Der Umgang mit Endlichkeit
Zielsetzung:
Die Lernenden setzen sich mit dem Konzept der Endlichkeit des Lebens und den damit verbundenen ethischen und persönlichen Herausforderungen auseinander. Ziel ist es, die Fähigkeit zur Reflexion über Lebensphasen, Selbstbestimmung und verantwortungsvolle Entscheidungen zu fördern, insbesondere im Kontext von Sterben und ethischen Konflikten.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt beginnt mit einer persönlichen "Zeitreise" durch verschiedene Lebensphasen, gefolgt von einer Einzelarbeit zur Reflexion über eine individuelle Lebensgestaltung, berufliche und persönliche Entscheidungen sowie soziale Verantwortung und Selbstbestimmung. Anschließend wird in Partnerarbeit das Konzept des "menschenwürdigen Sterbens" aus verschiedenen Perspektiven recherchiert. Abschließend werden Fallbeispiele, die in Gruppenarbeit analysiert werden sollen, um Konflikte, Positionen und einen menschenwürdigen Umgang, erarbeitet. Methoden umfassen Brainstorming, Einzelarbeit, Partnerarbeit, Recherche und Gruppenanalyse von Fallbeispielen.
Kompetenzen:
- Reflexion über eigene Lebensphasen und Zukunftsvorstellungen
- Entwicklung von Selbstbestimmung und Verantwortungsbewusstsein
- Analyse und Bewertung ethischer Konflikte im Kontext von Endlichkeit und Sterben
- Argumentation und Begründung eigener Positionen
- Recherche und Informationsbeschaffung zu komplexen Themen
- Kollaboration und Diskussion in Partner- und Gruppenarbeit
Zielgruppe und Niveau:
Ab Klasse 9
Hinweis:
Für die Recherche-Aufgabe wird das Internet genutzt.
59 other teachers use this template
Target group and level
Ab Klasse 9
Subjects
Der Umgang mit Endlichkeit


Lebensgestaltung und Lebensphasen - Eine persönliche Zeitreise
Das Leben ist eine Reise, die in verschiedenen Etappen verläuft - von der Kindheit über die Jugend bis ins hohe Alter. Jede Lebensphase bringt ihre eigenen Herausforderungen, Chancen und Entscheidungen mit sich. Wie wir unser Leben gestalten, hängt oft von äußeren Einflüssen, persönlichen Werten und inneren Zielen ab. In dieser persönlichen Zeitreise blicken wir auf die Stationen des Lebens, reflektieren prägende Erfahrungen und erkunden, wie sich unsere Vorstellungen von einem erfüllten Leben im Laufe der Zeit verändern.
📋Arbeitsauftrag Brainstorming: Wenn du an dein Leben denkst - welche großen Abschnitte siehst du vor dir? Was verbindest du mit 'Erwachsensein', 'Altsein'? Mache dir Notizen dazu.
✒️ Notizfeld
👥 Arbeitsauftrag Partnerarbeit: Besprich deine Ergebnisse mit deiner/deinem Sitznachbar:in.

Meine Zeitreise - Lebensphasen und Entscheidungen
📋Arbeitsauftrag Einzelarbeit: Skizziere eine persönliche "Zeitreise" durch dein Leben. Kennzeichne wichtige Lebensphasen (z. B. Kindheit, Jugend, junges Erwachsenenalter, mittleres Erwachsenenalter, hohes Alter). Nenne jeweils 2-3 zentrale Erwartungen, Wünsche und mögliche Herausforderungen, welche du mit der genannten Phase verbindest. Stelle die Zeitreise mit Hilfe eines Zeitstrahls dar.
