Das ABEDL-Modell
Zielsetzung:
Die Lernenden sollen das ABEDL-Modell als zentrales Instrument der Pflege verstehen und anwenden lernen, insbesondere im Kontext der Betreuung von Menschen mit Demenz. Ziel ist es, die Fähigkeit zu entwickeln, Pflegeprozesse bedürfnisorientiert zu planen und durchzuführen, Defizite und Ressourcen zu analysieren und empathische Interaktionsansätze zu entwickeln.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt führt in das ABEDL-Modell und seine Anwendung in der Pflege von Demenzpatient:innen ein. Es beinhaltet ein Fallbeispiel über eine Patientin / einen Patienten mit einer ausgewählten Demenzerkrankung, das als Grundlage für die folgenden Aufgaben dient. Die Lernenden überlegen in einer ersten Phase Grundprinzipien für die Betreuung von Menschen mit Demenz. Im Hauptteil, einer verdeckten Gruppenarbeit, planen sie detailliert die Unterstützung für eine Alltagssituation, analysieren dabei die Ressourcen und Defizite der Patientin / des Patienten und entwerfen konkrete Interaktionsansätze. Im Anschluss leiten sich die Gruppen gegenseitig im Rahmen eines Rollenspiels an. Eine abschließende Reflexion in Einzel- und Gruppenarbeit dient der Bewertung der Anleitungen und dem Transfer des Gelernten. Zum Schluss wird ein Infotext zum ABEDL-Modell passend zu dem Fallbeispiel gelesen und erneut reflektiert. Methoden umfassen Textanalyse, Brainstorming, Gruppen- und Partnerarbeit, Rollenspiele und Reflexion.
Kompetenzen:
- Anwenden des ABEDL-Modells in der Praxis
- Analytisches Denken zur Identifikation von Ressourcen und Defiziten
- Planen und Strukturieren von Pflegehandlungen
- Entwickeln von empathischen und situationsangemessenen Interaktionsansätzen
- Kollaboration in der Gruppenarbeit
- Selbstreflexion über den eigenen Lernprozess und die eigene Rolle in der Pflege
Zielgruppe und Niveau:
Berufsschule
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Target group and level
Berufsschule
Subjects
Das ABEDL-Modell


Das ABEDL-Modell in der Pflege
In einer pflegerischen Einrichtung benötigen Demenzpatient:innen eine besonders einfühlsame und strukturierte Betreuung. Die Erkrankung beeinträchtigt das Gedächtnis, die Orientierung sowie das Verhalten, was zu Herausforderungen im Alltag führt. Pflegekräfte unterstützen die Betroffenen dabei, Sicherheit und Lebensqualität zu erhalten, indem sie individuell auf deren Bedürfnisse eingehen und eine vertraute Umgebung schaffen. Das ABEDL-Modell dient hierbei als hilfreiche Grundlage. Es orientiert sich an den Aktivitäten, sozialen Beziehungen und existenziellen Erfahrungen des Lebens und hilft, Pflegeziele und -maßnahmen gezielt auf den einzelnen Menschen abzustimmen - auch bei fortschreitender Demenz. Das Modell wird am Ende des Arbeitsblattes detailliert - mit Hilfe des folgenden Fallbeispiels - dargestellt und erläutert.
📋 Arbeitsauftrag: Überlegen Sie sich mehrere Alltagssituationen, in denen es erforderlich sein kann, dass Frau M. (eine Demenzpatientin) pflegerische Unterstützung benötigt. Formulieren Sie dann mindestens drei Grundprinzipien, die Ihrer Meinung nach bei der Anleitung von Menschen mit Demenz (MmD) beachtet werden sollten. Notieren Sie Ihre Überlegungen stichpunktartig.
Diskussion im Plenum: Tauschen Sie Ihre formulierten Grundprinzipien aus. Diskutieren Sie, welche Prinzipien besonders wichtig sind und warum.
