Diskriminierungssensibler Unterricht: Sprache - Kontextwissen (Oberstufe)
Zielsetzung:
Die Lernenden setzen sich mit dem Konzept Diskriminierung und seinen verschiedenen Erscheinungsformen in der Sprache auseinander. Sie analysieren konkrete Beispiele für diskriminierende Äußerungen und Phrasen und reflektieren über deren Wirkung. Ziel ist es, das Bewusstsein der Lernenden für diskriminierungssensible Sprache zu schärfen und sie zu befähigen.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt thematisiert Diskriminierung und diskriminierende Sprache. Es werden Beispiele für diskriminierende Aussagen präsentiert, die die Lernenden beurteilen sollen. Anschließend wird der Begriff einer Diskriminierung definiert und durch ein Quiz überprüft. Daraufhin werden verschiedene Ebenen der sprachlichen Diskriminierung (Benennung, Zuschreibung, Phrasen & Redewendungen, Auslassung, Argumentation) erläutert. Die Lernenden ordnen die zuvor genannten Beispiele den entsprechenden Ebenen zu und diskutieren problematische Begriffe.
Kompetenzen:
- Erweiterung des Wortschatzes im Bereich Diskriminierung.
- Fähigkeit, diskriminierende Aussagen und Phrasen zu erkennen und zu analysieren.
- Kenntnis der verschiedenen Ebenen sprachlicher Diskriminierung.
- Reflexion über die Wirkung von Sprache und die Bedeutung diskriminierungssensibler Kommunikation.
- Entwicklung von Alternativen zu diskriminierenden Begriffen.
Zielgruppe und Niveau:
Ab Klasse 10
Triggerwarnung:
Die genannten Begriffe oder Redewendungen können belastende Erinnerungen und damit verbundene starke Emotionen auslösen.
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Target group and level
Ab Klasse 10
Subjects
Diskriminierungssensibler Unterricht: Sprache - Kontextwissen (Oberstufe)

Menschen aus Afrika sind weniger intelligent.
Hier leben viele farbige Menschen.
Das war bestimmt eine rumänische Einbrecherbande.
Du Kanake
Beurteile diese Aussagen. Kann man das sagen oder eher nicht? Begründe.
Definition von Rassismus
Rassismus ist eine Art von Diskriminierung, bei der Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Haare, ihres Namens oder ihrer Sprache abgewertet und ausgegrenzt werden. Ein Beispiel für rassistisches Denken ist die Annahme, dass weiße Menschen besser sind als schwarze Menschen. Durch solche Gedanken werden die Persönlichkeiten einzelner Menschen ignoriert und sie werden aufgrund äußerlicher Merkmale als weniger wertvoll angesehen.
Beispiel: Kontrolleure im Zug vermuten oft, dass Menschen aus einem anderen Land kein Ticket haben. Auch rassistische Namen für Lebensmittel oder die Darstellung schwarzer Menschen in Filmen als Kriminelle sind Beispiele für Rassismus.
Prüfe, ob du alles verstanden hast.

Ebenen der sprachlichen Diskriminierung
Diskriminierung durch Sprache kann auf verschiedenen Ebenen passieren. Hier die wichtigsten und ihre Bedeutung:
- Benennung: Auf der Wort- und Begriffsebene werden einzelne Wörter genutzt, die Personen oder Gruppen einer Minderheit benennen (im Sinne einer Fremdbezeichnung) und dabei oft herabsetzen oder beleidigen, z. B. "Weib".
- Zuschreibung: Einer Person oder Gruppe werden z. B. stereotype Eigenschaften zugeschrieben, z. B. "Alle Fußballerinnen sind lesbisch."
- Phrasen & Redewendungen: Phrasen oder Sprichwörter (auch Witze, Stereotype und Vorurteile), die Personen oder Gruppen von Minderheiten ausgrenzen, herabsetzen oder beleidigen, z. B. "Ein Mann, ein Wort - Eine Frau, viele Worte."
