Emotionen in der Pflege: Wahrnehmung und Regulierung
Zielsetzung: Das Arbeitsblatt zielt darauf ab, die Lernenden für die Bedeutung von Emotionen in der Pflege zu sensibilisieren. Sie sollen emotionale Kompetenz entwickeln, indem sie lernen, eigene Emotionen und die der Patienten wahrzunehmen, zu regulieren und professionell zu reagieren.
Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt erklärt die Rolle von Emotionen in der Pflege und definiert emotionale Kompetenz, Empathie und Achtsamkeit. Methoden sind Multiple-Choice-Fragen, Zuordnungsübungen von Begriffen, offene Fragen zur Reflexion eigener Erfahrungen und ein Szenario-Dialog zur Analyse und professionellen Reaktion.
Kompetenzen:
- Emotionale Intelligenz: Erkennen und Verstehen von Emotionen
- Selbstreflexion: Analyse eigener emotionaler Reaktionen
- Kommunikationskompetenz: Professionelle und empathische Interaktion
- Verständnis von Schlüsselbegriffen: Korrektes Anwenden von Fachbegriffen wie Selbstwahrnehmung und Burn-out
Zielgruppe und Niveau: Schüler:innen und Auszubildende
BNE:
- 3. Ziel - Gesundheit und Wohlergehen: Das Arbeitsblatt fokussiert auf die emotionale Kompetenz und das Wohlbefinden des Pflegepersonals sowie die Qualität der Patientenversorgung. Der Umgang mit Burn-out und die Entwicklung von Coping-Strategien tragen zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Nachhaltigkeit in der Pflege bei.
Hinweis: Weitere nützliche Arbeitsblätter sind: Herausforderung innerer Konflikt oder Emotionen kennen und kennenlernen
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Target group and level
Schüler:innen und Auszubildende
Subjects
Emotionen in der Pflege: Wahrnehmung und Regulierung

Grundlagentext für Lehrkräfte, der bei Bedarf auch als Unterstützung für die Auszubildenden zur Verfügung steht.
Emotionen in der Pflege: Wahrnehmung und Regulierung
Emotionen sind ein zentraler Bestandteil pflegerischer Arbeit und beeinflussen sowohl die Qualität der Patientenversorgung als auch das Wohlbefinden der Pflegenden. Pflege ist ein interpersoneller Prozess, in dem kontinuierlich emotionale Informationen ausgetauscht werden. Die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und gezielt zu regulieren, wird unter dem Begriff der emotionalen Kompetenz zusammengefasst. Diese Kompetenz ist essenziell für eine professionelle, empathische und ressourcenschonende Pflegepraxis.
Die Wahrnehmung von Emotionen erfolgt auf zwei Ebenen: intrapersonal und interpersonal. Die intrapersonale Wahrnehmung, auch Selbstwahrnehmung genannt, beschreibt die Fähigkeit, eigene emotionale Zustände präzise zu erkennen, zu benennen und deren Auslöser zu verstehen. Hierbei spielen körperliche Signale wie Herzfrequenzsteigerung, Muskelanspannung oder veränderte Atmung ebenso eine Rolle wie kognitive Prozesse, beispielsweise automatische Gedanken oder Bewertungen. Auf der interpersonalen Ebene geht es um die Erfassung von Emotionen bei Patientinnen und Patienten. Diese basiert sowohl auf verbalen Hinweisen (Wortwahl, Stimmlage, Sprechtempo) als auch auf nonverbalen Signalen (Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt). Eine präzise Fremdwahrnehmung ist in der Pflege besonders wichtig, da viele emotionale Zustände wie Angst, Schmerz oder Unsicherheit nicht immer explizit ausgesprochen werden.
Die Emotionsregulation bezeichnet alle bewussten und unbewussten Prozesse, mit denen emotionale Reaktionen in ihrer Intensität, Dauer oder ihrem Ausdruck verändert werden. Sie ist im pflegerischen Kontext unverzichtbar, um in emotional belastenden Situationen handlungsfähig und professionell zu bleiben. Zu den zentralen Strategien zählen die kognitive Neubewertung (Reframing), bei der eine Situation bewusst umgedeutet wird, um sie weniger belastend zu erleben, sowie die Situationsmodifikation, bei der äußere Rahmenbedingungen gezielt angepasst werden. Atem- und Achtsamkeitsübungen können zur physiologischen Beruhigung beitragen, während kollegiale Beratung oder Supervision die emotionale Verarbeitung im Team unterstützt. Eine effektive Emotionsregulation dient dabei nicht nur der eigenen psychischen Stabilität, sondern auch der Sicherung einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung.
Empathie und Achtsamkeit sind eng mit der Wahrnehmung und Regulation von Emotionen verknüpft. Empathie beschreibt die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen und diese sowohl kognitiv als auch affektiv nachzuvollziehen, ohne sie vollständig zu übernehmen. Sie bildet die Grundlage für eine personenzentrierte Pflege nach pflegetheoretischen Ansätzen, wie etwa dem Beziehungsmodell von Hildegard Peplau. Achtsamkeit hingegen bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst und nicht-wertend wahrzunehmen. In der Pflegepraxis unterstützt sie die Selbstregulation, indem sie hilft, impulsive emotionale Reaktionen zu vermeiden und eine professionelle Distanz zu wahren.
Da Pflegende häufig mit hohen emotionalen Anforderungen konfrontiert sind, etwa in der Intensivpflege, Onkologie oder Palliativversorgung – besteht ein erhöhtes Risiko für emotionale Erschöpfung und Burn-out. Werden Emotionen dauerhaft unterdrückt oder nicht reflektiert, kann dies zu psychosomatischen Beschwerden und einer Abnahme der Empathiefähigkeit führen. Deshalb ist die bewusste Auseinandersetzung mit eigenen Emotionen und deren professioneller Steuerung nicht nur für die Qualität der Pflegebeziehung, sondern auch für die langfristige Gesundheit der Pflegenden von zentraler Bedeutung.