🧭 Meine persönliche Zeitreise – Lebensphasen im Überblick
🟡 1. Kindheit (0–12 Jahre)
Erwartungen/Wünsche:
- Geborgenheit und Liebe von der Familie
- Viel Zeit zum Spielen und Entdecken
Herausforderungen:
- Erste Trennungen (z. B. Kindergarten, Schuleintritt)
- Lernen, mit Regeln und Frustration umzugehen
🟢 2. Jugend (13–19 Jahre)
Erwartungen/Wünsche:
- Eigene Identität finden
- Freundschaften und soziale Anerkennung
Herausforderungen:
- Leistungsdruck in der Schule
- Emotionale Unsicherheiten und Selbstzweifel
🔵 3. Junges Erwachsenenalter (20–35 Jahre)
Erwartungen/Wünsche:
- Berufseinstieg und Selbstständigkeit
- Aufbau von Beziehungen / evtl. Familiengründung
Herausforderungen:
- Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben
- Finanzielle Unabhängigkeit erreichen
🟠 4. Mittleres Erwachsenenalter (36–60 Jahre)
Erwartungen/Wünsche:
- Berufliche Weiterentwicklung oder Neuorientierung
- Stabilität im Familien- und Sozialleben
Herausforderungen:
- Umgang mit wachsender Verantwortung (z. B. Kinder, Eltern)
- Erste körperliche Veränderungen und Gesundheitsfragen
⚪ 5. Hohes Alter (ab 60 Jahren)
Erwartungen/Wünsche:
- Ruhestand genießen und Hobbys nachgehen
- Zeit mit Enkelkindern und Familie verbringen
Herausforderungen:
- Umgang mit gesundheitlichen Einschränkungen
- Verlust von geliebten Menschen und soziale Isolation
Arbeitsauftrag Einzelarbeit
Stell dir vor, du bist 30 Jahre alt. Überlege dir konkrete Handlungsmöglichkeiten und Entscheidungen, die dich in dieser Lebensphase treffen könnten. Dabei sollst du bewusst den Aspekt der Selbstbestimmung und Verantwortung reflektieren.
Aufgabenstellung:
Lebenssituation beschreiben: Beginne damit, dir vorzustellen, wie dein Leben mit 30 Jahren aussehen könnte. Wo lebst du? Wie sieht dein Alltag aus? Welche Menschen sind in deinem Leben wichtig?
Berufliche Entscheidungen: Überlege, welchen Beruf du ausüben könntest und welche Ziele du in deiner Karriere hast. Welche Entscheidungen musst du treffen, um diese Ziele zu erreichen? Welche Verantwortung trägst du in deinem Beruf?
Persönliche Entwicklung: Reflektiere darüber, wie du dich als Person weiterentwickeln möchtest. Welche Werte sind dir wichtig? Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften willst du stärken?
Soziale Verantwortung: Denke darüber nach, wie du Verantwortung für andere übernehmen kannst. Das kann in deinem persönlichen Umfeld, in deiner Gemeinde oder global sein. Welche Maßnahmen könntest du ergreifen, um einen positiven Beitrag zu leisten?
Selbstbestimmung: Betrachte, wie du deine Selbstbestimmung wahrnehmen und leben kannst. Welche Entscheidungen kannst du treffen, um dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten? Wie gehst du mit Herausforderungen und Hindernissen um?
Ziel der Aufgabe:
Diese Aufgabe soll dir helfen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie du in Zukunft dein Leben gestalten kannst. Du lernst, Verantwortung zu übernehmen und bewusst Entscheidungen zu treffen, die deine Zukunft beeinflussen. Durch die Reflexion deiner eigenen Wünsche und Ziele stärkst du deine Fähigkeit zur Selbstbestimmung und kannst aktiv auf deine persönliche und berufliche Entwicklung hinarbeiten.
✒️ Hier findest du Platz für deine Ausarbeitung.
HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!
Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse im Plenum, mit folgender Musterlösung.
