Sie dabei auf Ihr Vorwissen zurück.

Tonsillitis

Tonsillektomie

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Arbeitsauftrag: Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam.

Tonsillektomie & Nachblutungsrisiko – Ursachen und Prävention

Die Tonsillektomie, also die vollständige Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillen), ist ein häufiger chirurgischer Eingriff, der vor allem bei wiederkehrenden Mandelentzündungen, chronischer Tonsillitis oder bei einem Verdacht auf einen malignen Prozess durchgeführt wird. Der Eingriff erfolgt meist unter Vollnarkose. Dabei werden die Mandeln mitsamt ihrer Kapsel aus dem Rachen entfernt. Obwohl die Tonsillektomie als Routineoperation gilt, ist sie nicht frei von Risiken. Eines der relevantesten Risiken ist die Nachblutung.

Ursachen des Nachblutungsrisikos

Nachblutungen zählen zu den wichtigsten Komplikationen nach einer Tonsillektomie. Sie können als frühe (innerhalb der ersten 24 Stunden) oder späte Nachblutungen (meist zwischen dem 5. und 8. postoperativen Tag) auftreten. Die Blutungsgefahr ergibt sich aus der guten Durchblutung des Rachenraums und dem Umstand, dass nach der Entfernung der Mandeln eine offene Wundfläche verbleibt, die erst im Verlauf von mehreren Tagen heilt.

Ursachen für Nachblutungen sind meist kleine, nachträglich aufplatzende Gefäße in der Wundregion. Frühblutungen treten oft aufgrund unzureichend verödeter Blutgefäße oder einer gestörten Blutgerinnung auf. Spätblutungen werden häufig durch den natürlichen Abstoß der Wundbeläge verursacht. In dieser Phase löst sich der Schorf von der Wundfläche, wodurch darunter liegende Gefäße wieder frei liegen und zu bluten beginnen können.

Weitere Risikofaktoren umfassen eine schlechte Wundheilung, eine erhöhte Neigung zu Blutgerinnungsstörungen, Infektionen im Wundgebiet sowie bestimmte Grunderkrankungen, die die Blutstillung beeinträchtigen.

Präventionsmaßnahmen

Um das Risiko von Nachblutungen zu minimieren, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich:

  • Sorgfältige chirurgische Technik: Während der Operation ist die sorgfältige Blutstillung durch Ligatur oder Elektrokoagulation der Gefäße im Wundgebiet essenziell.
  • Postoperative Überwachung: Nach dem Eingriff sollten Patienten engmaschig überwacht werden, insbesondere in den ersten Stunden. Plötzliche Blutungen können schnell lebensbedrohlich werden, da der Blutverlust im Rachenraum leicht übersehen wird.
  • Vermeidung von mechanischen Reizen: Patienten sollten in den ersten Tagen nach der Operation auf harte, krümelige oder scharfkantige Nahrung verzichten, um die Wundheilung nicht zu behindern. Auch starkes Husten, Räuspern oder Niesen sollte möglichst vermieden werden.
  • Kühle Kost und ausreichend Flüssigkeit: Die Aufnahme von kühlen Speisen und Getränken kann helfen, die Schleimhaut zu beruhigen und Schwellungen sowie Blutungsneigung zu senken.
  • Aufklärung und Selbstbeobachtung: Patienten und Angehörige müssen über Warnzeichen wie wiederkehrende Blutungen, Schluckbeschwerden oder einen metallischen Geschmack im Mund informiert werden. Bei Anzeichen einer Nachblutung ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
  • Medizinische Kontrolle: Nach einer Tonsillektomie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen sinnvoll, um den Heilungsprozess zu überwachen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Die konsequente Beachtung dieser Präventionsmaßnahmen trägt maßgeblich dazu bei, das Nachblutungsrisiko nach einer Tonsillektomie zu senken und den Heilungsverlauf zu optimieren.

Kreuzen Sie die richtige Antwort an.

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Postoperative Ernährung

Arbeitsauftrag - Recherche: Sammeln Sie in Gruppenarbeit alle geeigneten Nahrungsmittel für die ersten postoperativen Tage und begründen Sie, warum diese gewählt werden (Stichwort: Konsistenz, Temperatur, Säuregehalt). Halten Sie daraufhin die drei wichtigsten Ernährungsempfehlungen (Do’s and Don’ts) für die Bezugspersonen in einem kurzen, stichpunktartigen Protokoll fest.

