Das Kind als Patient:in - Die Welt auf Augenhöhe verstehen
Zielsetzung: Das übergeordnete Lernziel des Arbeitsblattes ist die Sensibilisierung und Reflexion des eigenen Rollenverständnisses als zukünftige Pflegekraft im Umgang mit Kindern als Patient:innen. Es soll dazu anregen, die Welt der Kinder auf Augenhöhe zu betrachten und die Rolle familiärer Prägungen, Ängste und Schmerzen zu verstehen, um eine empathische und kindgerechte Pflege zu gewährleisten.
Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt nutzt eine Kombination aus Einzel- und Gruppenarbeit zur Aktivierung und Reflexion des Themas. Die Teilnehmer:innen erinnern sich zunächst an eigene Kindheitserfahrungen mit Krankheit und Ängsten, die anschließend in "Wohlfühlgruppen" diskutiert werden, um den Einfluss familiärer Prägungen zu analysieren. Daraufhin wird in einer Plenumsdiskussion eine Hypothesenbildung zum Einfluss dieser Prägungen auf die spätere Pflegehaltung vorgenommen. Die professionelle Haltungsentwicklung wird durch ein "Schreibgespräch" zu zentralen Statements der Kinderkrankenpflege gefördert. Abschließend dient eine Fallanalyse dazu, pflegerische Herausforderungen zu identifizieren und durch die Formulierung von Lernfragen zu strukturieren.
Kompetenzen:
- Empathie und Selbstreflexion: Die Fähigkeit, die eigenen Erfahrungen und Prägungen zu reflektieren, um die Ängste und Schmerzen von Kindern besser nachvollziehen zu können
- Rollenverständnis: Kritisches Erarbeiten des professionellen Rollenbilds in der Kinderkrankenpflege (z. B. als Mutmacher:in, Trostspender:in, Beschützer:in)
- Kommunikation auf Augenhöhe: Verstehen der Notwendigkeit und der Grundlagen einer altersgerechten und vertrauensfördernden Kommunikation
- Analytisches Denken: Formulieren von Lernfragen aus komplexen Fallsituationen zur Strukturierung des Lernprozesses
Zielgruppe und Niveau:
Berufsschule
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Target group and level
Berufsschule
Subjects
Das Kind als Patient:in - Die Welt auf Augenhöhe verstehen


Eigene Erfahrungen und familiäre Prägungen
📋 Arbeitsauftrag: Schließen Sie Ihre Augen und versuchen Sie sich an eine Situation zu erinnern, in der Sie als Kind krank waren.
Impulsfragen:
- Wo waren Sie?
- Wer war bei Ihnen?
- Wie haben Sie sich gefühlt?
- Gab es Situationen, in denen Sie Angst hatten?
✒️ Wo waren Sie?
✒️ Wer war bei Ihnen?
✒️ Wie haben Sie sich gefühlt?
✒️ Gab es Situationen, in denen Sie Angst hatten?
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Gruppenarbeit - Wohlfühlgruppen
👥 Arbeitsauftrag: Bilden Sie Kleingruppen (sogenannte "Wohlfühlgruppen") von 3-4 Personen. Wichtig ist die Vertraulichkeit und das respektvolle Zuhören. Sie entscheiden selbst, was Sie teilen möchten. Tauschen Sie sich über folgende Punkte aus:
- Erfahrungen als krankes Kind oder als Begleitperson eines kranken Kindes im Krankenhaus
- Ängste, die Sie als Kind in dieser Situation hatten und wie Erwachsene darauf reagierten
- der Umgang mit Schmerzen und Ängsten in der eigenen Familie
Ziel: Identifizieren Sie in der Gruppe ein "typisches" Muster oder eine Situation (z. B. "Das Krankenhaus war für mich ein Ort voller Angst" oder "Meine Eltern waren immer sehr ruhig und haben mir alles erklärt") - auch anonymisiert möglich.
✒️ Hier finden Sie Platz für Ihre Ausarbeitungen.

Hypothesenbildung im Plenum
👥 Frage: Wie könnte die Art und Weise, wie wir als Kind Krankheit, Angst und Schmerzen erlebt haben, unsere heutige Einstellung als zukünftige Pflegekräfte beeinflussen?