Musterlösung
1. Lebenssituation beschreiben:
Im Alter von 30 Jahren könnte mein Leben in einer lebendigen Großstadt wie Berlin oder München stattfinden. Ich wohne in einer gemütlichen Wohnung, die ich mit meinem Partner teile, und genieße die kulturellen und sozialen Angebote der Stadt. Mein Alltag ist eine Balance zwischen Beruf, Freizeit und sozialen Aktivitäten. Neben meinem Partner sind meine Familie und enge Freunde wichtige Bestandteile meines Lebens. Regelmäßige Treffen und gemeinsame Erlebnisse sind mir wichtig, um diese Beziehungen zu pflegen.
2. Berufliche Entscheidungen:
Beruflich habe ich mich für eine Karriere im Bereich Marketing entschieden und arbeite als Marketing-Manager in einem kreativen Unternehmen. Mein Ziel ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre in eine leitende Position aufzusteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, nehme ich an Weiterbildungen teil und baue mein Netzwerk kontinuierlich aus. Ich trage Verantwortung für die Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien und bin dafür verantwortlich, mein Team zu motivieren und zu führen.
3. Persönliche Entwicklung:
Als Person möchte ich mich weiterentwickeln, indem ich meine Kommunikationsfähigkeiten und mein Zeitmanagement verbessere. Werte wie Ehrlichkeit, Empathie und Verantwortungsbewusstsein sind mir besonders wichtig. Ich arbeite daran, geduldiger zu werden und meine Fähigkeit zur Konfliktlösung zu stärken. Diese Eigenschaften helfen mir nicht nur im Beruf, sondern auch in meinem persönlichen Umfeld.
4. Soziale Verantwortung:
Ich übernehme Verantwortung für andere, indem ich mich in meiner Gemeinde engagiere. Ich beteilige mich an Projekten zur Unterstützung von benachteiligten Jugendlichen und organisiere Workshops zur beruflichen Orientierung. Zudem spende ich regelmäßig an Organisationen, die sich global für Bildung und Umweltschutz einsetzen. Diese Maßnahmen helfen mir, einen positiven Beitrag zu leisten und meine soziale Verantwortung wahrzunehmen.
5. Selbstbestimmung:
Meine Selbstbestimmung lebe ich, indem ich bewusste Entscheidungen treffe, die meine Lebensqualität verbessern. Ich plane regelmäßige Auszeiten für mich selbst, um neue Energie zu tanken und meine Ziele zu reflektieren. Herausforderungen und Hindernisse gehe ich proaktiv an, indem ich mich über mögliche Lösungen informiere und mich nicht von Rückschlägen entmutigen lasse. Durch diese Herangehensweise gestalte ich mein Leben nach meinen Vorstellungen und bleibe flexibel gegenüber Veränderungen.
Ziel der Aufgabe:
Die Auseinandersetzung mit dieser Aufgabe hilft mir, ein klareres Bild meiner Zukunft zu entwickeln. Durch die Reflexion meiner Wünsche und Ziele lerne ich, Verantwortung zu übernehmen und bewusst Entscheidungen zu treffen, die meine persönliche und berufliche Entwicklung fördern. Indem ich meine Fähigkeit zur Selbstbestimmung stärke, bin ich besser gerüstet, aktiv auf meine Zukunft hinzuarbeiten und mein Leben positiv zu gestalten.

Menschenwürdiges Sterben und ethische Konflikte
In jeder Lebensphase stehen wir vor wichtigen Entscheidungen, die unser Leben in eine bestimmte Richtung lenken - sei es in der Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter. Dabei prägen unsere Werte, Wünsche und unser Streben nach Selbstbestimmung unser Handeln. Doch am Ende dieser Lebensreise steht eine Phase, über die wir oft nur ungern sprechen: das Sterben.
Gerade im hohen Alter oder bei schwerer Krankheit rücken Fragen in den Vordergrund, die tief in unsere Vorstellungen von Würde, Autonomie und Verantwortung eingreifen. Wie möchten wir sterben? Wer soll über medizinische Maßnahmen entscheiden, wenn wir es selbst nicht mehr können? Und was bedeutet es eigentlich, menschenwürdig zu sterben?