Tragen Sie ein.

Die drei wichtigsten Ernährungsempfehlungen

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Musterlösung: Ernährung nach Tonsillektomie in den ersten postoperativen Tagen

Geeignete Nahrungsmittel für die ersten postoperativen Tage und Begründung

1. Geeignete Nahrungsmittel:

  • Kühle, weiche Speisen wie Vanilleeis, Pudding, Joghurt, Quark, weiches Weißbrot ohne Kruste, Grießbrei, Kartoffelpüree, milde Suppen (z. B. klare Brühe, Kartoffelsuppe), weiches, nicht säurehaltiges Obstmus (z. B. Apfelmus), Milchreis.
  • Kühle Getränke wie stilles Wasser, ungesüßter Kräutertee (lauwarm bis kühl), ggf. verdünnte, nicht säurehaltige Säfte.

2. Begründung der Auswahl:

  • Konsistenz: Weiche, breiige oder flüssige Speisen erleichtern das Schlucken und verhindern Verletzungen oder Reizungen der Wunde im Rachenbereich. Feste und harte Bestandteile können die Wundheilung stören oder Nachblutungen verursachen.
  • Temperatur: Kalte bis kühle Speisen und Getränke wirken schmerzlindernd und können Blutungen vorbeugen. Heiße Speisen und Getränke sind zu vermeiden, da sie die Durchblutung und somit das Nachblutungsrisiko erhöhen.
  • Säuregehalt: Nahrungsmittel mit geringem oder keinem Säuregehalt werden gewählt, da säurehaltige Speisen (z. B. Fruchteis, Zitrussäfte) die Wunde reizen und Schmerzen verursachen können.

Ernährungsempfehlungen für Bezugspersonen (Do’s and Don’ts)

Do’s:

  • Weiche, nicht reizende, kühle oder lauwarme Speisen anbieten (z. B. Vanilleeis, Joghurt, Kartoffelpüree).
  • Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt anbieten, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
  • Kind bestärken, regelmäßig zu trinken (stilles Wasser, kühler Tee), um die Schleimhäute feucht zu halten und die Heilung zu unterstützen.

Don’ts:

  • Keine harten, scharfen, krümeligen oder heißen Speisen geben (z. B. Knäckebrot, Chips, Pizza, heiße Suppen), da diese die Wunde reizen und Nachblutungen begünstigen können.
  • Säurehaltige Lebensmittel und Getränke (z. B. Fruchteis, Orangen- oder Apfelsaft) meiden, um Schmerzen und Wundreizung zu vermeiden.
  • Kein Druck bei der Nahrungsaufnahme ausüben – das Kind darf in seinem eigenen Tempo essen und trinken, um Angst und Verweigerung zu vermeiden.

Hinweis: Die Eltern können zur Organisation bevorzugter Nahrungsmittel eingebunden werden, sollten aber immer Rücksprache mit dem Pflegepersonal halten, ob diese geeignet sind. Belohnungssysteme für das Trinken können die Motivation steigern.

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Schmerzmanagement - Gruppenarbeit

Schmerzerfassung-Recherche:

  • Nennen und erklären Sie zwei Möglichkeiten (Skalen oder Instrumente) der Schmerzerfassung bei einem Kind (z. B. FLACC-Score, Wong-Baker Faces Pain Scale).
  • Vergleichen Sie die kindgerechte Schmerzerfassung kurz mit der Ihnen bereits bekannten Versorgung bei Erwachsenen (z. B. VAS/NRS).

Nennen Sie daraufhin medizinische und pflegerische Interventionen bei akuten Schmerzsituationen bei Kindern. Besprechen Sie anschließend Ihre Ergebnisse im Plenum.

Tragen Sie zwei Möglichkeiten der Schmerzerfassung bei einem Kind ein.

Nennen Sie medizinische und pflegerische Interventionen bei akuten Schmerzsituationen bei Kindern.

MUSTERLÖSUNG FÜR DIE LEHRKRAFT!!!

