Ägypten: Vom Osmanischen Reich zum britischen Protektorat
Ägypten, einst Teil des Osmanischen Reiches, geriet durch seine strategische Lage und den Bau des Suezkanals ins Visier europäischer Mächte. Der Kanal, eröffnet 1869, verband das Mittelmeer mit dem Roten Meer und war für Großbritannien von entscheidender Bedeutung, um den Seeweg nach Indien zu sichern. Ägypten geriet in finanzielle Abhängigkeit und politische Instabilität, was den Briten den Weg zur Kontrolle des Landes ebnete.
Im Jahr 1882 führte der Anglo-Ägyptische Krieg zur britischen Besetzung Ägyptens. Die Briten etablierten ein „verkapptes Protektorat“, bei dem die nominelle Macht bei den Khediven blieb, während die tatsächliche Kontrolle durch britische Generalkonsule ausgeübt wurde. Evelyn Baring, auch bekannt als „Earl of Cromer“, war prägend für die britische Verwaltung, die wirtschaftliche Interessen vor soziale und kulturelle Reformen stellte.
Obwohl Ägypten 1922 formell die Unabhängigkeit erhielt, blieben britische Truppen bis 1946 im Land. Die wirtschaftliche Ausbeutung und die strategische Kontrolle des Suezkanals prägten das Land nachhaltig. Die nationale Bewegung, angeführt von Figuren wie Saad Zaghlul, kämpfte für umfassende Unabhängigkeit und Demokratie. Erst die Suezkrise 1956 führte zur vollständigen Entlassung Ägyptens aus der britischen Einflusssphäre, was das Land als unabhängige Präsidialrepublik festigte.



