Konfliktmanagement und Hierarchie im Pflegealltag: Handlungsstrategien
Zielsetzung:
Die Lernenden sollen die Ursachen, Dynamiken und Lösungsstrategien von Konflikten im pflegerischen Alltag verstehen. Das übergeordnete Ziel ist es, sie zu befähigen, Macht- und Hierarchiekonflikte zu erkennen, empathisch zu handeln und durch den Einsatz von Kommunikationstechniken und Supervision konstruktiv zu deeskalieren.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt thematisiert Konflikte in der Pflege, die oft durch Zeitdruck und Hierarchien entstehen. Es wird ein Fallbeispiel analysiert, bei dem eine Auszubildende eine Gewaltsituation beobachtet. Durch Partnerarbeit, Rollenwechsel und Standbilder sollen die Lernenden die Perspektiven der Beteiligten nachvollziehen. Es werden ein ausgewähltes Modell und die Supervision als Werkzeuge zur Konfliktbewältigung vorgestellt. Die Lernenden sollen alternative Handlungsoptionen für die Auszubildenden entwickeln und die Modelle in Rollenspielen anwenden. Methoden umfassen Fallanalyse, Partner- und Gruppenarbeit, Standbilder, Rollenspiele und Reflexion.
Kompetenzen:
- Erkennen und Analysieren von Konfliktsituationen in der Pflege
- Empathiefähigkeit und Perspektivwechsel
- Anwenden von Kommunikationstechniken
- Identifizieren von Gewalt in der Pflege
- Fähigkeit zur kritischen Reflexion des eigenen Verhaltens und der Teamdynamik
- Verstehen der Bedeutung von Supervision als professionelles Werkzeug
Zielgruppe und Niveau:
Berufsschule
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Target group and level
Berufsschule
Subjects
Konfliktmanagement und Hierarchie im Pflegealltag: Handlungsstrategien


Konflikte in der Pflege: Umgang mit Macht und Hierarchie
Konflikte sind ein fester Bestandteil des Pflegeberufs, oft ausgelöst durch Überforderung oder Zeitdruck. Eine besondere Rolle spielen dabei Macht und Hierarchie. Wenn die eigenen ethischen Überzeugungen im Widerspruch zu Anweisungen von Vorgesetzten stehen, kann dies zu Spannungen führen. Gutes Konfliktmanagement bedeutet, die eigene Position zu vertreten, ohne berufliche Beziehungen zu gefährden. Es geht darum, eigene Gefühle wie Hilflosigkeit zu erkennen und zu verstehen. Wichtige Werkzeuge hierfür sind eine klare und respektvolle Kommunikation sowie die Fähigkeit, konstruktive Lösungen zu finden. Die Kenntnis von Kommunikationsregeln und Unterstützungsmöglichkeiten wie Supervision hilft dabei, Konflikte zu bewältigen und die eigene Rolle im Team zu stärken. Das Ziel ist es, professionell und sachlich zu handeln und dabei sowohl die Bedürfnisse der Patient:innen als auch die eigenen zu berücksichtigen.
📋 Arbeitsauftrag: Lesen Sie das folgende Fallbeispiel aufmerksam. Beantworten Sie daraufhin die Impulsfragen in Partnerarbeit:
- Was sind Ihre ersten Gedanken und Gefühle, wenn Sie diese Situation hören?
- Wie fühlt sich die Auszubildende in diesem Moment?
- Was könnten die Gründe für das Verhalten der Pflegefachkraft sein?
Ein Fallbeispiel aus dem Berufsalltag
Situation: Eine Auszubildende soll eine Patientin, die das Duschen vehement ablehnt, gemeinsam mit einer Pflegefachkraft in die Dusche bringen. Die Patientin wehrt sich dabei stark. Die Pflegefachkraft ignoriert die Abwehr und besteht darauf. Die Auszubildende fühlt sich unsicher und überfordert, traut sich aber nicht, etwas zu sagen.
✒️ Was sind Ihre ersten Gedanken und Gefühle, wenn Sie diese Situation hören?
✒️ Wie fühlt sich die Auszubildende in diesem Moment?
✒️ Was könnten die Gründe für das Verhalten der Pflegefachkraft sein?