Musterlösung: Schmerzmanagement bei Kindern und Vergleich zur Erwachsenenversorgung


1. Möglichkeiten der Schmerzerfassung bei Kindern

a) FLACC-Score
Der FLACC-Score (Face, Legs, Activity, Cry, Consolability) ist eine Skala zur Fremdbeobachtung von Schmerzen bei Kindern, insbesondere bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern, die ihren Schmerz nicht selbst verbalisieren können. Die Skala bewertet fünf Verhaltensbereiche (Gesichtsausdruck, Beinhaltung, Aktivität, Weinen, Tröstbarkeit) jeweils mit 0 bis 2 Punkten. Die Gesamtpunktzahl gibt das Ausmaß des Schmerzes an (0 = kein Schmerz, 10 = stärkster Schmerz). Der Score hilft, nonverbale Schmerzzeichen systematisch zu erfassen und ist besonders geeignet für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren.

b) Wong-Baker Faces Pain Scale (FPS-R)
Die Wong-Baker Faces Pain Scale ist eine Selbsteinschätzungsskala für Kinder ab etwa 4 Jahren. Sie zeigt sechs Gesichter von „sehr glücklich“ (kein Schmerz) bis „sehr traurig“ (stärkster Schmerz). Das Kind wählt das Gesicht aus, das seinem Schmerzempfinden am ehesten entspricht. Die gewählte Darstellung wird einer numerischen Bewertung (z. B. 0, 2, 4, 6, 8, 10) zugeordnet. Diese Skala ist einfach verständlich, kindgerecht gestaltet und ermöglicht eine subjektive Schmerzeinschätzung.


2. Vergleich: Schmerzerfassung bei Kindern vs. Erwachsenen

Bei Erwachsenen werden meist standardisierte numerische Skalen wie die Numerische Ratingskala (NRS: 0–10) oder die Visuelle Analogskala (VAS) eingesetzt. Erwachsene können ihre Schmerzen meist präzise selbst einschätzen und verbal angeben.

Im Gegensatz dazu benötigen Kinder – je nach Alter und Entwicklungsstand – oft spezielle Skalen oder Fremdbeobachtungen, da sie Schmerzen nicht immer exakt verbalisieren können. Für jüngere Kinder und Säuglinge sind Beobachtungsskalen wie der FLACC-Score notwendig, während ältere Kinder mit Hilfsmitteln wie der Wong-Baker Faces Pain Scale arbeiten können. Die kindgerechte Schmerzerfassung ist somit stärker an das Entwicklungsalter angepasst und häufig auf visuelle oder beobachtbare Merkmale ausgerichtet.


3. Medizinische und pflegerische Interventionen bei akuten Schmerzsituationen bei Kindern

Medizinische Interventionen:

  • Gabe von altersgerechten Analgetika (z. B. Paracetamol, Ibuprofen, ggf. nach ärztlicher Anordnung auch stärkere Medikamente)
  • Lokalanästhesie (z. B. EMLA-Pflaster vor venösen Punktionen)
  • In besonderen Situationen: Opioide unter strenger Überwachung

Pflegerische Interventionen:

  • Zuwendung und kindgerechte Erklärung der Maßnahmen
  • Altersgerechte Ablenkung (z. B. Bücher, Spiele, Musik, Lieblingskuscheltier)
  • Anwesenheit und Einbindung der Eltern/Bezugspersonen zur Unterstützung und Beruhigung
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Kängurupflege (Haut-zu-Haut-Kontakt), „Swaddling“ (Einwickeln), nicht nutritives Saugen bei Säuglingen
  • Schmerzhafte Tätigkeiten bündeln und nach Möglichkeit mit Schmerzmitteln begleiten
  • Kontinuierliche Beobachtung und Dokumentation der Schmerzsituation

Fazit:
Die Schmerzerfassung und das Schmerzmanagement bei Kindern erfordern spezielle, auf das Alter und die Entwicklung abgestimmte Instrumente und Interventionen. Die kindgerechte Versorgung unterscheidet sich in der Methodik von der Erwachsenenschmerztherapie und setzt neben medikamentösen Maßnahmen besonders auf ein einfühlsames, unterstützendes Umfeld und altersgerechte Ablenkungstechniken.