Arbeitsauftrag
Bearbeiten Sie die Multiple-Choice-Aufgabe und wählen Sie dann die richtigen Paare aus.
Wählen Sie für jede Frage die richtige Antwort aus.
Ordnen Sie die Begriffe der richtigen Definition zu.

Eigene Erfahrung
Beschreiben Sie eine Situation aus der Pflege (oder einer Pflegesimulation), in der Ihre Emotionen besonders gefordert waren.
Nennen Sie mindestens drei Strategien, wie Sie im Pflegealltag mit starken Emotionen umgehen können, und geben Sie jeweils ein Beispiel.

Arbeitsauftrag
Lesen Sie sich die Situation aus einem Pflegeberuf durch und versetzen Sie sich in die Lage der Pflegekraft, beantworten Sie anschließend die Fragen.
Denken Sie dann über Ihre Perspektive und Ihr Verhalten nach und beantworten Sie die Fragen.
Patient: Entschuldigen Sie, ich warte jetzt schon seit über einer Stunde auf meine Medikamente. Was ist hier los?
Pflegerin: Nun, wir haben einfach viel zu tun. Vielleicht sollten Sie etwas geduldiger sein.
Patient: Geduldig sein? Ich fühle mich hier völlig ignoriert! Mein Zustand verschlechtert sich.
Pflegerin: Das ist nicht mein Problem. Jeder wartet hier und keiner hat Priorität.
Patient: Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich starke Schmerzen habe! Warum kümmern Sie sich nicht darum?
Pflegerin: Vielleicht sollten Sie sich weniger aufregen und mehr mit sich selbst auseinandersetzen. Ich kann hier nicht jedem sofort helfen.
Patient: Das ist inakzeptabel! Ich erwarte, dass Sie professionell sind und sich um Ihre Patienten kümmern.
Pflegerin: Professionell? Vielleicht denken Sie zu negativ. Nicht jeder kann mit solchen Situationen umgehen.
Patient: Ihre Haltung macht die Situation nur schlimmer. Ich komme hier für Hilfe, nicht für Ärger.
Pflegerin: Wenn Sie nicht zurechtkommen, dann suchen Sie sich eine andere Klinik. Ich habe keine Zeit für Ihren Unsinn.
Patient: Das ist unverschämt und völlig respektlos. Ich werde mich beschweren!
Pflegerin: Machen Sie, was Sie wollen. Ich bin hier, um meinen Job zu machen, nicht um mit Leuten wie Ihnen zu diskutieren.
Patient: So behandeln Sie Ihre Patienten wirklich? Das ist enttäuschend und verletzend.
Pflegerin: Vielleicht sollten Sie einfach mal nachdenken, bevor Sie andere beschuldigen. Jetzt lassen Sie mich in Ruhe.