👥 Recherchiere in Partnerarbeit mit deinem Sitznachbarn / deiner Sitznachbarin: Was versteht man unter "Menschenwürdigem Sterben"? Schaue dir mehrere Perspektiven an: religiöse, ethische, kulturelle etc.
Hilfestellung:
- Suche z. B nach "Menschenwürdig Sterben im Islam, Christentum, Buddhismus etc" oder "Sterbehilfe"
Mögliche Quellen:
- https://linus-sterbehilfe.de/?gad_source=1&gad_campaignid=22820121261&gbraid=0AAAAA9lyw__ItmFvA6ixZduAcgSXZkDqP&gclid=Cj0KCQjws4fEBhD-ARIsACC3d2-JL1RhiB_UMi-lSNGsqdV7OtwxhMW94kbiDsm4na7Juw8a2wdylHgaAiOVEALw_wcB
- https://www.dghs.de/
✒️ Hier findest du Platz für eure Ergebnisse.
HINWEIS FÜR LEHRKRAFT!
Anschließende Besprechung im Plenum: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede seht ihr in euren Definitionen? Was sind zentrale Aspekte eines menschenwürdigen Sterbens für euch?
Musterlösung: Definitionen von "Menschenwürdigem Sterben"
Das Konzept des menschenwürdigen Sterbens ist komplex und facettenreich. Es gibt keine einzelne, universell anerkannte Definition, da die Vorstellungen stark von kulturellen, religiösen, individuellen und ethischen Perspektiven geprägt sind. Im Kern geht es jedoch darum, das Lebensende so zu gestalten, dass die Würde des sterbenden Menschen geachtet und seine Autonomie, soweit wie möglich, gewahrt bleibt.
I. Allgemeine und Ethische Aspekte des menschenwürdigen Sterbens
Aus einer allgemeinen und ethischen Perspektive lassen sich folgende Kernpunkte identifizieren, die für ein menschenwürdiges Sterben als wesentlich erachtet werden:
- Autonomie und Selbstbestimmung:
- Das Recht des Sterbenden, eigene Entscheidungen über sein Lebensende zu treffen, insbesondere bezüglich medizinischer Behandlungen (z. B. Patientenverfügung).
- Möglichkeit, Wünsche für die Bestattung oder Abschiedsgestaltung zu äußern.
- Wahrung der Kontrolle über den eigenen Körper und die eigene Umgebung.
- Schmerz- und Symptomkontrolle (Palliativmedizin):
- Umfassende Linderung von körperlichen Schmerzen, Atemnot, Übelkeit und anderen belastenden Symptomen.
- Sicherstellung, dass der Sterbende so komfortabel wie möglich ist, auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist.
- Achtung der Würde:
- Der Mensch wird bis zum letzten Moment als vollwertiges Individuum mit unveräußerlicher Würde betrachtet.
- Vermeidung von Entwürdigung, Isolation oder dem Gefühl, eine Last zu sein.
- Respektvoller Umgang mit dem Körper auch nach dem Tod.
- Emotionale und spirituelle Unterstützung:
- Begleitung durch Familie, Freunde, Pflegekräfte und Seelsorger.
- Raum für das Äußern von Ängsten, Hoffnungen und unerledigten Dingen.
- Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen (Sinn des Lebens, Jenseitsvorstellungen).
- Natürlicher Verlauf des Sterbeprozesses:
- In vielen ethischen Debatten wird ein Sterben, das nicht unnötig verlängert oder abrupt beendet wird, als wünschenswert angesehen.
- Fokus auf das Wohlbefinden im Hier und Jetzt, nicht auf die bloße Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis.
II. Religiöse Aspekte des menschenwürdigen Sterbens
Religionen bieten oft detaillierte Vorstellungen und Rituale für den Umgang mit Sterben und Tod, die eng mit der jeweiligen Glaubenslehre verbunden sind.