Beispiele:
- "Vielleicht bin ich besonders einfühlsam, weil ich selbst so viel Angst hatte."
- "Vielleicht fällt es mir schwer, Schmerzen von Patient:innen ernst zu nehmen, weil mir als Kind gesagt wurde, ich soll mich nicht so anstellen."
Tragen Sie Beispiele ein.

Rollenverständnis und Fallanalyse
Schreibgespräch zur Kinderkrankenpflege
- Vorbereitung: Lesen Sie die Statements und Zitate zur Kinderkrankenpflege.
- Aufgabe: Schreiben Sie Ihre Gedanken, Meinungen und Ergänzungen zu den Statements auf. Dabei wird nicht gesprochen, nur geschrieben.
- Ziel: Jede:r von Ihnen formuliert die eigene Haltung und das persönliche Bild von diesem Berufsfeld.
- Anschluss: Am Ende der Aktivität gehen Sie die Notizen im Plenum durch und besprechen die zentralen Begriffe und Haltungen. Welche Worte tauchen oft auf? (z. B. "vertrauenswürdig", "Mutmacher:in", "Beschützer:in").
- „In der Kinderkrankenpflege steht das Wohl des Kindes stets im Mittelpunkt unseres Handelns.“
- „Jedes kranke Kind benötigt nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch Trost, Verständnis und Zuwendung.“
- „Die Kommunikation auf Augenhöhe mit kleinen Patient:innen fördert Vertrauen und Heilung.“
- „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – ihre Pflege erfordert spezielle Kenntnisse und Empathie.“
- „Ein Lächeln kann manchmal mehr bewirken als jedes Medikament.“
- „Die Zusammenarbeit mit Eltern und Angehörigen ist ein zentraler Bestandteil der Kinderkrankenpflege.“
- „Geduld, Einfühlungsvermögen und Kreativität sind wichtige Werkzeuge in der täglichen Pflege.“
- „Die Beobachtungsgabe von Kinderkrankenpflegenden kann entscheidend für den Behandlungserfolg sein.“
- „Kindern Hoffnung zu schenken, ist eine große Aufgabe und zugleich eine besondere Ehre.“
- „Professionelle Kinderkrankenpflege bedeutet, die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes wahrzunehmen und zu respektieren.“
- „Starke Nerven und ein großes Herz sind in der Kinderkrankenpflege unersetzlich.“
- „Gute Pflege beginnt mit aufmerksamem Zuhören und ehrlichem Interesse am Kind.“
- „Kinder erleben ihre Krankheit auf besondere Weise – Verständnis dafür ist der Schlüssel zur richtigen Pflege.“
- „Kinderkrankenpflege ist Teamarbeit und lebt vom Austausch zwischen allen Beteiligten.“
- „Unsere Aufgabe ist es, Kindern Sicherheit zu geben, wenn sie sich in einer fremden und oft beängstigenden Umgebung befinden.“
Hier finden Sie Platz für Ihre Überlegungen.
Musterlösung: Rollenverständnis und Fallanalyse in der Kinderkrankenpflege
Das Wohl des Kindes im Mittelpunkt
Das Pflegeverständnis im pädiatrischen Bereich legt besonderen Wert darauf, das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt aller pflegerischen Maßnahmen zu stellen. Kinder benötigen eine freundliche, kindgerechte Atmosphäre und die Einbindung der Familie ist zentral. Die individuelle Situation, Ängste und Bedürfnisse des Kindes stehen im Vordergrund.Medizinische Versorgung und Zuwendung
Jedes kranke Kind braucht neben professioneller medizinischer Versorgung besonders Trost, Verständnis und Zuwendung. Kinder reagieren auf Krankenhausaufenthalte oft mit Unsicherheit, Angst, Protest oder sogar Resignation. Die Pflegefachperson begegnet diesen Gefühlen mit Empathie, Geduld und aktiver Unterstützung, um das Kind emotional zu stabilisieren.Kommunikation auf Augenhöhe
Kinder, auch kleine, werden in Beratung und Pflege einbezogen. Kommunikation findet – je nach Entwicklungsstand – verbal und nonverbal statt. Ehrlichkeit und das Eingehen auf die kindlichen Fragen sind dabei essenziell, um Vertrauen aufzubauen. Eltern sind wichtige Informationsquellen und werden in alle Abläufe integriert.Spezielle Kenntnisse und Empathie
