Das Aufnahmegespräch
Zielsetzung: Das übergeordnete Lernziel ist die kompetente Durchführung eines pflegerischen Aufnahmegesprächs, das auf den theoretischen Grundlagen der personenzentrierten Pflege basiert. Die Lernenden sollen einen strukturierten Leitfaden entwickeln, die wechselseitige Ergänzung zwischen pflegerischer und medizinischer Anamnese verstehen und gezielt Beziehung und Vertrauen zu den Betroffenen aufbauen, um eine ganzheitliche und bedürfnisorientierte Pflegeplanung zu gewährleisten.
Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt ist in vier Phasen unterteilt:
- Theoretische Fundierung: Verortung des Aufnahmegesprächs und der Pflegeanamnese im Pflegeprozess sowie Definition der Zielsetzung und Inhalte
- Struktur und Beziehung: Erarbeitung von Maßnahmen zum Beziehungs- und Vertrauensaufbau in Kleingruppen
- Formularanalyse: Vergleich des selbst entwickelten Leitfadens mit realen Aufnahmeunterlagen und Diskussion über die Vor- und Nachteile strukturierter Formulare
- Rollenspiel und Reflexion: Simulation eines komplexen Aufnahmegesprächs in Vierergruppen, gefolgt von einer strukturierten Beobachtung, Rückmeldung und Überarbeitung des Leitfadens (Qualitätsentwicklung).
Kompetenzen:
- Kommunikative Kompetenz: Führen eines vertrauensbildenden, personenzentrierten Gesprächs (aktives Zuhören, Umgang mit Emotionen und Störungen)
- Analytische Kompetenz: Verorten der Pflegeanamnese im Pflegeprozess und Unterscheiden zwischen pflegerischer und medizinischer Anamnese
- Planungs- und Strukturierungskompetenz: Erstellung eines strukturierten Gesprächsleitfadens und Definition von Qualitätskriterien (Struktur-, Prozess-, Ergebniskriterien) zur Optimierung der Prozesse
- Empathie und Reflexion: Einbeziehung des Patienten / der Patientin (trotz Einschränkung) und strukturierte Reflexion des eigenen Gesprächsverhaltens (Beobachterfeedback)
Zielgruppe und Niveau:
Berufsschule
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Target group and level
Auszubildende im Pflegeberuf
Subjects
Das Aufnahmegespräch


Theoretische Fundierung und Leitfaden-Erstellung
Das Aufnahmegespräch im Pflegeheim bildet eine zentrale Grundlage für eine qualitativ hochwertige Pflege. Es dient nicht nur der Informationssammlung, sondern auch dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Bewohnenden, Angehörigen und Pflegepersonal. Theoretisch stützt sich das Aufnahmegespräch auf pflegewissenschaftliche Konzepte wie die personenzentrierte Pflege nach Kitwood, das Modell der Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen des Lebens (AEDL/ATL) sowie Prinzipien der Biografiearbeit.
Ein strukturierter Leitfaden gewährleistet, dass alle relevanten Themen systematisch erfasst werden – von medizinischen Informationen über Ressourcen und Gewohnheiten bis hin zu psychosozialen Bedürfnissen. Gleichzeitig schafft er Raum für individuelle Anliegen und fördert die Partizipation der Betroffenen.
Eine fundierte Vorbereitung und theoretisch basierte Gestaltung des Aufnahmegesprächs tragen wesentlich dazu bei, den Übergang ins Pflegeheim zu erleichtern, Sicherheit zu vermitteln und eine personenzentrierte Pflegeplanung zu ermöglichen.
Einzel- oder Partnerarbeit: Begriffsverortung: Aktivieren Sie Ihr Vorwissen zum Pflegeprozess. Skizzieren Sie den Kreislauf und verorten Sie die Begriffe „Pflegerisches Aufnahmegespräch“ und „Pflegeanamnese“ innerhalb dieses Prozesses. Machen Sie dies über ein Flussdiagramm, eine Mindmap oder eine für Sie passendere Darstellung.
Begriffsverortung
MUSTERLÖSUNG FÜR DIE LEHRKRAFT!!!
