Was ist tragisch, was ist komisch? – Dramenvergleich
Zielsetzung:
Die Lernenden erkennen die grundlegenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Tragödie und Komödie als zentrale Formen des Dramas. Ziel ist die Entwicklung eines reflektierten Verständnisses für die Merkmale, die Wirkung und die Funktion beider Gattungen auf das Publikum. Die Lernenden sollen befähigt werden, humorvolle Elemente und ihre Wirkung in verschiedenen Medien zu analysieren und über die Bedeutung von Lachen und Betroffenheit für das Nachdenken zu reflektieren.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt thematisiert die Definition von "tragisch" und "komisch" und stellt den Vergleich dieser beiden Dramenformen in den Mittelpunkt. Es wird ein Video analysiert, um lustige Elemente und Humorarten zu identifizieren. Eine Mindmap dient der Sammlung von Merkmalen der Komödie. Anhand eines ausgewählten Stücks werden typische Merkmale einer Komödie erarbeitet. Zudem werden verschiedene Komikmittel mit Beispielen versehen. Das Arbeitsblatt endet mit einem Gedankenexperiment und einer Debatte über die Funktion und Wirkung von Komödie und Tragödie. Methoden umfassen Videoanalyse, Brainstorming, Mindmapping, Textanalyse, Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Diskussion.
Kompetenzen:
- Die Lernenden identifizieren und beschreiben die charakteristischen Merkmale von Komödien und Tragödien.
- Sie analysieren humorvolle Elemente und Arten von Humor in verschiedenen Medien.
- Sie erkennen die Funktion und die Wirkung der Komödie auf das Publikum.
- Sie setzen sich kritisch mit der Bedeutung von Lachen und Betroffenheit für das Nachdenken auseinander.
- Sie entwickeln Argumente für die nachhaltige Wirkung von Komödie und Tragödie.
Zielgruppe und Niveau:
Ab Klasse 9
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Target group and level
Ab Klasse 9
Subjects
Was ist tragisch, was ist komisch? – Dramenvergleich


Tragödie und Komödie
Tragödie oder Komödie – zwei zentrale Formen des Dramas, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten. Doch was genau bedeutet „tragisch“? Und was macht etwas „komisch“? Die Grenzen sind nicht immer klar, denn beide Formen setzen sich auf ihre eigene Weise mit menschlichen Konflikten, Gefühlen und Lebenssituationen auseinander. Während das eine zum Nachdenken anregen oder erschüttern kann, lädt das andere zum Lachen ein – oft steckt hinter beidem jedoch mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Ein Vergleich hilft, die besonderen Merkmale beider Gattungen besser zu verstehen und ihre Wirkung auf das Publikum genauer zu betrachten.
📋 Arbeitsauftrag: Schau das Video aufmerksam und mache dir Stichpunkte zu diesen Fragen:
- Was macht das hier lustig?
- Welche Art von Humor ist das?
✒️ Notizfeld
📋 Arbeitsauftrag Brainstorming: Sammle, mit Hilfe einer von dir erstellten Mindmap, was du unter "Komödie" verstehst.
🖌️ Komödie
📋 Arbeitsauftrag: Lies den folgenden Text aufmerksam und beantworte daraufhin die Fragen zu dem Text.
Die Komödie "Tschick": Ein humorvoller Roadtrip durch die Jugend
"Tschick", ein Roman des deutschen Autors Wolfgang Herrndorf, gilt als eine der bekanntesten modernen Komödien im deutschsprachigen Raum. Das Buch erzählt die Geschichte von Maik Klingenberg, einem vierzehnjährigen Jungen, der während der Sommerferien zusammen mit seinem neuen Mitschüler Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, auf eine abenteuerliche Reise geht. Diese beiden Außenseiter begeben sich in einem gestohlenen Lada auf einen Roadtrip durch die ostdeutsche Landschaft, wobei sie auf ihrer Fahrt skurrile Charaktere treffen und unvergessliche Erlebnisse sammeln.
Die Komödie "Tschick" zeichnet sich durch ihren humorvollen und lebensbejahenden Ton aus. Die Situationskomik, die aus den unbeholfenen und oft absurden Handlungen der Protagonisten resultiert, trägt maßgeblich zur Komik bei. Beispielsweise geraten Maik und Tschick in allerlei kuriosen Situationen, etwa wenn sie versuchen, mit ihrem klapprigen Auto über die Autobahn zu navigieren oder sich mit einem improvisierten Zeltlager im Nirgendwo niederzulassen. Die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, mit der die beiden Jungen ihre Abenteuer erleben, ist ansteckend und erzeugt zahlreiche komische Momente.
