Der Pflegeprozess
Zielsetzung: Die Auszubildenden erarbeiten sich grundlegendes Wissen zum Pflegeprozess und setzen sich mit seinen Phasen, seiner Struktur und seiner Bedeutung für die professionelle Pflege auseinander. Dabei reflektieren sie sowohl die Theorie als auch die praktische Anwendung im pflegerischen Alltag.
Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt enthält eine Einführung in den Pflegeprozess mit einer Drag-and-Drop-Aufgabe, Textbausteinen, Multiple-Choice-Fragen und Zuordnungsaufgaben. Die Lernenden benennen und erklären die sechs Schritte des Pflegeprozesses nach Fiechter und Meier, ordnen Inhalte zu und überprüfen ihr Wissen in verschiedenen Übungsformaten.
Kompetenzen:
- Fachwissen zum Aufbau und zur Funktion des Pflegeprozesses
- Strukturierung pflegerischer Handlungen
- Anwendung des Pflegeprozesses auf berufliche Handlungssituationen
- Förderung der Selbstreflexion über Pflegequalität
Zielgruppe und Niveau: Berufsfachschule Pflege; geeignet ab dem 1. Ausbildungsjahr
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Berufsfachschule Pflege; geeignet ab dem 1. Ausbildungsjahr
Subjects
Der Pflegeprozess


Einführung
Der Pflegeprozess ist ein strukturierter und zielgerichteter Ablauf, mit dem Pflegekräfte den Unterstützungsbedarf eines Menschen erfassen und geeignete Maßnahmen planen, umsetzen und bewerten. Dabei handelt es sich um einen Prozess zur systematischen Problemlösung in der Pflege.
Im Idealfall sind nach Abschluss des Pflegeprozesses alle pflegerischen Probleme gelöst, sodass kein weiterer Pflegebedarf besteht. In der Praxis ist das jedoch selten der Fall, da:
- bestehende Probleme trotz durchgeführter Maßnahmen weiterbestehen können,
- sich neue Herausforderungen ergeben können – zum Beispiel bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustands.
Deshalb wird der Pflegeprozess häufig mehrfach durchlaufen. Mit jedem Durchgang wachsen Wissen und Erfahrung, die in die weitere pflegerische Planung einfließen und eine kontinuierliche Anpassung ermöglichen.
Welche Vorteile bietet ein strukturierter Pflegeprozess? Ordnen Sie die Überschriften den Beschreibungen zu.

Das Pflegeprozessmodell
Es gibt unterschiedliche Pflegeprozessmodelle, die in der Regel folgende Schritte beschreiben: Pflegeanamnese - Pflegeplanung - Pflegedokumentation.
Mit der Einführung des neuen "Pflegebedürftigkeitsbegriffs" (2017) rückte das Pflegeprozessmodell der WHO wieder in den Vordergrund. Es sieht 4 Phasen vor:
- Die Einschätzung des Pflegebedarfs
- Die Planung der Pflege
- Die Durchführung der Pflege
- Die Evaluation der Pflege
Das Formulieren von Pflegezielen verliert an Bedeutung, was Kritik hervorruft.
In Deutschland sind vor allem das WHO-Modell (nach Yura und Walsh) und das 6-schrittige Modell nach Fiechter und Meier von Bedeutung. Letzteres schauen wir uns in den folgenden Aufgaben genauer an.
Bringen Sie das Pflegeprozessmodell nach Fiechter und Meier in die richtige Reihenfolge.

Aufgabe
Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam durch und beantworten Sie die Aufgaben.
Informationssammlung im Pflegeprozess
Die Informationssammlung ist der erste Schritt im Pflegeprozess und entscheidend für eine erfolgreiche Pflegeplanung. In diesem Schritt werden alle pflegerelevanten Daten über den Pflegeempfänger erhoben. Diese Daten bilden die Basis für die weiteren Schritte im Pflegeprozess.
Methoden der Informationssammlung
Die Informationssammlung erfolgt kontinuierlich bei jeder Interaktion mit dem Pflegeempfänger und kann durch verschiedene Methoden durchgeführt werden:
- Gespräch: Direkte Kommunikation mit dem Pflegeempfänger.
- Beobachtung: Aktive Überwachung des Pflegeempfängers.
- Sichtung der Patientenakte: Überprüfung vorhandener Dokumente und Berichte.
- Assessmentinstrumente: Einsatz von standardisierten Tools zur Datenerhebung.
Gelegenheiten zur Informationssammlung
Die Sammlung von Informationen findet bei folgenden Gelegenheiten statt:
- Jeder Kontakt mit dem Pflegeempfänger:
- Tägliche Begegnungen: Fragen, ob der Pflegeempfänger Veränderungen oder neue Probleme bemerkt.
- Tägliche Beobachtungen: Veränderungen im Zustand des Pflegeempfängers erkennen.
- Kommunikation im interprofessionellen Team:
- Informationen über neue medizinische Befunde oder Fortschritte bei Therapien.
- Kommunikation mit Angehörigen:
- Berichte oder Beobachtungen von Angehörigen des Pflegeempfängers.
Informationsquellen
Pflegende nutzen sowohl direkte als auch indirekte Informationsquellen. Die Art der Quelle muss in der Dokumentation vermerkt werden.
- Direkte Informationsquellen:
- Pflegeempfänger selbst, durch Befragung oder Beobachtung.
- Indirekte Informationsquellen:
- Andere Personen wie Angehörige, Freunde oder Betreuer.
- Dokumente wie Verlegungsschreiben, Arztbriefe oder Pflegeüberleitungsberichte.
Arten von Informationen
Es ist wichtig, sowohl objektive als auch subjektive Informationen zu erfassen und zu dokumentieren.
- Objektive Informationen: Messbare Daten wie Gewicht, Blutdruck oder Flüssigkeitsausfuhr.
- Subjektive Informationen: Empfindungen und Mitteilungen des Pflegeempfängers, z. B. Schmerzstärke oder die Wirkung eines Medikaments.
Pflegeanamnese
Die Pflegeanamnese ist ein wesentlicher Bestandteil der Informationssammlung und bildet die Grundlage des Pflegeprozesses. Sie wird meist im Rahmen eines Aufnahmegesprächs durchgeführt und erfolgt oft mit standardisierten Pflegeanamnesebögen. Wichtig dabei ist:
- Durchführung unter vier Augen in einer ruhigen Atmosphäre.
- Beherrschung der Kommunikationsregeln.
- Zeit für Fragen einplanen, Gesprächsdauer max. 60 Minuten.
- Inhalte des Gesprächs umfassen körperliches Befinden, Lebensumstände, Gewohnheiten, psychische Belastungen sowie Besonderheiten.
Herausforderungen
Offen über alle Themen zu sprechen kann schwierig sein, da persönliche Grenzen überschritten werden können. Bei unangenehmen Fragen ist es wichtig, ehrlich zu sein und zu begründen, warum sie wichtig sind. Manchmal werden Fragen nicht sofort ehrlich beantwortet, z. B. aus Angst oder Schamgefühl.
Patientenbeobachtung
Während der pflegerischen Tätigkeit kann sowohl der Pflegebedarf als auch die Ressourcen des Pflegeempfängers eingeschätzt werden. Besonders wichtig ist die Beobachtung bei Pflegeempfängern, die sich nicht oder nur unzuverlässig äußern können.
Die Informationssammlung ist ein kontinuierlicher Prozess, der die Basis für eine erfolgreiche Pflegeplanung bildet. Eine gründliche und systematische Erfassung von Daten ist entscheidend für die Identifikation von Pflegeproblemen und Ressourcen sowie für die Festlegung von Pflegezielen.