Musterlösung: Begriffsverortung im Pflegeprozess – Pflegerisches Aufnahmegespräch und Pflegeanamnese
Überblick: Der Pflegeprozess als Kreislauf
Der Pflegeprozess ist ein systematischer, zielgerichteter und dynamischer Arbeits- und Problemlösungsprozess. Er dient dazu, gemeinsam mit der zu pflegenden Person den individuellen Pflegebedarf zu erheben, Pflegeziele zu definieren, geeignete Maßnahmen zu planen, durchzuführen und deren Wirkung zu überprüfen. In der Praxis werden häufig sechs Schritte unterschieden:
- Informationen sammeln
- Pflegediagnosen und Ressourcen ableiten
- Pflegeziele vereinbaren
- Pflegemaßnahmen planen
- Pflegemaßnahmen durchführen
- Evaluation (Beurteilung der Wirkung der Maßnahmen)
Diese Schritte bauen aufeinander auf und bilden einen Kreislauf, da neue Informationen oder Veränderungen eine Anpassung der Schritte notwendig machen können.
Begriffsverortung: Pflegerisches Aufnahmegespräch und Pflegeanamnese
Schritt 1: Informationen sammeln
Bereits am Anfang des Pflegeprozesses steht das Informationssammeln. Hier werden alle relevanten Daten und Informationen erhoben, die für die Pflegeplanung benötigt werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei das pflegerische Aufnahmegespräch. Es handelt sich um das erste, meist strukturierte Gespräch zwischen Pflegefachperson und zu pflegender Person (ggf. auch mit Angehörigen oder Bezugspersonen). Ziel ist es, einen ersten Eindruck zu gewinnen, Vertrauen zu schaffen und die wichtigsten individuellen Bedürfnisse, Wünsche, Gewohnheiten und gesundheitlichen Probleme zu erfassen.
Einen zentralen Teil des Aufnahmegesprächs bildet die Pflegeanamnese. Sie ist eine ausführliche, strukturierte und systematische Erhebung aller pflegerelevanten Informationen. Dies geschieht meist mit Hilfe eines Anamnesebogens oder entsprechender Software. Die Pflegeanamnese dient dazu, den Ist-Zustand, die Biografie, Ressourcen, Risiken sowie alle Faktoren zu erfassen, die für die weitere Pflegeplanung relevant sind.
Zusammengefasst:
- Das pflegerische Aufnahmegespräch ist der Rahmen für den Erstkontakt, in dem die Beziehung aufgebaut und erste Informationen gesammelt werden.
- Die Pflegeanamnese ist der strukturierte Teil dieses Schrittes und dient der detaillierten Erhebung und Dokumentation aller pflegerelevanten Daten.
Darstellung als Flussdiagramm
[1. Informationen sammeln]
↓
(Pflegerisches Aufnahmegespräch)
↓
(Pflegeanamnese)
↓
[2. Pflegediagnosen und Ressourcen ableiten]
↓
[3. Pflegeziele vereinbaren]
↓
[4. Pflegemaßnahmen planen]
↓
[5. Pflegemaßnahmen durchführen]
↓
[6. Evaluation]
↺ (Kreislauf beginnt ggf. erneut)
```
Mindmap-Alternative
- Pflegeprozess
- Schritt 1: Informationen sammeln
- Pflegerisches Aufnahmegespräch
- Aufbau einer Beziehung
- Erster Gesamteindruck
- Vertrauensbasis
- Pflegeanamnese
- Strukturierte Datenerhebung
- Detaillierte Erfassung von Ressourcen, Problemen, Risiken
- Grundlage für Pflegediagnosen
Fazit
Das pflegerische Aufnahmegespräch und die Pflegeanamnese sind zentrale Bestandteile des ersten Schrittes im Pflegeprozess. Beide sind eng miteinander verbunden: Während das Aufnahmegespräch den Rahmen bildet, sorgt die Pflegeanamnese für eine systematische und vollständige Erfassung aller pflegerelevanten Informationen. Beide Begriffe sind somit am Anfang des Pflegeprozesses zu verorten und bilden die Basis für alle weiteren Schritte.