Eine Komödie zeichnet sich in der Regel durch bestimmte Merkmale aus, die auch in "Tschick" zu finden sind. Dazu gehören eine lockere und oft humorvolle Handlung, die die Leser zum Lachen bringt, sowie die Darstellung von Konflikten auf eine Weise, die nicht bedrohlich, sondern eher amüsant wirkt. Die Charaktere sind oft überzeichnet oder in ihrer Eigenheit besonders auffällig, was zur Unterhaltung beiträgt. Das Happy End, ein weiteres typisches Merkmal einer Komödie, wird in "Tschick" durch die persönliche Entwicklung der Protagonisten und die positiven Erlebnisse auf ihrer Reise dargestellt. Trotz aller Herausforderungen und Missgeschicke wachsen Maik und Tschick über sich hinaus und finden ihren Platz in der Welt.
Insgesamt bietet "Tschick" eine humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Betrachtung der Jugend und des Erwachsenwerdens. Herrndorf gelingt es, die Komplexität dieser Lebensphase mit einer Leichtigkeit zu erzählen, die sowohl zum Nachdenken als auch zum Lachen anregt.
Beantworte die Fragen korrekt.
👥 Arbeitsauftrag Partnerarbeit: Überlege dir, gemeinsam mit deinem Sitznachbarn / deiner Sitznachbarin, für die genannten Komikmittel je ein Beispiel aus einem Film, einer Serie, einem Witz oder erfindet selbst eine kleine Situation. Beschreibe kurz, was daran lustig ist:
Sprachliche Komik:
- Wortspiele / Doppeldeutigkeiten (z. B. "Ich bin hier der Chef, der Käse!")
- Übertreibungen (Hyperbeln) (z. B. "Ich bin so müde, ich könnte im Stehen einschlafen und weiter träumen.")
- Missverständnisse durch falsche Wörter (z. B. jemand verwechselt "Prostata" mit "Pasta")
- Wiederholungen von Sätzen oder Wörtern (z. B. "Ich hab's ja gleich gesagt! Ich hab's ja GLEICH gesagt!")
Situationskomik:
- Verwechslungen (Personen, Gegenstände)
- Missverständnisse in der Kommunikation (A und B reden aneinander vorbei)
- Informationsvorsprung des Publikums (Wir wissen etwas, was die Figuren nicht wissen – das führt zu Spannung und Witz)
- Slapstick / körperliche Komik (z. B. Ausrutschen, Gegen-die-Wand-laufen)
Charakterkomik:
- Übertreibung von Charaktereigenschaften (z. B. der übertrieben Geizige, der extrem Schüchterne)
- Kontraste zwischen Figuren (z. B. der laute mit dem leisen Menschen)
✒️ Notizfeld
HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT - MUSTERLÖSUNG:
Sprachliche Komik
- Wortspiele / Doppeldeutigkeiten
- Beispiel: In einer Szene sagt ein Bäcker zu seinem Lehrling: „Wenn du hier Mist baust, kriegst du ordentlich einen gebacken!“
- Was daran lustig ist: Das Wort „einen gebacken kriegen“ ist doppeldeutig – im eigentlichen Sinne heißt es „eine Ohrfeige bekommen“, aber im Kontext der Bäckerei wirkt es wie ein Witz über das Backen.
- Übertreibungen (Hyperbeln)
- Beispiel: Ein Schüler sagt: „Ich musste so viel lernen, mein Gehirn hat geraucht wie ein Schornstein!“
- Was daran lustig ist: Die extreme Übertreibung der Situation (ein rauchendes Gehirn) erzeugt ein absurdes, witziges Bild.
- Missverständnisse durch falsche Wörter
- Beispiel: Jemand sagt beim Arzt: „Ich glaube, meine Pasta ist entzündet.“
- Was daran lustig ist: Der Verwechselung von „Prostata“ mit „Pasta“ ist peinlich und überraschend und dadurch komisch.