- Christentum (Katholisch/Evangelisch):
Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben: Der Tod ist nicht das Ende, sondern ein Übergang.
Sterbebegleitung als Nächstenliebe: Unterstützung des Sterbenden und seiner Angehörigen durch Gebet, Sakramente (Krankensalbung, Kommunion) und seelischen Beistand.
Achtung des Lebens als Geschenk Gottes: Ablehnung der aktiven Sterbehilfe, Betonung der Palliativmedizin zur Linderung von Leiden.
Rituale: Beichte, Krankensalbung, Totengebet, kirchliche Bestattung.
- Islam:
Glaube an Allahs Willen und das Jenseits: Der Tod ist Teil des göttlichen Plans und der Übergang ins ewige Leben.
Sterbeprozess: Der Sterbende sollte nach Mekka ausgerichtet sein, das Schahada (Glaubensbekenntnis) sprechen können.
Pflicht zur Pflege und Fürsorge: Angehörige haben die Pflicht, sich um den Sterbenden zu kümmern.
Ablehnung der Sterbehilfe: Das Leben ist ein Geschenk Allahs und darf nicht künstlich beendet werden.
Rituale: Waschung des Toten, Totengebet (Salat al-Janazah), Bestattung ohne Sarg direkt in der Erde.
- Buddhismus:
Konzept der Wiedergeburt (Reinkarnation): Der Tod ist ein Übergang in ein neues Dasein.
Friedvolles Sterben: Ziel ist es, in einem Zustand der Ruhe und Klarheit zu sterben, um eine gute Wiedergeburt zu ermöglichen.
Umgang mit Schmerz: Akzeptanz des Leidens, aber auch Einsatz von Mitteln zur Schmerzlinderung. Meditation und Achtsamkeit spielen eine große Rolle.
Begleitung: Mönche und Nonnen können den Sterbenden unterstützen, z. B. durch Rezitationen oder meditative Praktiken.
Rituale: Totenriten, die dem Verstorbenen helfen sollen, den Übergang zu meistern.
III. Kulturelle Aspekte des menschenwürdigen Sterbens
Kulturelle Praktiken und Vorstellungen beeinflussen maßgeblich, wie Sterben und Tod erlebt und gestaltet werden.
- Westliche Kulturen (oft):
Individualisierung: Fokus auf die individuelle Autonomie und Selbstbestimmung des Sterbenden.
Medikalisierung: Sterben findet oft in Krankenhäusern oder Pflegeheimen statt, stärker medizinisch-technologisch geprägt.
Tabuisierung des Todes: Der Tod wird oft aus dem öffentlichen Raum verdrängt, Schwierigkeiten im offenen Umgang mit Trauer.
Hospizbewegung: Fokus auf Palliativversorgung und Würde am Lebensende.
- Asiatische Kulturen (Beispiele):
Kollektivismus/Familienbindung: Oft eine stärkere Einbindung der Familie in den Sterbeprozess und die Entscheidungsfindung.
Ahnenerbe und Kontinuität: Der Tod wird als Teil des Kreislaufs verstanden, Ahnenverehrung spielt eine Rolle.
Spezifische Rituale: Vielfältige und oft aufwendige Rituale zur Begleitung des Sterbenden und zur Ehrung der Toten (z. B. Totenfeste, Verbrennungen).
- Indigene Kulturen (Beispiele):
Naturverbundenheit: Der Tod ist oft eng mit den Zyklen der Natur verbunden.
Gemeinschaftliche Rituale: Intensive gemeinschaftliche Trauer- und Abschiedsrituale, die den Zusammenhalt stärken.
Spirituelle Begleitung: Schamanen oder spirituelle Führer spielen eine wichtige Rolle bei der Begleitung der Sterbenden und der Kommunikation mit dem Jenseits.


