Wege zu Selbstbestimmung und Teilhabe bei psychischen Erkrankungen

Wege zu Selbstbestimmung und Teilhabe bei psychischen Erkrankungen

Zielsetzung: Das Arbeitsblatt zielt darauf ab, den Lernenden das Konzept der Recovery (Wiederherstellung) bei psychischen Erkrankungen zu vermitteln. Es soll die Verknüpfung des individuellen Prozesses mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen (SGB, UN-BRK) und den gesamtgesellschaftlichen Strukturen (Arbeitsmarkt, Stigmatisierung) schulen.


Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt behandelt das Konzept der Recovery als individuellen Prozess zur Wiedererlangung von Selbstbestimmung und Lebensqualität trotz psychischer Beeinträchtigungen. Die Lernenden analysieren dazu rechtliche Grundlagen (SGB IX, UN-BRK, SGB V, SGB XII) und ordnen sie passenden Recovery-Prinzipien anhand der ausgewählten Person zu. Sie reflektieren, wie gesellschaftliche Strukturen den Recovery-Prozess beeinflussen, und untersuchen den Beitrag institutioneller Angebote wie Selbsthilfegruppen oder Wohnheime. Abschließend übertragen sie das Gelernte auf die persönliche Bedeutung von Recovery und die Rolle gesetzlicher Rahmenbedingungen.


Kompetenzen:

  • Psychosoziales Fachwissen: Definition und Verständnis des Recovery-Konzepts
  • Rechtliches Verständnis: Verknüpfung von Pflege- und Sozialrecht mit ethischen Prinzipien der Selbstbestimmung
  • Gesellschaftliche Analyse: Erkennen der Barrieren und Potenziale im gesellschaftlichen Kontext


Zielgruppe und Niveau: Das Arbeitsblatt richtet sich an Personen in psychiatrischen Pflegeberufen, sozialen Diensten oder der Therapie. Es behandelt fortgeschrittene Konzepte der psychiatrischen Versorgung.

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Target group and level

Personen in psychiatrischen Pflegeberufen, sozialen Diensten oder der Therapie. Es behandelt fortgeschrittene Konzepte der psychiatrischen Versorgung.

Subjects

PedagogyHealth and Social CarePsychology

Wege zu Selbstbestimmung und Teilhabe bei psychischen Erkrankungen

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Arbeitsauftrag

Schauen Sie das Video "Was bedeutet Recovery?" und notieren Sie Ihre Eindrücke.

Welche Aspekte von Recovery werden gezeigt? Was überrascht Sie?

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Arbeitsauftrag

Lesen Sie zuerst die Perspektive der betroffenen Person. Danach befassen Sie sich mit den rechtlichen Grundlagen und ordnen diese den Recovery-Prinzipien zu. Denken Sie dabei darüber nach, welche Auswirkungen sie für die Person haben.

Mein Name ist Anna M., ich bin 32 Jahre alt und lebe seit einigen Jahren mit einer bipolaren Störung. Meine Diagnose erhielt ich nach einer schweren Krise, die mir damals den Boden unter den Füßen wegzog. Heute wohne ich in einer kleinen Wohnung in einer ruhigen Nachbarschaft, habe eine Teilzeitstelle im Büro und pflege engen Kontakt zu meiner Familie und einigen Freunden. Die letzten Jahre waren geprägt von Höhen und Tiefen, doch durch eine Kombination aus Therapie, medikamentöser Unterstützung und Gesprächen mit einer Peer-Beraterin habe ich gelernt, mit meiner Erkrankung umzugehen.

Für mich bedeutet Recovery, wieder Hoffnung zu haben und mein Leben aktiv zu gestalten – auch wenn nicht jeder Tag leicht ist. Besonders wichtig war und ist für mich, dass ich selbst Entscheidungen über meine Behandlung treffen kann und meine Wünsche ernst genommen werden. Mein Therapeut und die Pflegekräfte in der Tagesklinik begegnen mir auf Augenhöhe, unterstützen mich, stärken mein Selbstvertrauen und helfen mir, auch kleine Fortschritte als Erfolge zu sehen.

