Unangenehme Gefühle im Pflegeberuf
Zielsetzung: Die Auszubildenden setzen sich mit dem professionellen Umgang mit unangenehmen Gefühlen im Pflegealltag auseinander. Dabei reflektieren sie sowohl eigene emotionale Reaktionen als auch den angemessenen Umgang mit den Gefühlen von Patient:innen.
Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt behandelt eine herausfordernde Pflegesituation mithilfe eines Fallszenarios, das unterschiedliche Deutungen ermöglicht. Die Lernenden analysieren den Umgang mit Nähe, Distanz und Überforderung, ordnen Gefühle zu, überlegen Handlungsstrategien und bewerten ihre Wirksamkeit. Zusätzlich werden konkrete Vorschläge zur Selbstfürsorge im Pflegeberuf thematisiert.
Kompetenzen:
- Emotionale Selbstwahrnehmung und -regulation im Beruf
- Professioneller Umgang mit emotional belastenden Situationen
- Entwicklung reflektierter Handlungsoptionen in der Pflege
- Förderung von Empathie und Selbstfürsorge
Zielgruppe und Niveau: Berufsfachschule Pflege; geeignet ab dem 1. Ausbildungsjahr
57 other teachers use this template
Target group and level
Berufsfachschule Pflege; geeignet ab dem 1. Ausbildungsjahr
Subjects
Unangenehme Gefühle im Pflegeberuf


Einführung
Der Pflegeberuf umfasst viele körpernahe und intime Tätigkeiten. Dabei können im Kontakt mit anderen Menschen auch unangenehme Gefühle entstehen. Um professionell damit umzugehen, ist es wichtig, diese Gefühle bewusst wahrzunehmen, anzuerkennen und benennen zu können. Mit einem dieser "unangenehmen Gefühle" beschäftigt sich dieses Arbeitsblatt.
Aufgabenstellung
Situation: Hassan ist ein Pflegeschüler im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Pflegefachmann. Während seines Einsatzes in einem Krankenhaus wird er gebeten, Herrn Lee, einen 75-jährigen Patienten, bei der täglichen Körperpflege zu unterstützen. Herr Lee leidet unter einer chronischen Darmerkrankung und kann sich aufgrund seiner körperlichen Schwäche nicht mehr selbstständig waschen.
Erlebnis: Hassan betritt das Zimmer von Herrn Lee und wird sofort von einem überwältigenden Geruch von Erbrochenem und Fäkalien empfangen. Herr Lee liegt erschöpft in seinem Bett und benötigt dringend Hilfe. Hassan fühlt sich von dem Geruch und der Situation extrem angeekelt und kämpft damit, seine Aufgabe professionell zu erfüllen. Während er Herrn Lee vorsichtig wäscht, bemerkt er, dass Herr Lee sich für seinen Zustand schämt und sich unwohl fühlt. Hassan muss sich sowohl mit seinem eigenen Gefühl des Ekels als auch mit der emotionalen Belastung von Herrn Lee auseinandersetzen.
Welches unangenehme Gefühl benennt der Text? In welchen Situationen empfinden Sie dieses Gefühl? Wie gehen Sie in der Regel damit um?

Situationserfassung & Umgang
Beantworten Sie folgende Fragen nach eigener Einschätzung.
Ekel in der Pflege: Verständnis und Bewältigung
Ekel ist ein Gefühl der Abneigung und des Widerwillens, das häufig durch Sinneswahrnehmungen, wie etwa Gerüche, ausgelöst wird. In der Pflege kann Ekel ein natürlicher Schutzreflex sein, der jedoch professionell gemanagt werden muss. Als Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler ist es wichtig, Ekel nicht vor den Pflegeempfängern zu zeigen, um die emotionale Dissonanz zu akzeptieren und eine respektvolle Pflege zu gewährleisten.
Um Ekel zu bewältigen, können Sie folgende Strategien nutzen:
- Das Gefühl durch kognitives Umprogrammieren bewusst neu bewerten.
- Sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen und gegenseitige Unterstützung suchen.
- Belastende Situationen im Team bewältigen und sich abwechseln.
- Schutzkleidung und Einmalhandschuhe tragen, Duftaromen verwenden und gegebenenfalls den Raum lüften.
- Sich bewusst von belastenden Situationen distanzieren.
Auch Patientinnen und Patienten können Ekel empfinden, sei es in der klinischen Umgebung oder gegenüber dem eigenen Körper. Offenheit im Gespräch über Ekelgefühle und die gemeinsame Suche nach Bewältigungsstrategien sind hierbei entscheidend.