👥 Gruppenarbeit - Analyse von Fallbeispielen
Jede Gruppe erhält ein Fallbeispiel. Lest es aufmerksam durch und beantwortet die folgenden Aspekte:
- Identifiziert die zentralen Konflikte in diesem Fall. Welche Werte stehen hier im Widerspruch zueinander (z. B. Autonomie vs. Schadensvermeidung, Lebensqualität vs. Lebenszeit)?
- Welche Positionen können in diesem Konflikt eingenommen werden? Begründet eure Position und nennt mögliche Argumente dafür.
- Überlegt euch, wie ein menschenwürdiger Umgang mit der Situation in eurem Fall aussehen könnte.
Fallbeispiel 1: Die schweigende Patientin
Frau Müller, 85 Jahre alt, leidet an fortgeschrittener Demenz. Sie kann sich nicht mehr verbal äußern und ihre Angehörigen sind sich uneinig über die Fortführung lebenserhaltender Maßnahmen. Ihr Sohn, Herr Müller, möchte, dass alle verfügbaren Behandlungen fortgesetzt werden, da er glaubt, dass seine Mutter einen starken Lebenswillen hat. Ihre Tochter, Frau Schmidt, ist der Meinung, dass ihre Mutter genug gelitten hat und die Maßnahmen beendet werden sollten, da sie eine schriftliche Patientenverfügung gefunden hat, die jedoch vor vielen Jahren erstellt wurde und die aktuelle Situation nicht explizit beschreibt. Die Ärzte sind sich unsicher, was dem mutmaßlichen Willen der Patientin entspricht und was im besten Interesse von Frau Müller ist.
✒️ Hier findest du Platz für eure Ausarbeitungen.
Fallbeispiel 2: Der selbstbestimmte Wunsch nach "Freitod"
Herr Lehmann, 72 Jahre alt, leidet an einer unheilbaren und schmerzhaften Krebserkrankung im Endstadium. Er ist bei vollem Bewusstsein und hat wiederholt den Wunsch geäußert, sein Leben mit Unterstützung eines Arztes zu beenden, da er die fortschreitenden Schmerzen und den Verlust seiner Selbstständigkeit nicht mehr ertragen kann. Seine Familie ist tief betroffen, respektiert seinen Wunsch prinzipiell, hat aber große moralische Bedenken und möchte nicht aktiv daran beteiligt sein. Der behandelnde Arzt ist medizinisch nicht in der Lage, ihm zu helfen, da in Deutschland aktive Sterbehilfe strafbar ist. Er ringt mit der Frage, wie er Herrn Lehmann am besten beistehen kann, ohne seine eigenen ethischen und rechtlichen Grenzen zu überschreiten.
✒️ Hier findest du Platz für eure Ausarbeitungen.
Fallbeispiel 3: Knappheit von Intensivbetten im Alter
In einem extremen Szenario während einer Pandemie sind die Intensivbetten in einem Krankenhaus knapp. Zwei Patienten benötigen dringend ein Beatmungsgerät: Frau Weber, 92 Jahre alt, mit schweren Vorerkrankungen, deren Überlebenschancen gering sind, und Herr Schmidt, 45 Jahre alt, zweifacher Familienvater, der gute Genesungschancen hat. Der diensthabende Arzt muss eine Entscheidung treffen, wer das einzige verbleibende Beatmungsgerät bekommt.
✒️ Hier findest du Platz für eure Ausarbeitungen.
Fallbeispiel 4: Der Wunsch nach einem "letzten Abenteuer"
Herr Klein, 68 Jahre alt, leidet an einer schnell fortschreitenden motorischen Neuronenerkrankung, die ihn in wenigen Monaten komplett lahmlegen wird. Er ist ein passionierter Bergsteiger und sein größter Wunsch ist es, noch einmal seinen Lieblingsberg zu besteigen, auch wenn dies aufgrund seiner körperlichen Verfassung extrem gefährlich ist und seine Ärzte und Familie ihm dringend davon abraten. Er ist bereit, die Risiken einzugehen, da er lieber mit dieser Erinnerung leben (und möglicherweise sterben) möchte, als ein qualvolles Ende in Pflege zu erleben. Seine Familie ist verzweifelt und fürchtet um sein Leben und seine Sicherheit.