- Wiederholungen von Sätzen oder Wörtern
- Beispiel: Eine Figur stolpert ständig und sagt jedes Mal: „Ich hab nichts, ich hab nichts, ich hab wirklich gar nichts!“
- Was daran lustig ist: Die ständige Wiederholung macht die Szene übertrieben und betont die Hilflosigkeit der Figur auf humorvolle Weise.
Situationskomik
- Verwechslungen (Personen, Gegenstände)
- Beispiel: Zwei Freunde holen jemanden vom Flughafen ab und begrüßen versehentlich einen völlig Fremden überschwänglich.
- Was daran lustig ist: Die falsche Person wird in eine absurde Situation gezogen, was zur Komik führt.
- Missverständnisse in der Kommunikation
- Beispiel: A: „Ich habe den Hund meiner Nachbarin gefüttert.“
- B: „Du hast die Nachbarin gefüttert? Warum das denn?“
- Was daran lustig ist: A und B sprechen aneinander vorbei, das Missverständnis basiert auf der unklaren Satzstruktur.
- Informationsvorsprung des Publikums
- Beispiel: In einer Serie versteckt sich ein Charakter im Schrank, und der andere sucht genau dort nach seinen Schuhen – der Zuschauer weiß es, die Figur nicht.
- Was daran lustig ist: Die Spannung und Erwartung der Entdeckung machen die Situation komisch.
- Slapstick / körperliche Komik
- Beispiel: Eine Figur will cool durch eine Tür gehen, rempelt aber gegen die Glastür, die sie für offen hielt.
- Was daran lustig ist: Die plötzliche, unkontrollierte Bewegung und das Missgeschick lösen Lachen aus – typische Slapstick-Szene.
Charakterkomik
- Übertreibung von Charaktereigenschaften
- Beispiel: Ein extrem geiziger Mensch bringt seine eigene Gabel ins Restaurant, um das Besteckgeld zu sparen.
- Was daran lustig ist: Die übertriebene Darstellung einer Eigenschaft führt zu einer absurden, witzigen Handlung.
- Kontraste zwischen Figuren
- Beispiel: Ein hyperaktiver Lehrer unterrichtet gemeinsam mit einem Lehrer, der beim Reden fast einschläft.
- Was daran lustig ist: Der extreme Unterschied zwischen den beiden führt zu vielen komischen Missverständnissen und Reaktionen.

Die Funktion der Komödie – Lachen mit Sinn?
👥 Gedankenexperiment in der Lerngruppe: Stellt dir vor, es gäbe nur Tragödien. Was wäre anders? Wozu brauchen wir Komödien?
Arbeitsauftrag Einzelarbeit: Lies den folgenden Text aufmerksam und bearbeite daraufhin die Zuordnungsaufgabe.
Tragödie
Die Tragödie ist die ältere und ernstere Art des Dramas.
Worum es geht:
- Ernstes Problem: Es geht um einen ernsten, oft traurigen Konflikt, der große Folgen hat.
- Wichtige Hauptfigur: Die Hauptfigur ist oft ein König, Adeliger oder eine andere wichtige Person. Sie wird auch "tragischer Held" genannt.
- Unlösbarer Konflikt: Die Hauptfigur gerät in Schwierigkeiten, weil sie Fehler macht, bestimmte Eigenschaften hat oder das Schicksal es so will. Aus diesem Konflikt gibt es keinen Ausweg.
- Schlimmes Ende: Das Stück endet immer katastrophal. Oft stirbt die Hauptfigur oder verliert alles.
- Typische Themen: Schuld, Schicksal, Gerechtigkeit, menschliche Fehler oder Übermut (wenn jemand sich selbst überschätzt).
Wie das Stück aufgebaut ist:
- Meist fünf Teile: Einleitung: Man lernt die Zeit, den Ort und die Hauptfiguren kennen. Das Problem wird vorgestellt.
- Problem wird schlimmer: Der Konflikt entwickelt sich und wird immer ernster.
- Wendepunkt: Ein entscheidender Moment, an dem sich das Schicksal der Hauptfigur verändert.
- Unglück nimmt seinen Lauf: Die Folgen des Wendepunkts werden sichtbar, und das Scheitern zeichnet sich ab.
- Katastrophe: Der Konflikt erreicht seinen Höhepunkt, und die Hauptfigur geht unter.
- Feierliche Sprache: Die Figuren sprechen oft in einer gehobenen, ernsten Sprache, manchmal sogar in Versen.
