Der Fundi-Flügel: Eine politische Strömung der Grünen
Die politische Strömung des Fundi-Flügels, kurz für Fundamentalisten, entstand in den 1980er Jahren innerhalb der westdeutschen Partei Die Grünen. Fundis standen im Gegensatz zu den Realos, einer Strömung um Joschka Fischer, die eine Regierungsbeteiligung befürworteten. Die Fundis hingegen waren skeptisch gegenüber der Teilnahme an Regierungskoalitionen und vertraten systemkritische, antikapitalistische und pazifistische Positionen. Diese Strömung entstand in einer Zeit intensiver Auseinandersetzungen innerhalb der Grünen, insbesondere nach den Landtagswahlen in Hessen 1982. Damals zogen die Grünen mit 8,0 % der Stimmen in den Landtag ein, in dem weder die SPD noch die CDU eine eigene Mehrheit hatten. Die sogenannten "Hessischen Verhältnisse" führten zu Diskussionen über eine mögliche Zusammenarbeit mit der SPD, die von den Fundis abgelehnt wurde. Sie hatten im Wahlprogramm eine "Fundamentalopposition gegen die lebensfeindliche und undemokratische Politik von SPD, CDU und FDP" angekündigt und sahen eine Koalition als Verrat an ihren Prinzipien.
Prominente Vertreter des Fundi-Flügels waren Jutta Ditfurth, Rainer Trampert und Thomas Ebermann. Diese Denker und Aktivisten kamen teilweise aus der radikalen Linken und dem Kommunistischen Bund. Ihre Ideen waren stark von ökosozialistischen und radikalökologischen Ansätzen geprägt. Sie betrachteten die kapitalistische Produktionsweise als Hauptursache für soziale und ökologische Probleme und setzten sich für eine tiefgreifende Umgestaltung der Gesellschaft ein. Ditfurth und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter lehnten die Trennung der sozialen von der ökologischen Frage ab und betonten, dass echte Veränderungen nur durch eine sozialistische Gesellschaft möglich seien.
Der Fundi-Flügel vertrat zentrale Ideen wie die Trennung von Amt und Mandat sowie das Rotationsprinzip, um Machtkonzentrationen zu verhindern und die Basisdemokratie zu stärken. Diese Prinzipien sollten sicherstellen, dass politische Ämter nicht zu einem Selbstzweck werden und dass frische Ideen und Perspektiven regelmäßig in die politischen Prozesse einfließen. Zudem kämpften die Fundis für eine tiefgreifende ökologische Transformation und eine gerechte Gesellschaft, die sich gegen kapitalistische Ausbeutung und soziale Ungleichheit stellte.
Typische Argumente der Fundi-Strömung basierten auf der Überzeugung, dass echte politische Veränderungen nur außerhalb der etablierten Machtstrukturen möglich seien. Sie kritisierten die bestehende politische Ordnung als undemokratisch und ökologisch zerstörerisch und lehnten Kompromisse ab, die ihre grundlegenden Werte infrage stellten. Für die Fundis war es entscheidend, an ihren Prinzipien festzuhalten und eine klare Opposition gegen die herrschenden Parteien zu bilden.
Mit der Zeit verloren die Fundis jedoch an Einfluss innerhalb der Partei, da die Grünen zunehmend Regierungsverantwortung übernahmen und pragmatische Ansätze bevorzugten. Prominente Vertreter wie Jutta Ditfurth verließen die Partei und gründeten neue politische Gruppierungen, um ihre radikalen Ideen weiter zu verfolgen. Heute hat die Bezeichnung Fundi innerhalb der Grünen an Bedeutung verloren, da eine Regierungsbeteiligung nicht mehr grundsätzlich umstritten ist und die ursprünglichen Prinzipien der Fundis weniger im Vordergrund stehen.
Dennoch bleibt der Fundi-Flügel ein wichtiger Teil der Geschichte der Grünen, da er die Debatten über die Richtung der Partei maßgeblich geprägt und dazu beigetragen hat, die Vielfalt politischer Positionen innerhalb der ökologischen Bewegung sichtbar zu machen.