Alltagssituationen, in denen Frau M. pflegerische Unterstützung benötigt:
Morgendliche Routine:
- Hilfe beim Anziehen und Auswählen der Kleidung
- Unterstützung bei der Körperpflege, wie Duschen oder Waschen
- Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten
Mahlzeiten:
- Unterstützung beim Zubereiten von Frühstück, Mittag- und Abendessen
- Hilfe beim Essen, wenn motorische Fähigkeiten eingeschränkt sind
- Sicherstellen, dass ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird
Freizeitaktivitäten:
- Begleitung bei Spaziergängen oder Ausflügen
- Unterstützung bei der Teilnahme an sozialen Aktivitäten
- Hilfe beim Spielen von Gesellschaftsspielen oder beim Lesen
Sicherheit im Haushalt:
- Überwachung bei der Benutzung von elektrischen Geräten
- Hilfe beim Erkennen und Vermeiden von Gefahrenquellen
- Unterstützung beim Finden von Gegenständen oder beim Orientieren im Haus
Abendliche Routine:
- Hilfe beim Ausziehen und Vorbereiten auf das Bettgehen
- Unterstützung beim Zähneputzen und anderen abendlichen Ritualen
- Sicherstellen, dass die Umgebung sicher für die Nacht ist
Grundprinzipien bei der Anleitung von Menschen mit Demenz (MmD):
Respekt und Würde:
- Immer mit Respekt und Empathie begegnen
- Die Würde der Person wahren und ihre Autonomie soweit wie möglich unterstützen
Geduld und Klarheit:
- Geduldig sein und klare, einfache Anweisungen geben
- Zeit lassen für Antworten und Reaktionen, ohne Druck auszuüben
Struktur und Routine:
- Einen strukturierten Tagesablauf schaffen, um Sicherheit und Orientierung zu bieten
- Regelmäßige Abläufe beibehalten und schrittweise Veränderungen einführen
Diese Prinzipien und Überlegungen sollen dabei helfen, Menschen mit Demenz in ihrem Alltag zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Fallbeispiel: Frau L und ihre vaskuläre Demenz
Frau L leidet an vaskulärer Demenz, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird. Diese Form der Demenz äußert sich bei ihr vor allem durch eine deutliche Verlangsamung des Denkens und Schwierigkeiten in der Konzentration. Im Alltag vergisst Frau L häufig, wo sie ihre Brille hingelegt hat, und hat Probleme, sich an Termine zu erinnern. Trotz dieser Herausforderungen kann sie sich noch gut orientieren und alleine kurze Spaziergänge unternehmen, was ihr Freude bereitet und ihr ein Gefühl von Freiheit verschafft. Die Unterstützung ihrer Familie ist dabei entscheidend, insbesondere bei der Organisation ihres Alltags und der Erinnerung an wichtige Dinge. Ihre Fähigkeit, sich auf vertraute Tätigkeiten wie das Kochen einfacher Mahlzeiten zu konzentrieren, gibt ihr weiterhin ein Gefühl von Selbstständigkeit und Normalität. Dabei ist es wichtig, dass Frau L in einer Umgebung lebt, die ihre Bedürfnisse berücksichtigt und ihr Sicherheit bietet.

Gruppenarbeit und Handlungsentwurf
Bilden Sie eine gerade Anzahl von Arbeitsgruppen. Jedes Thema wird von mindestens zwei Gruppen parallel bearbeitet. Es ist entscheidend, dass die themengleichen Gruppen nicht miteinander kommunizieren - das ist die „verdeckte“ Arbeitsphase.
📋 Arbeitsauftrag:
Schritt 1: Situationsplanung und Ablauf erstellen
Wählen Sie Ihre Alltagssituation, z. B. das Mittagessen. Planen Sie nun eine konkrete Unterstützungssituation für Frau L. Erarbeiten Sie einen detaillierten Ablaufplan für diese Handlung. Denken Sie in kleinen, überschaubaren Schritten.
Schritt 2: Ressourcen und Defizite analysieren
Gehen Sie jeden Schritt Ihres Ablaufplans durch und überlegen Sie, welche Ressourcen Frau L in dieser Situation hat und wo ihre Defizite liegen. Nutzen Sie dazu die Leitfragen, um sich präzise in die Situation hineinzudenken.
Schritt 3: Interaktionsansätze entwickeln
Entwickeln Sie nun für jeden Schritt, bei dem Sie ein Defizit festgestellt haben, konkrete Interaktionsansätze. Überlegen Sie sich, welche Worte, Gesten oder Hilfestellungen Sie einsetzen können, um Frau L so gut wie möglich anzuleiten.
Hier finden Sie Platz, um den Ablaufplan darzustellen.

Rollenspiel
👥 Arbeitsauftrag: Die themengleichen Gruppen kommen zusammen. Ohne vorherige Absprache leiten sich die Gruppen nun gegenseitig an. Jede Gruppe bestimmt eine Person, die den oben genannten Patienten oder die Patientin darstellt. Leiten Sie die fremde Person in der ausgewählten Alltagshandlung an. Passen Sie Ihre Anleitung spontan an, wenn die dargestellten Ressourcen oder Defizite von Ihrer ursprünglichen Planung abweichen.
Rollenübernahme und Probe: Spielen Sie die von Ihnen entwickelten Interaktionen innerhalb Ihrer Gruppe durch. Wechseln Sie die Rollen, damit jeder einmal die Perspektive der pflegenden Person und der betreuten Person einnehmen kann.