- Auslassung: Eine Form der sprachlichen Ausgrenzung oder des Ausschlusses einer (Minderheiten-)Gruppe, z. B. "Wer kein Bier trinkt, ist kein echter Fan."
- Argumentation: Auf Grundlage von "Argumenten" (oft Scheinargumente) werden Personen oder Gruppen einer Minderheit diskriminiert, z. B. "Du kannst nicht Auto fahren, weil du eine Frau bist."
Die Ebenen sind nicht immer trennscharf, denn Diskriminierung passiert oft auf mehreren Ebenen. Außerdem muss der Kontext der Aussagen beachtet werden, z. B. handelt es sich um eine Selbst- oder Fremdbezeichnung? Wer spricht (nicht)? Wer spricht mit wem? Wer wird (nicht) gehört?
Hinweise zu Selbst- und Fremdbezeichnung: Menschen benutzen viele verschiedene Begriffe für ihre Identitäten und Selbstbezeichnungen – auch Menschen innerhalb ein und derselben Gruppe. Da Sprache einem ständigen Wandel unterworfen und eng mit Identitäten, Eigenschaften, Marginalisierung und politischer Mobilisierung verbunden ist, kann es keine dauerhaften verbindlichen Definitionen oder Sprachregelungen geben.
Tipps, die du beachten kannst: In der Regel sollten Selbstbezeichnungen Vorrang gegenüber Fremdbezeichnungen erhalten.
Grundsätzlich gilt es, die Selbstdefinition einer Person zu respektieren. Dennoch kann nicht daraus geschlossen werden, dass andere Menschen die gleiche Bezeichnung auch so verstehen oder sogar angemessen finden.
Welche Form der sprachlichen Diskriminierung könnte passen?
Würdest du dem Ergebnis zustimmen oder nicht?
Zigeuner
Der Begriff "Zigeuner" stammt aus dem Italienischen "zingaro" und Ungarischen "czigány" und wurde im 15. Jahrhundert ins Deutsche übernommen. Er diente als abwertende Fremdbezeichnung für die ethnische Minderheit der Sinti und Roma und wurde von der Mehrheitsgesellschaft benutzt, um diese Gruppen aufgrund ihrer Lebensweise und Herkunft zu stigmatisieren. Der Begriff ist stark mit stereotypen und rassistischen Vorstellungen behaftet und wird daher von den betroffenen Gruppen als diskriminierend abgelehnt. Sinti und Roma bevorzugen Eigenbezeichnungen wie "Sinti" oder "Roma".
Hottentotten
Der Begriff "Hottentotten" wurde von niederländischen Siedlern im 17. Jahrhundert als abwertende Bezeichnung für die Khoikhoi-Völker in Südafrika und Namibia geprägt. Die Bezeichnung entstand vermutlich aufgrund der für europäische Ohren ungewohnten Klicklaute in den Khoisan-Sprachen und wurde als Synonym für "Stotterer" verwendet. Der Begriff trägt eine rassistische und diskriminierende Konnotation, die die Kultur und Intelligenz der betroffenen Völker herabsetzt. Heute wird der Begriff als stark abwertend und beleidigend empfunden.
Quellen: Wikipedia, Universität zu Köln
Farbig
Der Begriff "Farbig" ist eine koloniale Fremdbezeichnung, die nicht-weiße Menschen als Abweichung von der weißen "Norm" betrachtet und eine vermeintliche Hautfarbe beschreibt. Er entstammt rassistischen Ansichten und historischen Rassentheorien und wurde besonders in kolonialen Systemen und der Rassentrennung verwendet. Der Begriff wird heute als problematisch und diskriminierend angesehen und von vielen Menschen abgelehnt. Stattdessen werden respektvollere Begriffe wie "Schwarze Menschen" oder "People of Color" bevorzugt.
Quellen: Wikipedia, Amnesty International