- Wirkung auf das Publikum: Das Publikum soll Mitleid und Furcht empfinden, um die eigenen Gefühle zu reinigen (das nennt man "Katharsis").
Bekannte Beispiele: "König Ödipus", "Hamlet", "Faust. Der Tragödie erster Teil".
Komödie
Die Komödie ist die lustigere Art des Dramas und soll unterhalten, kann aber auch Kritik üben.
Worum es geht:
- Alltägliche Probleme: Es geht um Probleme aus dem Alltag oder aus der Gesellschaft, die auf lustige Weise gezeigt werden.
- Lustige Situationen: Die Handlung lebt oft von Verwechslungen, Missverständnissen oder Zufällen.
- Normale Figuren: Die Figuren sind meistens normale Bürger oder einfache Leute, nicht so wichtige Persönlichkeiten wie in der Tragödie.
- Menschliche Schwächen: Konflikte entstehen durch menschliche Eigenheiten oder gesellschaftliche Regeln.
- Gutes Ende: Im Gegensatz zur Tragödie enden Komödien meistens glücklich. Probleme werden gelöst, und alles wird gut.
- Gesellschaftskritik: Komödien sind nicht nur lustig, sondern machen sich auch über gesellschaftliche Zustände, Regeln oder Autoritäten lustig.
Wie das Stück aufgebaut ist:
- Lockerer Aufbau: Auch Komödien können fünf Teile haben, aber der Aufbau ist nicht so streng wie bei der Tragödie.
- Alltägliche Sprache: Die Sprache ist meistens normal, oft mit Witzen, Ironie und satirischen Bemerkungen.
- Typische Figuren: Die Figuren sind oft bestimmte Typen (wie der Geizhals oder der Angeber), was für lustige Effekte sorgt.
- Wirkung auf das Publikum: Das Publikum soll lachen und gleichzeitig über bestimmte Dinge nachdenken.
- Bekannte Beispiele: "Der eingebildete Kranke", "Ein Sommernachtstraum", "Minna von Barnhelm".
Unterschiede zwischen Tragödie und Komödie
Der Hauptunterschied ist, wie mit Problemen umgegangen wird und was sie beim Publikum auslösen sollen:
- Die Tragödie zeigt ernste Probleme mit einem traurigen Ende. Sie soll starke Gefühle und tiefe Gedanken auslösen.
- Die Komödie zeigt ähnliche oder einfache Probleme auf lustige Weise und führt sie zu einem guten Ende. Sie soll unterhalten und zum Lachen bringen.
Während die Tragödie zeigt, wie der Mensch einem schlimmen Schicksal ausgeliefert ist, zeigt die Komödie seine alltäglichen Schwächen – oft übertrieben, aber so, dass man sich darin wiedererkennt und darüber nachdenken kann.
Diskussionsfrage für die Lerngruppe: Welche Art der 'Besserung' ist dir lieber? Wird man eher durch Lachen oder durch Betroffenheit nachdenklich?
✒️ Notizfeld

Komödie vs. Tragödie – Die Wirkungsdebatte
Debatte vorbereiten: Teilt euch in zwei Gruppen auf: "Team Komödie" und "Team Tragödie". Jede Gruppe sammelt Argumente, warum ihre Dramenform eine eindrucksvollere/nachhaltigere Wirkung auf den Zuschauer hinterlässt. Anschließend stellt jede Gruppe ihre Argumente vor. Trage eure Argumente in die folgende Tabelle ein.
| Argumente Komödie | Argumente Tragödie |
|---|---|
HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT: Mögliche Argumente:
- Team Komödie: Lachen bleibt im Gedächtnis, regt zum Nachdenken über eigene Fehler an, baut Stress ab, kann auch ernste Themen leicht verpacken.
- Team Tragödie: Tiefgründiger, regt zu echtem Mitleid an, zeigt existenzielle Fragen des Menschseins, bleibt länger im Kopf, lehrt Empathie.
📋 Arbeitsauftrag: Ergänze nun die Argumente der anderen Gruppe in deiner Tabelle.
HINWEIS FÜR LEHRKRAFT: Abschließende Diskussion im Plenum: "Gibt es einen 'Gewinner'? Oder erfüllen beide Formen ihre eigene, wichtige Funktion?" Betont, dass beide Dramenformen wertvoll sind und auf ihre Weise wirken.