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen: Ihre Pflege erfordert spezielles Fachwissen über kindliche Entwicklung, altersgerechte Kommunikation und die Besonderheiten kindlicher Erkrankungen. Empathie und ein ganzheitlicher Blick auf Kind und Familie sind unerlässlich.Bedeutung von kleinen Gesten
Ein Lächeln, beruhigende Worte oder das Eingehen auf Wünsche des Kindes können den Heilungsprozess positiv beeinflussen. Kleine, zugewandte Gesten unterstützen das Wohlbefinden und stärken das Vertrauen.Zusammenarbeit mit Eltern und Angehörigen
Die Eltern sind feste Bezugspersonen und werden als Experten für ihr Kind angesehen. Ihre aktive Einbindung in Pflege und Therapie dient der Stabilisierung des Kindes, fördert die Kooperation und sorgt für ein positives Erleben des Klinikaufenthalts.Wichtige Werkzeuge: Geduld, Einfühlungsvermögen, Kreativität
Pflegefachpersonen benötigen Geduld, um auf die unterschiedlichen Reaktionen der Kinder einzugehen, Einfühlungsvermögen, um kindliche Bedürfnisse zu verstehen, und Kreativität, um spielerisch Pflegehandlungen zu vermitteln.Beobachtungsgabe als Erfolgsfaktor
Die professionelle Beobachtung – insbesondere bei nicht-sprechenden Säuglingen und Kleinkindern – ist essenziell. Sie ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Veränderungen und ist Grundlage für individuelle Pflege- und Behandlungspläne.Hoffnung und Sicherheit schenken
Kinderkrankenpflege bedeutet, Kindern in schwierigen Situationen Hoffnung zu geben und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Besonders in einer oft fremden und beängstigenden Umgebung ist dies eine wichtige Aufgabe.Individuelle Bedürfnisse wahrnehmen und respektieren
Die professionelle Pflege orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen des Kindes. Die Pflegeplanung erfolgt partizipativ mit Kind und Eltern und wird kontinuierlich angepasst.Starke Nerven und ein großes Herz
Belastbarkeit, emotionale Stärke und ein großes Herz sind zentrale Eigenschaften in der Kinderkrankenpflege. Sie helfen, herausfordernde Situationen zu meistern und Kinder sowie Familien zu begleiten.Zuhören und ehrliches Interesse
Aufmerksames Zuhören, das Einbeziehen der kindlichen Perspektive und das ehrliche Interesse an den Sorgen und Wünschen des Kindes stehen am Anfang jeder guten Pflegebeziehung.Besondere Krankheitserfahrungen von Kindern
Kinder erleben Krankheit anders als Erwachsene. Verständnis für diese besondere Wahrnehmung ist der Schlüssel zur individuell richtigen Pflege.Teamarbeit und Austausch
Kinderkrankenpflege ist Teamarbeit. Der Austausch mit Kolleg:innen, Ärzt:innen, Therapeut:innen und Eltern ist notwendig, um eine ganzheitliche Versorgung sicherzustellen.Sicherheit in einer fremden Umgebung
Kinder und Familien werden in einer ungewohnten, oft angstauslösenden Umgebung begleitet. Die Aufgabe der Pflegefachperson ist es, Orientierung, Schutz und emotionale Sicherheit zu bieten.
Zentrale Begriffe und Haltungen:
- Vertrauensvoller Umgang
- Empathie
- Einbeziehung der Eltern
- Kindzentrierung
- Geduld und Kreativität
- Beobachtungsgabe
- Teamarbeit
- Kommunikation auf Augenhöhe
- Hoffnung und Sicherheit geben
Persönliche Haltung: Für mich bedeutet Kinderkrankenpflege, jedes Kind als eigenständige Persönlichkeit mit individuellen Bedürfnissen und Reaktionen zu respektieren. Die enge Zusammenarbeit mit den Eltern, die kindgerechte Kommunikation und das Schaffen einer vertrauensvollen, sicheren Atmosphäre sind für mich zentrale Elemente. Ich sehe mich als achtsame Begleiterin, Mutmacherin und Beschützerin für die kleinen Patient:innen und ihre Familien.