Arbeitsauftrag: Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam.
Wechselseitig ergänzende Zielsetzung von pflegerischer und medizinischer Anamnese im Aufnahmegespräch im Pflegeheim
Im Rahmen eines Aufnahmegesprächs im Pflegeheim ist die Erhebung einer pflegerischen und einer medizinischen Anamnese von zentraler Bedeutung. Beide Formen der Anamnese verfolgen unterschiedliche, aber sich ergänzende Zielsetzungen, insbesondere wenn das Aufnahmegespräch beispielhaft wie in einer Akutklinik gestaltet wird.
Medizinische Anamnese:
Die medizinische Anamnese wird in der Regel durch Ärztinnen oder Ärzte durchgeführt. Ziel ist es, akute und chronische Erkrankungen, Vorerkrankungen, aktuelle Beschwerden, Allergien, Medikationen und bisherige Therapien systematisch zu erfassen. Im Fokus stehen die medizinisch relevanten Informationen, um Diagnosen zu sichern und notwendige medizinische Maßnahmen einzuleiten. Die medizinische Anamnese bildet somit die Grundlage für medizinische Diagnostik und Therapieplanung.
Pflegerische Anamnese:
Die pflegerische Anamnese wird durch Pflegefachpersonen erhoben und ist umfassender auf die gesamte Lebenssituation der pflegebedürftigen Person ausgerichtet. Sie erfasst neben körperlichen Einschränkungen auch psychosoziale, biografische sowie alltagsbezogene Aspekte und orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen und Ressourcen der Bewohnerin oder des Bewohners. Ziel ist es, den Unterstützungsbedarf zu bestimmen und gemeinsam mit der betroffenen Person sowie deren Bezugspersonen konkrete Pflegeziele und Maßnahmen zu planen. Besonderes Gewicht liegt dabei auf einer angenehmen Gesprächsatmosphäre und der Einbeziehung subjektiver Wahrnehmungen der pflegebedürftigen Person.
Beispiel: Aufnahme eines Bewohners nach einem Krankenhausaufenthalt in einer Akutklinik
Bei der Aufnahme wird zunächst eine medizinische Anamnese durchgeführt, um z. B. eine kürzlich erfolgte Operation, bestehende Grunderkrankungen und aktuelle Medikation zu erfassen. Parallel erhebt die Pflegefachperson pflegerisch relevante Informationen, wie Mobilität, Selbstversorgungsfähigkeiten, kognitive Fähigkeiten, Gewohnheiten und biografische Daten. So kann festgestellt werden, ob der neue Bewohner Unterstützung bei der Körperpflege benötigt oder vielleicht bereits ein erhöhtes Sturzrisiko besteht. Die Ergebnisse beider Anamnesen werden im interdisziplinären Team zusammengeführt, um eine ganzheitliche Versorgung sicherzustellen.
Wechselseitig ergänzende Zielsetzung:
Die medizinische und die pflegerische Anamnese ergänzen sich, indem sie unterschiedliche Informationen erfassen, die zusammen eine umfassende Sicht auf die Situation der pflegebedürftigen Person ermöglichen. Während die medizinische Anamnese die Grundlage für ärztliche Diagnostik und Therapie legt, bildet die pflegerische Anamnese die Basis für die individuelle und bedürfnisorientierte Pflegeplanung. Im Ergebnis entsteht ein abgestimmtes Maßnahmenpaket, das sowohl medizinische als auch pflegerische Aspekte in den Mittelpunkt stellt. Nur durch diese enge Verzahnung kann im Pflegeheim – wie im Beispiel der Akutklinik – eine optimale Versorgung und Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner gewährleistet werden.
Kleingruppenarbeit: Zielbestimmung: Sammeln Sie die wichtigsten Ziele (z. B. Beziehungsaufbau, Datensammlung, Risikoeinschätzung) und die Inhalte (z. B. Mobilität, Ernährung, Schmerzen) eines pflegerischen Aufnahmegesprächs. Erstellen Sie dazu eine Mindmap.