Perspektivwechsel und Standbild
👥 Partnerarbeit: Setzen Sie sich in Partnerarbeit zusammen. Versuchen Sie, die Situation aus der Sicht der Auszubildenden zu betrachten. Wie würden es Ihnen in dieser Lage gehen? Schreiben Sie Ihre Gefühle, Ängste und die innere Zerrissenheit auf.
Anschließend:
👥 Kleingruppenarbeit: Bilden Sie kleine Gruppen (3-4 Personen). Stellen Sie die beschriebene Situation als Standbild nach. Versuchen Sie, die Gefühle der Beteiligten (Auszubildende, Patientin, Pflegefachkraft) in Ihrer Körperhaltung und Mimik auszudrücken. Die anderen Gruppen beobachten und beschreiben zum Schluss, welche Gefühle sie im Standbild erkennen.
✒️ Hier finden Sie Platz für eventuelle Notizen.
Tragen Sie Ihr Feedback ein.

Umgang mit Gewaltsituationen
📋 Arbeitsauftrag: Das Verhalten der Pflegefachkraft gegenüber der Patientin kann als Gewalt ausgelegt werden. Erstellen Sie eine Infografik über Aspekte, wie man sich verhalten kann, wenn man Gewalt gegenüber Patient:innen beobachtet.
Mögliche Punkte: ansprechen, melden, dokumentieren, Distanz schaffen.
- Was tun wir, wenn wir in solchen Momenten Hilflosigkeit oder Mitleid empfinden? Wie können wir unsere eigenen Ansprüche mit den Anweisungen von Vorgesetzten und den Wünschen von Patient:innen in Einklang bringen?
HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!!!
Musterlösung zu der Aufgabe "Umgang mit Gewaltsituationen"

Kommunikationstraining
📋 Arbeitsauftrag: Lesen Sie den Text aufmerksam und beantworten Sie daraufhin die Fragen.
Das Ich-Botschaft-Modell im Konfliktmanagement und in der Hierarchie im Pflegeberuf
Einführung
Im Pflegeberuf sind Konflikte und Hierarchien alltägliche Herausforderungen. Eine professionelle Kommunikation ist daher essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Das Ich-Botschaft-Modell stellt hierbei ein zentrales Werkzeug dar, um Konflikte konstruktiv zu lösen und eine offene Kommunikation auf allen Hierarchieebenen zu ermöglichen.
Grundlagen des Ich-Botschaft-Modells
Das Ich-Botschaft-Modell wurde entwickelt, um in Konfliktsituationen Gefühle, Bedürfnisse und Beobachtungen klar und wertschätzend mitzuteilen. Im Gegensatz zur Du-Botschaft, die oft als Vorwurf oder Kritik wahrgenommen wird, beschreibt die Ich-Botschaft die eigene Wahrnehmung und Wirkung einer Situation aus der persönlichen Perspektive. Sie setzt sich aus vier Elementen zusammen:
- Beobachtung: Die Situation wird sachlich und ohne Bewertung beschrieben.
- Gefühle: Die eigenen Emotionen, die durch die Situation ausgelöst wurden, werden benannt.
- Bedürfnisse: Das dahinterliegende Bedürfnis wird erläutert.
- Wunsch oder Bitte: Es folgt eine konkrete Bitte zur Veränderung.
Bedeutung im Pflegealltag und in hierarchischen Strukturen
In der Pflege treffen Menschen mit unterschiedlichen Rollen, Erfahrungen und Hierarchien aufeinander. Besonders in stressigen oder konfliktbehafteten Situationen kann es zu Kommunikationsproblemen kommen, die das Arbeitsklima und die Versorgungsqualität beeinträchtigen. Hier bietet die Ich-Botschaft eine Möglichkeit, auch in hierarchischen Strukturen – etwa zwischen Pflegefachpersonen, Auszubildenden und Leitungskräften – respektvoll zu kommunizieren. Sie ermöglicht es, eigene Grenzen und Bedürfnisse klar zu äußern, ohne das Gegenüber anzugreifen oder abzuwerten.
Praxisbeispiel
Ein Beispiel aus dem Pflegealltag verdeutlicht die Anwendung: "Gestern bei der Übergabe bist du mir zweimal ins Wort gefallen (Beobachtung). Im ersten Moment war ich perplex, dann wurde ich wütend, weil ich mir vorkam, als sei meine Meinung nicht wichtig (Gefühl und Bedürfnis). Ich möchte dich bitten, darauf zu achten, mich aussprechen zu lassen (Bitte)."
Vorteile des Ich-Botschaft-Modells
- Fördert eine wertschätzende, lösungsorientierte Kommunikation.
- Reduziert Eskalationen und Missverständnisse.
- Stärkt das Selbstbewusstsein und die Konfliktfähigkeit aller Teammitglieder.
- Unterstützt die Entwicklung einer offenen Fehlerkultur und eines kooperativen Arbeitsklimas.
Fazit
Das Ich-Botschaft-Modell ist ein wirksames Instrument, um Konflikte im Pflegeberuf konstruktiv zu bearbeiten und Hierarchien durch wertschätzende Kommunikation zu überbrücken. Es fördert gegenseitigen Respekt, stärkt das Team und trägt zu einer höheren Qualität der Pflege bei.
Wählen Sie die korrekte Antwort aus.
👥 Arbeitsauftrag: Finden Sie in Partnerarbeit alternative Handlungsoptionen für die Auszubildende in der ursprünglichen Situation. Wenden Sie dabei die gelernten Kommunikationsregeln an. Schreiben Sie Ihre Überlegungen auf.

