Gewalt in der Pflege: Erkennen, Verstehen, Verhindern
Zielsetzung: Das Arbeitsblatt zielt darauf ab, die Lernenden für die verschiedenen Formen von Gewalt in der Pflege zu sensibilisieren. Durch die Analyse von Fallbeispielen und die Reflexion über Präventionsmaßnahmen sollen sie lernen, Gewalt zu erkennen, zu verstehen und zu verhindern.
Inhalte und Methoden: Ein kurzer Text definiert Gewalt in der Pflege als jede Handlung oder Unterlassung, die pflegebedürftigen Menschen Schaden zufügt. Es werden verschiedene Formen der Gewalt wie physische, psychische und strukturelle Gewalt genannt. Als Präventionsmaßnahmen werden die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Schulungen und Teamgespräche vorgeschlagen. Die Hauptmethode ist eine Fallanalyse von drei Situationen, in denen die Lernenden die vorliegende Gewaltform identifizieren und die Auswirkungen auf die Patient:innen analysieren sollen.
Kompetenzen:
- Verständnis von Gewaltformen: Die Fähigkeit, verschiedene Formen von Gewalt in der Pflege zu erkennen
- Fallanalyse: Anwendung theoretischen Wissens auf konkrete Situationen
- Problemlösung und Prävention: Entwicklung von Strategien zur Vorbeugung von Gewalt
- Selbstreflexion: Hinterfragen des eigenen Verhaltens
Zielgruppe und Niveau: Schüler:innen und Auszubildende
BNE:
- 3. Ziel - Gesundheit und Wohlergehen: Das Arbeitsblatt fokussiert sich auf die Prävention von Gewalt in der Pflege, was ein grundlegendes Element für das Wohl von Patient:innen ist.
- 16. Ziel - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Die Auseinandersetzung mit Gewalt und deren Ursachen wie Personalmangel und fehlende Teamkultur ist zentral. Das Arbeitsblatt fördert eine offene Fehler- und Gesprächskultur, was grundlegend für eine gerechte Arbeitsumgebung ist.
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Target group and level
Schüler:innen und Auszubildende
Subjects
Gewalt in der Pflege: Erkennen, Verstehen, Verhindern


Wichtig!!!
Jede Form von Gewalt verletzt die Würde und Rechte der Patient:innen. Prävention ist eine Kernaufgabe in der Pflege.
Schutz der Würde in der Pflege: Gewalt erkennen und verhindern
Gewalt in der Pflege bezeichnet jede Handlung oder Unterlassung, die pflegebedürftigen Menschen physischen, psychischen oder sozialen Schaden zufügt, unabhängig davon, ob sie absichtlich oder unbeabsichtigt geschieht. Sie kann sich in körperlicher Form zeigen, etwa durch Schläge, grobes Anfassen, Fixierungen oder das Verabreichen von Medikamenten gegen den Willen der Betroffenen. Psychische Gewalt umfasst Anschreien, Drohungen, Demütigungen oder das Ignorieren von Bedürfnissen. Strukturelle Gewalt entsteht, wenn organisatorische Bedingungen wie Personalmangel, Zeitdruck oder starre Abläufe dazu führen, dass Betroffene nicht rechtzeitig oder nicht angemessen versorgt werden. Auch Vernachlässigung, sexuelle Gewalt und finanzielle Ausbeutung gehören zu den relevanten Gewaltformen im Pflegekontext. Häufig liegen die Ursachen in Überlastung, mangelnder Fachschulung, unzureichender Personalplanung und fehlenden Möglichkeiten zur Reflexion im Team. Prävention erfordert daher ein Zusammenspiel mehrerer Maßnahmen: die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, eine angemessene Personalbesetzung, regelmäßige Schulungen zu Kommunikation, Deeskalation und rechtlichen Grundlagen, die Förderung einer personenzentrierten Pflege sowie Supervision und Teamgespräche. Eine offene Fehler- und Gesprächskultur trägt dazu bei, dass Probleme frühzeitig erkannt und bearbeitet werden. Durch gezielte Präventionsprogramme und die Sensibilisierung dafür, dass Gewalt nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und strukturell wirken kann, lassen sich Würde und Integrität von Patient:innen nachhaltig schützen.

Arbeitsauftrag
Wo haben Sie selbst schon gewaltsame Handlungen beobachten können?
Wie haben Sie sich in der Situation gefühlt? Teilen Sie Ihre Gedanken mit dem Rest des Kurses.
✒️ Schreiben Sie hier Ihre Erfahrungen auf.

Fallanalyse
Lesen Sie die folgenden 3 Situationen und füllen Sie die Tabelle mit den folgenden Punkten aus:
- Formulieren Sie passende Überschriften zu den Situationen.
- Analysieren Sie, welche Form der Gewalt vorliegt.
- Überlegen Sie, wie sich diese Verhaltensweisen auf die Patient:innen auswirken.
Situation 1
In einem Wohnbereich eines Pflegeheims kommt es zu einem Konflikt zwischen einer Pflegekraft und einem Bewohner. Der Bewohner, der an Demenz leidet, wird von der Pflegekraft zum Mittagessen abgeholt. Aufgrund von Verwirrung weigert sich der Bewohner, mitzukommen. Die Pflegekraft verliert die Geduld und greift den Bewohner am Arm, um ihn in den Speisesaal zu ziehen. Dabei wird der Griff der Pflegekraft zu fest, und der Bewohner schreit vor Schmerz. Andere Bewohner:innen und Kolleg:innen der Pflegekraft beobachten den Vorfall, der sich in einem offenen Gemeinschaftsraum abspielt, und sind schockiert über das Vorgehen der Pflegekraft.
Situation 2
Während der nächtlichen Rundgänge in einem Pflegeheim für Menschen mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen kommt es zu einem Vorfall. Eine Pflegekraft betritt das Zimmer einer Bewohnerin, um sicherzustellen, dass sie sicher im Bett liegt. Die Bewohnerin ist unruhig und schlägt mit den Armen um sich. Um die Bewohnerin zu beruhigen, drückt die Pflegekraft ihre Arme fest auf das Bett. Dabei wird die Bewohnerin verletzt. Die Pflegekraft verlässt den Raum, ohne den Vorfall weiter zu melden oder zu dokumentieren. Der Vorfall ereignet sich in einem Einzelzimmer, das durch die Dunkelheit und Stille der Nacht noch bedrohlicher wirkt.
Situation 3
In einer Pflegeeinrichtung für Senior:innen findet ein gemeinsames Sportprogramm im Bewegungsraum statt. Eine Bewohnerin, die Schwierigkeiten hat, den Anweisungen zu folgen, wird von einer Pflegekraft angeschrien. Die Pflegekraft verliert die Geduld und schubst die Bewohnerin unsanft, um sie zu einer Übung zu bewegen. Die Bewohnerin stolpert und fällt zu Boden, verletzt sich dabei am Ellenbogen. Der Sportraum ist mit verschiedenen Fitnessgeräten ausgestattet und von anderen Bewohner:innen und Pflegekräften gefüllt, die Zeugen des Vorfalls werden. Der Vorfall sorgt für Unruhe unter den Anwesenden, die die aggressive Handlung beobachten.
Hier findest du eine Musterlösung zur Tabelle.

Reflexion & Transfer
Beantworten Sie folgende Fragen mit den Informationen, welche Sie gelernt haben.
Merksatz zur Gewaltprävention
Gewalt beginnt nicht erst mit einer Hand, die schlägt, sondern oft mit einem Wort, das verletzt, oder einer Struktur, die Menschen entwürdigt.