✒️ Hier findest du Platz für eure Ausarbeitungen.
MUSTERLÖSUNG FÜR DIE LEHRKRAFT:
Fallbeispiel 1:
Wertekollisionen:
- Autonomie (der Patientin) vs. Fürsorgepflicht (der Angehörigen und Ärzte): Der mutmaßliche Wille der Patientin ist unklar, während Angehörige und Ärzte versuchen, das Beste für sie zu tun.
- Lebensschutz vs. Lebensqualität: Sollen alle Maßnahmen ergriffen werden, um das Leben zu verlängern, oder steht die aktuelle Lebensqualität im Vordergrund?
- Familienfrieden vs. Patientenwohl: Der Konflikt zwischen den Geschwistern erschwert die Entscheidungsfindung zum Wohl der Patientin.
Fallbeispiel 2:
Wertekollisionen:
- Autonomie (des Patienten) vs. Lebensschutz (ethisch-religiöse und rechtliche Grundlagen): Der Wunsch des Patienten nach Selbstbestimmung steht im Konflikt mit dem allgemeinen Gebot, Leben zu schützen, und der deutschen Rechtslage zur aktiven Sterbehilfe.
- Empathie/Mitgefühl (des Arztes) vs. berufsethische/rechtliche Grenzen: Der Arzt möchte das Leiden seines Patienten lindern, ist aber an bestimmte Regeln gebunden.
- Individueller Wunsch vs. gesellschaftliche Normen: Der Wunsch nach assistiertem Suizid polarisiert und fordert gesellschaftliche Normen heraus.
Fallbeispiel 3:
Wertekollisionen:
- Gerechtigkeit (Verteilungsgerechtigkeit) vs. Lebensschutz (jeden einzelnen Menschen): Wem wird das knappe Gut zugewiesen, wenn nicht alle gerettet werden können?
- Lebensqualität/Lebenszeit (Potenzial) vs. Alter/Vorerkrankungen: Soll das Alter oder die statistische Überlebenschance bei der Entscheidung eine Rolle spielen?
- Nutzenmaximierung vs. Gleichbehandlung: Soll die Entscheidung getroffen werden, die den größten Nutzen für die Gesellschaft bringt, oder sollte jeder Patient gleich behandelt werden, unabhängig von Alter und Prognose?
Fallbeispiel 4:
Wertekollisionen:
- Autonomie/Selbstbestimmung (des Patienten) vs. Schadensvermeidung/Fürsorgepflicht (der Familie und Ärzte): Herr Klein möchte seinen eigenen Weg gehen, auch wenn dieser riskant ist und seine Familie ihn schützen möchte.
- Lebensqualität (im Sinne von Erfüllung) vs. Lebensschutz: Soll dem Wunsch nach einer letzten intensiven Erfahrung entsprochen werden, auch wenn sie das Leben verkürzen könnte?
- Individuelles Glück vs. Verantwortung gegenüber den Angehörigen: Die Erfüllung seines Wunsches könnte für die Familie schmerzhaft sein, falls etwas passiert.
HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!
Abschließende Diskussion: Jede Gruppe stellt kurz ihren Fall, die identifizierten Konflikte, die kollidierenden Werte und ihre erarbeiteten Positionen vor. Die Lehrkraft fasst zusammen, dass der Umgang mit Endlichkeit oft mit komplexen ethischen Fragen und Wertekollisionen verbunden ist, die einen differenzierten Blick erfordern. Die Menschenwürde spielt dabei eine zentrale Rolle.