Die Erfahrung, trotz Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, gibt mir Kraft. Ich möchte anderen Betroffenen Mut machen: Recovery ist möglich, wenn man die eigenen Ressourcen erkennt und Hilfe annimmt. Es braucht Verständnis, Geduld und Menschen, die einem zutrauen, wieder selbstbestimmt leben zu können.

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Rechtliche Grundlagen zur Teilhabe und Recovery

SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe

Das Sozialgesetzbuch IX regelt die Unterstützung für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Ziel ist es, Teilhabe am Arbeitsleben, in der Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Wichtige Prinzipien: Selbstbestimmung, Teilhabe, Empowerment

SGB V – Gesundheitsversorgung

Das Sozialgesetzbuch V legt fest, dass alle Menschen Anspruch auf medizinische, therapeutische und psychosoziale Behandlung haben. Auch Leistungen zur Prävention und Rehabilitation gehören dazu.

Wichtige Prinzipien: Unterstützung, Verantwortung, Autonomie

SGB XII – Sozialhilfe

Das Sozialgesetzbuch XII unterstützt Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten, etwa bei Wohnungslosigkeit oder schweren Krisen. Es soll soziale Teilhabe sichern, wenn andere Hilfen nicht ausreichen.

Wichtige Prinzipien: Gemeinschaft, Ressourcenorientierung, Solidarität

UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK)

Die UN-BRK garantiert die Gleichberechtigung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Deutschland hat sie 2009 ratifiziert. Sie betont das Recht auf Selbstbestimmung, Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe.

Wichtige Prinzipien: Hoffnung, Akzeptanz, Inklusion

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Arbeitsauftrag

Erklären Sie in Stichpunkten, wie folgende gesellschaftliche Strukturen aus Sicht der Person den Recovery-Prozess beeinflussen:

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Arbeitsauftrag

Recherchieren Sie drei institutionelle Angebote, die den Recovery-Prozess unterstützen. Beschreiben Sie, wie sie hilfreich sein könnten.

Alternativ: Nutzen Sie Informationen aus dem Arbeitsblatt oder eigene Erfahrungen.

Füllen Sie die Tabelle aus

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Reflexion


Lösungen für die Lehrkraft

Einrichtung / Angebot Recovery-Beitrag Bedeutung aus Ihrer Perspektive
Therapie
Unterstützung bei der Entwicklung von Selbstbestimmung und Hoffnung
Ermöglicht mir, mit meiner Erkrankung umzugehen und mein Leben aktiv zu gestalten
Medikamentöse Unterstützung
Hilft, die Symptome zu kontrollieren und Stabilität zu erreichen
Erleichtert mir den Alltag und unterstützt meine Teilhabe am Leben
Gespräche mit Peer-Beraterin
Austausch von Erfahrungen und Ermutigung
Gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein und unterstützt meine Hoffnung
Gesetzliche Grundlage Inhalt Recovery-Prinzip Bedeutung aus Ihrer Perspektive
SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben und in der Gesellschaft ☑ Selbstbestimmung ☐ Teilhabe ☐ Empowerment Die Möglichkeit, trotz meiner Erkrankung und Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, gibt mir Kraft und stärkt mein Selbstvertrauen.
UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Gleichberechtigung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen ☑ Hoffnung ☐ Inklusion ☐ Akzeptanz Wieder Hoffnung zu haben und mein Leben aktiv zu gestalten, auch wenn nicht jeder Tag leicht ist, ist für mich ein Zeichen von Recovery.
SGB V – Gesundheitsversorgung Anspruch auf medizinische und psychosoziale Behandlung ☑ Unterstützung ☐ Verantwortung ☐ Autonomie Therapie und medikamentöse Unterstützung helfen mir, mit meiner Erkrankung umzugehen und kleine Fortschritte als Erfolge zu sehen.
SGB XII – Sozialhilfe Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten ☐ Gemeinschaft ☑ Ressourcenorientierung ☐ Empowerment Indem ich meine eigenen Ressourcen erkenne und Hilfe annehme, kann ich wieder selbstbestimmt leben und anderen Mut machen.