Michail Gorbatschow (1987)

Michail Gorbatschow (1987)

Zwischen Reform und Auflösung – die Ära Gorbatschow

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Michail Sergejewitsch Gorbatschow wurde am 2. März 1931 geboren und war ein bedeutender sowjetisch-russischer Politiker. Er wurde im März 1985 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Von März 1990 bis Dezember 1991 war er der letzte Staatspräsident der Sowjetunion.

Gorbatschows „neues Denken“: Glasnost und Perestroika als Antwort auf die wirtschaftliche Krise

Gorbatschow setzte mit Glasnost („Offenheit“), einem Bekenntnis zur Meinungsfreiheit, und Perestroika („Umbau“), insbesondere mit der Abschaffung der Planwirtschaft, neue Akzente in der sowjetischen Politik. Diese beiden Begriffe prägten seine Reformpolitik. Glasnost bedeutet Offenheit und Transparenz und zielte darauf ab, mehr Redefreiheit und Transparenz in der Regierung zu schaffen. Perestroika bedeutet Umbau oder Umgestaltung und zielte auf die Umstrukturierung der sowjetischen Wirtschaft ab, die stark zentral gesteuert und durch staatliche Eigentümerstrukturen geprägt war.

Die wirtschaftlichen Probleme der Sowjetunion resultierten aus ineffizienten Planwirtschaften und dem enormen Aufwand für das Wettrüsten im Kalten Krieg. Gorbatschows Reformen versuchten, marktwirtschaftliche Elemente einzuführen, um die Produktivität zu steigern. Kleinunternehmen sollten entstehen, und die Bauern bekamen mehr Freiheit in der Agrarproduktion. Glasnost ermöglichte eine offenere Diskussion über die Probleme der Sowjetunion, wobei die Menschen ihre Meinungen freier äußern konnten. Trotz seiner Bemühungen geriet Gorbatschow bald in Konflikt mit konservativen Kräften innerhalb der Partei und mit Nationalisten in verschiedenen Sowjetrepubliken.

Das Ende der Sowjetunion und die Entstehung der GUS-Staaten

1989 begann eine Reihe von Staaten, ihre Unabhängigkeit zu erklären. Im August 1991 unternahmen konservative Kräfte einen Putschversuch, um die Macht an sich zu reißen, was jedoch scheiterte und Gorbatschows Stellung weiter schwächte. Am 25. Dezember 1991 trat Gorbatschow von seinem Amt zurück, was das Ende der Sowjetunion besiegelte. Aus den bisherigen Sowjetrepubliken entstanden unabhängige Staaten. Diese schlossen sich zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammen, die eine lose Verbindung zur weiteren Zusammenarbeit darstellen sollte. In den folgenden Jahren änderte sich das politische Gesicht Osteuropas maßgeblich.

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen in den 1990er-Jahren

Die Ära nach der Auflösung der Sowjetunion war durch erhebliche gesellschaftliche Veränderungen geprägt. Der Übergang zu einer Marktwirtschaft verlief chaotisch und brachte viele Schwierigkeiten mit sich. Der Begriff „neue Russen“ tauchte auf und bezeichnete eine neue Schicht von Geschäftsleuten, die oft durch dubiose Methoden Reichtum erlangten. Das wirtschaftliche Chaos und der sogenannte „Raubtierkapitalismus“ führten zu erheblicher sozialer Ungleichheit und Unsicherheit.

Viele Russlanddeutsche und andere ethnische Gruppen sahen sich gezwungen, ihre alte Heimat zu verlassen und nach Deutschland oder andere Staaten auszuwandern. Diese Menschen wurden als Aussiedler bezeichnet. Das Leben in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion war geprägt von Nationalitätenkonflikten und einer verschärften wirtschaftlichen Situation. Unruhen und Konflikte, wie im Kaukasus-Gebiet, verschärften die Instabilität.

Die 1990er-Jahre waren daher eine Zeit tiefgreifender Umbrüche für die Menschen im ehemaligen russischen Imperium. Gorbatschows Reformen hinterließen ein gemischtes Erbe und hatten weitreichende Auswirkungen auf das politische und gesellschaftliche System der Region.

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