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Kleingruppenarbeit: Gesprächseröffnung beim Aufnahmegespräch
Aufgabenstellung:
Erarbeiten Sie in Kleingruppen eine strukturierte Übersicht zur Gesprächseröffnung eines pflegerischen Aufnahmegesprächs. Gehen Sie dabei auf folgende Aspekte besonders ein:
- Begrüßung der Pflegeempfänger:in und ggf. der Bezugspersonen
- Eigene Vorstellung (Name, Funktion, Zuständigkeit)
- Schilderung des Ablaufs, Zeitrahmens und des Ziels des Gesprächs
- Schaffung einer vertrauensvollen und wertschätzenden Atmosphäre
Erstellen Sie Ihre Übersicht in Stichpunkten oder als Ablaufdiagramm. Achten Sie auf eine klare Gliederung und nutzen Sie gendergerechte Sprache.
Hilfestellung:
Überlegen Sie, wie Sie durch Ihr Auftreten (z. B. Körperhaltung, Blickkontakt, freundliche Ansprache) und Ihre Wortwahl (z. B. offene Fragen, aktives Zuhören) von Beginn an eine positive Gesprächsatmosphäre schaffen können.
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Strukturierte Übersicht: Gesprächseröffnung beim pflegerischen Aufnahmegespräch
Begrüßung der Pflegeempfänger:innen und Bezugspersonen
- Freundliche, respektvolle Anrede mit Namen der Patient:innen und ggf. Bezugspersonen
- Kurzer, höflicher Gruß (z. B. „Guten Tag, Herr/Frau …“)
- Bei Betreten des Zimmers anklopfen und sich ankündigen
- Blickkontakt herstellen und offene, zugewandte Körperhaltung zeigen
- Bei Bedarf eine kurze Initialberührung (z. B. an der Schulter oder Hand), wenn dies gewünscht ist
Eigene Vorstellung (Name, Funktion, Zuständigkeit)
- Klare Vorstellung mit Namen, Funktion und Rolle im Pflegeteam
- Beispiel: „Mein Name ist … Ich bin Pflegefachperson und werde Sie heute aufnehmen und begleiten.“
- Bei Anwesenheit von Bezugspersonen diese ebenfalls willkommen heißen und ihre Rolle kurz ansprechen
Schilderung des Ablaufs, Zeitrahmens und des Ziels des Gesprächs
- Kurz erklären, wie das Aufnahmegespräch abläuft
- Beispiel: „Ich möchte mit Ihnen gemeinsam besprechen, wie es Ihnen aktuell geht, welche Unterstützung Sie benötigen und was Ihnen wichtig ist.“
- Zeitrahmen für das Gespräch nennen, um Sicherheit zu geben
- Beispiel: „Das Gespräch dauert etwa 30 Minuten.“
- Ziel des Gesprächs erläutern
- Beispiel: „Ziel ist es, Ihre Wünsche, Bedürfnisse und eventuelle Fragen zu klären, damit wir die Pflege bestmöglich auf Sie abstimmen können.“
Schaffung einer vertrauensvollen und wertschätzenden Atmosphäre
- Wertschätzende, empathische Grundhaltung zeigen (Empathie, Akzeptanz, Echtheit nach Rogers)
- Offene Fragen stellen, z. B. „Was ist Ihnen besonders wichtig?“
- Aktives Zuhören: Aufmerksam nicken, kurze verbale Rückmeldungen („Ich verstehe“, „hmhm“)
- Eigene Meinungen und Urteile zurückhalten, Raum für die Anliegen der Patient:innen geben
- Ruhige, freundliche Stimme und angemessenes Sprechtempo verwenden
- Sensibel auf emotionale Reaktionen eingehen und Sicherheit vermitteln
- Körpersprache gezielt einsetzen: offene, entspannte Haltung, auf Augenhöhe kommunizieren
- Bei Unsicherheiten nachfragen und Gefühle spiegeln („Ich habe den Eindruck, dass Ihnen das Thema wichtig ist.“)
