Schulung italienischer Gastarbeiter, die im Bergbau eingesetzt werden sollen (Duisburg, 1962)

Schulung italienischer Gastarbeiter, die im Bergbau eingesetzt werden sollen (Duisburg, 1962)

Die Türkei – Brücke zu Europa? Migration und ihre Folgen

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Die türkische Arbeitsmigration nach Deutschland ein komplexes historisches Phänomen darstellt, das sowohl ökonomische, soziale als auch politische Dimensionen umfasst.

Hintergrund und Voraussetzungen der Migration

Die Migration aus der Türkei nach Westeuropa begann in den 1960er Jahren, als viele westeuropäische Länder, insbesondere Deutschland, einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten. Dies führte zu einem großen Bedarf an Arbeitskräften. Parallel dazu litt die Türkei unter hoher Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Diese Kombination machte die Türkei zu einem für Europa idealen Partner für die Entsendung von Arbeitskräften.

Ein wichtiger Schritt war das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei, das am 30. Oktober 1961 unterzeichnet wurde. Dieses Abkommen ermöglichte es türkischen Staatsbürgern, als Gastarbeiter nach Deutschland zu kommen und dort in verschiedenen Industriezweigen zu arbeiten. Innerhalb von zwölf Jahren kamen rund 650.000 Arbeitskräfte aus der Türkei nach Deutschland. Viele von ihnen brachten auch ihre Familien mit.

Wirtschaftliche Auswirkungen und Herausforderungen

Die türkischen Gastarbeiter trugen in Deutschland maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Sie besetzten oft Stellen in der Industrie und im Baugewerbe, die von der einheimischen Bevölkerung gemieden wurden. Diese Arbeitskräfte halfen dabei, den wirtschaftlichen Aufschwung in diesen Sektoren zu stützen. In den Jahren 1966-1967 und während der Ölkrise 1973 kehrten viele Arbeiter aufgrund einer Rezession nach Hause zurück. Doch insgesamt blieb der Anteil der türkischen Migranten, die nach Deutschland kamen und blieben, hoch.

Diese Migration hatte auch Auswirkungen auf die Türkei. Die Rücküberweisungen der in Deutschland arbeitenden Türken waren eine erhebliche finanzielle Unterstützung für viele türkische Familien. Darüber hinaus trugen die Arbeitsmigranten zur Stabilisierung der türkischen Wirtschaft bei.

Soziale und Integrationsaspekte

Neben ökonomischen Auswirkungen hatte die Arbeitsmigration auch tiefgreifende soziale Folgen. Anfangs war geplant, dass die Gastarbeiter nur temporär in Deutschland bleiben sollten. Doch viele entschieden sich, ihre Familien nachzuholen und dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Dies führte zu neuen Herausforderungen in Bezug auf Integration und soziale Anpassung. Viele Familien, die aus ländlichen Regionen der Türkei kamen, mussten sich an das städtische Leben in Deutschland anpassen.

Ein Beispiel erfolgreicher Integration ist Mehmet Yılmaz, dessen Familie 1974 nach Deutschland kam. Mehmet besuchte die örtliche Grundschule, ging später auf ein Gymnasium und studierte schließlich an einer Hochschule. Heute arbeitet er als Ingenieur in einem deutschen Unternehmen und ist ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft. Solche Erfolgsgeschichten zeigen, wie Integration gelingen kann. Gleichzeitig gab es jedoch auch viele Jugendliche, die Schwierigkeiten hatten, in der neuen Gesellschaft Fuß zu fassen.

Die Frage der Staatsbürgerschaft war ein weiteres bedeutendes Thema. Lange Zeit konnten türkische Staatsbürger in Deutschland keine deutsche Staatsbürgerschaft erwerben, was auch die Integration erschwerte. Mitte der 2000er Jahre änderte sich dies, und immer mehr türkischstämmige Deutsche entschieden sich für die deutsche Staatsbürgerschaft.

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