Fallbeispiel - Lernfragen
📋 Arbeitsauftrag: Formulieren Sie Lernfragen, die sich aus der Situation des Fallbeispiels ergeben. Die Fragen sollen nicht einfach beantwortet werden, sondern zum Nachdenken anregen und sich auf die Lernziele beziehen.
Beispiele für Lernfragen:
- "Wie kann ich als Pflegekraft Angst lindern, wenn die Eltern nicht da sind?"
- "Welche Rolle spielt die Angst bei der Schmerzwahrnehmung von Kindern?"
- "Welche pflegerischen Maßnahmen helfen, Vertrauen bei einem ängstlichen Kind aufzubauen?"
- "Wie kann ich die Eltern in die Pflege einbeziehen, um den Stress des Kindes zu reduzieren?"
Alicia ist 7 Jahre alt und wurde mit starken Ohrenschmerzen in die Kinderarztpraxis gebracht. Sie ist sehr verängstigt und möchte die ganze Zeit bei ihrer Mutter bleiben. Alicia hält sich ständig die Hände an die Ohren und weint leise, wenn die Ärztin sie untersucht. Obwohl die Ärztin versucht, Alicia mit beruhigenden Worten zu trösten, wirkt das Mädchen sehr angespannt und möchte am liebsten sofort nach Hause. Ihre Mutter versucht, sie mit einem Spielzeug abzulenken, doch Alicia ist zu sehr auf ihre Schmerzen konzentriert, um sich darauf einzulassen. Die Ärztin erklärt der Mutter die nächsten Schritte und verspricht, alles zu tun, damit Alicia schnell wieder gesund wird.
Hier finden Sie Platz für Ihre Lernfragen.
HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!!!
Musterlösung: Lernfragen zum Fallbeispiel „Alicia, 7 Jahre, starke Ohrenschmerzen“
- Wie kann ich als Pflegekraft Alicia behutsam und kindgerecht an die anstehende Untersuchung heranführen, um ihre Angst vor Schmerzen zu reduzieren?
- Welche Möglichkeiten habe ich, Alicia aktiv in die pflegerischen Maßnahmen einzubeziehen, sodass sie sich ernst genommen und weniger ausgeliefert fühlt?
- Wie kann die Anwesenheit der Mutter oder einer anderen Bezugsperson während schmerzhafter Untersuchungen zur Beruhigung und Stressreduktion beitragen?
- Welche Rolle spielen nonverbale Kommunikation und kindgerechte Erklärungen bei der Angst- und Schmerzlinderung in der Pflege von Alicia?
- Welche Methoden der pflegerischen Schmerzbeobachtung sind bei einem 7-jährigen Kind wie Alicia besonders geeignet, um ihre individuelle Schmerzsituation richtig einzuschätzen?
- Wie kann ich die Eltern von Alicia sinnvoll in die Pflege einbeziehen, damit sie ihr Kind aktiv unterstützen und selbst weniger hilflos sind?
- Wie kann ich Alicia durch Ablenkung, spielerische Elemente oder vertraute Gegenstände (z. B. Kuscheltier) helfen, die Untersuchungssituation besser zu bewältigen?
- Welche Auswirkungen kann die Angst vor medizinischen Maßnahmen auf die Schmerzwahrnehmung und das Verhalten von Kindern wie Alicia haben?
- Wie kann ich als Pflegekraft in der Kommunikation mit Alicia und ihren Eltern eine vertrauensvolle und unterstützende Beziehung aufbauen?
- Was sollte ich beachten, wenn die Eltern nicht dauerhaft anwesend sein können, damit Alicia sich trotzdem sicher und geborgen fühlt?
Diese Lernfragen regen dazu an, sich mit den pflegerischen, kommunikativen und psychosozialen Aspekten der Betreuung von ängstlichen und schmerzgeplagten Kindern sowie deren Eltern auseinanderzusetzen. Sie orientieren sich an den im Grundlagentext beschriebenen Lernzielen für die Pflege im pädiatrischen Bereich.
👥 Arbeitsauftrag: Besprechen Sie Ihre Lernfragen im Plenum, ordnen Sie die Fragen gemeinsam nach Themen (z. B. "Umgang mit Angst", "Schmerzmanagement", "Elternarbeit").
Das Kind als Patient:in 🏥
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