Rollenspiel - Anwendung des Modells
👥 Arbeitsauftrag: Wählen Sie zwei bis drei Gruppen aus, die die Situation als Rollenspiel nachstellen. Eine Person spielt die Auszubildende, eine Person die Pflegefachkraft. Die Auszubildende versucht, die Situation mithilfe der gelernten Kommunikationsregeln zu klären.
Diskussion und Reflexion: Reflektieren Sie die Rollenspiele gemeinsam.
- Was hat gut funktioniert? Wo gab es Schwierigkeiten?
- Wie fühlt es sich an, die gelernten Regeln in der Praxis anzuwenden?
- Wie wichtig ist es, den eigenen Standpunkt vertreten zu können?
Supervision als strukturelle Bedingung für erfolgreiches Konfliktmanagement im Pflegeberuf
Supervision ist ein wissenschaftlich fundiertes, praxisorientiertes und ethisch gebundenes Beratungskonzept, das im Pflegeberuf eine zentrale Rolle für das Konfliktmanagement spielt. In einem Arbeitsumfeld, das von hoher Komplexität, Zeitdruck und zunehmender Arbeitsverdichtung geprägt ist, treten Konflikte im Team, mit Vorgesetzten oder mit Pflegebedürftigen häufig auf. Hier bietet Supervision einen strukturierten Rahmen, in dem berufliche Herausforderungen, Konflikte und emotionale Belastungen offen angesprochen und gemeinsam reflektiert werden können.
Besonders im Pflegealltag sind kollegialer Austausch und eine wertschätzende Kommunikation für eine gute Zusammenarbeit unerlässlich. Stress, Personalmangel und hohe Anforderungen erschweren jedoch oft den offenen Dialog. Supervision ermöglicht es, ohne Zeitdruck schwierige Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dabei liegt der Fokus nicht auf der Schuldfrage, sondern auf dem besseren Verständnis von Kommunikationsprozessen, Emotionen und Teamdynamiken.
Ein zentrales Element der Supervision ist die Entwicklung gemeinsamer Handlungsalternativen. Unter Anleitung eines Supervisors können Pflegefachpersonen ihre eigenen Sichtweisen erweitern und Lösungen für konkrete Konflikte erarbeiten. So wird nicht nur das Betriebsklima verbessert, sondern auch die Zusammenarbeit und die Motivation im Team gestärkt. Regelmäßige Supervision fördert die Fähigkeit, eigenverantwortlich Veränderungsprozesse zu gestalten und beruflichen Stress sowie strukturelle Belastungen konstruktiv zu bewältigen.
Supervision wird von vielen Einrichtungen als Qualitätsstandard gesehen und oftmals vom Arbeitgeber finanziert. Die Investition in Supervision rechnet sich, da sie die Arbeitszufriedenheit erhöht, Burnout vorbeugt und letztlich auch die Pflegequalität für die zu betreuenden Menschen verbessert. Somit ist Supervision eine wichtige strukturelle Voraussetzung für erfolgreiches Konfliktmanagement im Pflegeberuf und trägt wesentlich zur Organisationsentwicklung bei.
✒️ Wie könnte Supervision in der dargestellten Situation helfen? Welche Vorteile hätte die Auszubildende, wenn sie eine solche Möglichkeit nutzen könnte?
Abschließende Diskussion
Formulieren Sie einen Satz, der Ihren Standpunkt zum Duschen der Patientin zusammenfasst. Wie würden Sie eine gemeinsame Lösung im Team aushandeln?