- Sich erkundigen, ob Bezugspersonen einbezogen werden sollen
Hinweise zum eigenen Auftreten
- Gepflegtes, professionelles Erscheinungsbild (Arbeitskleidung, keine Schmuckstücke, Haare zusammengebunden)
- Vor dem Gespräch Informationen über den aktuellen Zustand und eventuelle Besonderheiten der Patient:innen einholen
- Bei Bedarf Material bereitstellen und für eine ruhige, ungestörte Umgebung sorgen
- Gesprächsende klar kommunizieren, z. B. „Haben Sie noch Fragen oder Anliegen?“ und sich freundlich verabschieden
Übersicht als Ablaufdiagramm (Stichpunkte)
- Anklopfen, Begrüßung, Blickkontakt, ggf. Initialberührung
- Eigene Vorstellung: Name, Funktion, Zuständigkeit
- Ablauf, Zeitrahmen und Ziel des Gesprächs schildern
- Offene, wertschätzende Gesprächsführung, aktives Zuhören
- Wünsche, Sorgen, Bedürfnisse erfragen
- Auf Fragen und Gefühle eingehen, Bezugspersonen einbeziehen
- Gespräch zusammenfassen, auf weitere Schritte hinweisen, freundlich verabschieden
Plenum/Dokumentation: Führen Sie die Entwürfe zusammen und erstellen Sie den gemeinsamen Leitfaden (Version 1.0) an der Tafel oder einem digitalen Board. Dieser Leitfaden wird im späteren Verlauf überarbeitet und ergänzt.

Ergänzung des Leitfadens
Partnerarbeit: Formularanalyse: Untersuchen Sie die zur Verfügung gestellten Aufnahmeunterlagen einer Klinik (Anamnesebogen, Dokumentationsblätter).
Vergleichen Sie anschließend: Ermitteln Sie, inwiefern diese Formulare mit dem gemeinsam entwickelten Leitfaden kompatibel sind. Wo ergänzt der Leitfaden das Formular, und wo müsste der Leitfaden angepasst werden?
Aufnahmeunterlagen für das Pflegeheim – Herr Walter Berger
Persönliche Angaben
- Name des Bewohners: Walter Berger
- Geburtsdatum: 15.03.1948
- Alter: 77 Jahre
- Geschlecht: männlich
- Familienstand: verwitwet
- Letzte Anschrift: Lindenstraße 12, 12345 Musterstadt
- Bezugsperson: Tochter, Frau Anna Berger – Telefon: 0123/456789
- Hausarzt: Dr. med. Franziska Müller – Telefon: 0123/987654
- Krankenversicherung: Musterkrankenkasse
Anamnesebogen
1. Aktuelle gesundheitliche Situation:
Herr Berger leidet an einer fortgeschrittenen Alzheimer-Demenz. Die Diagnose wurde vor drei Jahren gestellt. Er zeigt deutliche kognitive Einschränkungen, hat häufig Orientierungsschwierigkeiten und erkennt auch nahestehende Personen nur phasenweise. Es besteht eine erhebliche Einschränkung der Alltagskompetenz.
2. Frühere Erkrankungen und Operationen:
- Bluthochdruck (medikamentös eingestellt)
- Operation: Hüftgelenksersatz rechts (2018)
- Keine bekannten Allergien
- Keine chronischen Schmerzen
3. Medikation:
- Donepezil 10 mg morgens
- Ramipril 5 mg morgens
- Marcumar nach Plan
- Paracetamol 500 mg bei Bedarf
4. Mobilität und Hilfsmittel:
Herr Berger ist auf einen Rollator angewiesen. Im häuslichen Umfeld ist er sturzgefährdet. Treppensteigen ist nicht mehr möglich.
5. Ernährung:
Herr Berger nimmt alle Mahlzeiten oral zu sich. Er bevorzugt weiche Kost und trinkt ausreichend. Appetit ist phasenweise vermindert. Keine bekannten Unverträglichkeiten.
6. Ausscheidung:
Kontinenz ist eingeschränkt, Inkontinenzmaterial wird benötigt. Stuhlausscheidung regelmäßig, keine Probleme bekannt.