📋 Arbeitsauftrag: Nutzen Sie die Tabelle, um Notizen während der Gruppenarbeit zu machen.
📋 Einzelarbeit: Füllen Sie die Tabelle aus.
👥 Diskussion im Plenum: Reflektieren Sie gemeinsam und teilen Sie Ihre Ergebnisse miteinander.
Fragen zum Gedankenanstoß:
- Erfolge: Was hat in der Anleitungs-Situation besonders gut funktioniert und warum? Nennen Sie ein konkretes Beispiel.
- Schwierigkeiten: Welche Momente waren besonders herausfordernd? Was würden Sie in einer realen Situation anders machen?
- Lernprozess: Welche neuen Erkenntnisse haben Sie aus der wechselseitigen Anleitung gewonnen, die über Ihre ursprüngliche Planung hinausgehen?
- Transfer: Wie können die gelernten Prinzipien aus der heutigen Übung auf andere Alltagshandlungen übertragen werden?
📋 Arbeitsauftrag: Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam und reflektieren Sie Ihren erstellten Ablaufplan. Würden Sie nun etwas anpassen oder ändern?
Das ABEDL-Modell im Zusammenhang mit Demenz
Das ABEDL-Modell von Monika Krohwinkel ist ein pflegerisches Rahmenkonzept, das sich auf die Aktivitäten, Beziehungen und existenziellen Erfahrungen des Lebens (ABEDL) konzentriert. Im Zusammenhang mit Demenz bietet es eine hilfreiche Struktur, um die Pflege und Betreuung von Menschen wie Frau L, die an vaskulärer Demenz leidet, ganzheitlich und individuell zu gestalten.
Erläuterung des ABEDL-Modells
Das ABEDL-Modell umfasst folgende Bereiche:
Kommunizieren: Menschen mit vaskulärer Demenz, wie Frau L, haben oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und zu kommunizieren. Die Pflege sollte darauf abzielen, ihnen Zeit zum Überlegen zu geben und sie bei der Suche nach Worten zu unterstützen.
Sich bewegen: Für Frau L ist Bewegung wichtig, da sie Freude an Spaziergängen hat. Die Pflege sollte ihr helfen, diese Aktivität sicher auszuführen und sie ermutigen, sich weiterhin zu bewegen.
Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten: Bei vaskulärer Demenz sind die körperlichen Funktionen oft beeinträchtigt. Frau L sollte regelmäßig ihre medizinischen Untersuchungen wahrnehmen, und ihre Familie hilft ihr dabei, diese zu organisieren.
Sich pflegen: Frau L kann sich noch gut um ihre grundlegende Pflege kümmern, benötigt aber Unterstützung bei der Organisation von Pflegematerialien.
Essen und trinken: Das Vergessen von Mahlzeiten ist bei Demenz häufig. Es ist wichtig, dass Frau L regelmäßig isst und trinkt, und ihre Familie spielt eine entscheidende Rolle dabei, dies zu überwachen und zu unterstützen.
Ausscheiden: Frau L braucht möglicherweise Hilfe bei der Intimhygiene, was im ABEDL-Modell berücksichtigt wird.
Sich kleiden: Die Fähigkeit, sich selbstständig zu kleiden, ist wichtig für das Selbstwertgefühl. Frau L sollte ermutigt werden, ihre Kleidung selbst auszuwählen und anzuziehen, wobei sie dabei unterstützt wird.
Ruhen und schlafen: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus ist für Menschen mit Demenz wichtig. Frau L sollte eine ruhige Umgebung haben, die ihr hilft, sich zu entspannen und gut zu schlafen.
Sich beschäftigen: Aktivitäten, die Freude bereiten, sind entscheidend, um das Wohlbefinden von Frau L zu fördern. Das ABEDL-Modell empfiehlt, solche Aktivitäten zu planen und zu unterstützen.
Bezug zum Fallbeispiel
Frau L profitiert von einem Umfeld, das ihre Selbstständigkeit und ihre Freude an vertrauten Tätigkeiten wie dem Kochen und Spaziergängen unterstützt. Das ABEDL-Modell hilft dabei, ihre Pflegebedürfnisse systematisch zu erfassen und ihre täglichen Aktivitäten so zu gestalten, dass sie weiterhin ein Gefühl von Normalität und Selbstwert erfahren kann, trotz der Herausforderungen der vaskulären Demenz. Die Unterstützung durch ihre Familie ist dabei essentiell, um die verschiedenen Bereiche des Lebens zu koordinieren und ihre Sicherheit und Lebensqualität zu gewährleisten.
Diskussion im Plenum: Reflektieren und diskutieren Sie mit Ihrem dazugewonnenen Wissen.