7. Schlafverhalten:
Nachts häufig unruhig, mit Tendenz zum Umherwandern. Tagsüber gelegentliche Schlafphasen.
8. Psychosoziale Situation:
Lebte bis zum Einzug allein, Tochter besucht regelmäßig. Ehemaliger Lehrer, interessiert sich für Musik und klassische Literatur. Gelegentliche depressive Verstimmung, ausgeprägte Vergesslichkeit.
Dokumentationsblatt – Pflegeprozess
Pflegebedarf:
- Unterstützung bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens
- Anleitung und Motivation zur Selbstständigkeit
- Förderung der Mobilität unter Berücksichtigung der Sturzgefahr
- Unterstützung bei der Körperpflege und beim Ankleiden
- Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme
- Kontinenzmanagement (regelmäßiger Toilettengang, Inkontinenzmaterial)
Pflegemaßnahmen:
- Erstellung eines individuellen Tagesablaufs
- Gedächtnistraining und biografieorientierte Beschäftigungsangebote
- Regelmäßige Kontrolle der Haut auf Druckstellen
- Medikamentengabe nach ärztlicher Anordnung
- Beobachtung und Dokumentation von Veränderungen im Verhalten oder Gesundheitszustand
- Einbindung der Angehörigen nach Absprache
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Pflegeplans
Ziele:
- Erhaltung und Förderung vorhandener Ressourcen
- Steigerung des Wohlbefindens
- Vermeidung von Komplikationen (z. B. Stürze, Dekubitus)
- Angehörigenarbeit und Einbindung in den Pflegeprozess
Bitte ergänzen Sie die Unterlagen im Aufnahmegespräch um aktuelle Beobachtungen und Besonderheiten.
Notieren Sie hier die Ergänzungen des Leitfadens.
Plenum/Diskussion: Diskutieren Sie die zentrale Frage: Ist es sinnvoll, die Aufnahmeunterlagen direkt als Gesprächsleitfaden zu nutzen? Erörtern Sie die Vor- und Nachteile eines zusätzlichen, nicht-formulargebundenen Leitfadens.
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Rollenspiel
Kleingruppenarbeit (Vorbereitung und Rollenzuweisung): Bilden Sie Vierer-Gruppen und arbeiten Sie mit dem Fallbeispiel (Herr Aydin). Weisen Sie die folgenden Rollen zu und klären Sie die Aufträge:
Gesprächsleitung (Pflegekraft)
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Angehörige des Patienten (Ehefrau)
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Beobachter:in

Patient (Herr Aydin)
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Gruppenarbeit (Rollenspiel): Führen Sie das pflegerische Aufnahmegespräch (Simulation, ca. 5-7 Minuten) anhand des Fallbeispiels Herr Aydin durch. Der/die Beobachter:in führt das Protokoll.
Reflexion und Qualitätsentwicklung (Plenum/Sicherung): Finden Sie sich wieder im Plenum zusammen und reflektieren Sie die gewonnenen Erkenntnisse anhand der folgenden Leitfragen:
- Ressourcen: Was lief gut im Gespräch (Rückmeldung des Beobachters / der Beobachterin)? Welche Aspekte des Leitfadens (V 1.0) waren hilfreich?
- Herausforderungen: Wo gab es Unsicherheiten, Blockaden oder Abweichungen vom Plan? Welche Themen waren schwer zu erfragen? (Rückmeldung der Gesprächsleitung und Angehörigenrolle)
- Überarbeitung: Überarbeiten Sie den Leitfaden (Version 2.0), indem Sie Qualitätskriterien definieren und in den Leitfaden integrieren:
- Strukturkriterien: Welche Bedingungen müssen geschaffen werden (z. B. ungestörte Umgebung, Zeitmanagement)?
- Prozesskriterien: Wie muss das Gespräch gestaltet werden (z. B. aktives Zuhören, Vermeiden von Fachjargon, Themensicherheit)?
- Ergebniskriterien: Welche Ziele müssen erreicht sein (z. B. vollständige Anamnese, Vertrauensbasis, Planungssicherheit)?