Male Gaze

Male Gaze

Zielsetzung: Die Lernenden setzen sich mit dem Konzept des Male Gaze auseinander und reflektieren, wie diese Sichtweise die Darstellung von Frauen in der Kunst und in visuellen Medien prägt. Sie analysieren Beispiele, um die gesellschaftlichen Auswirkungen zu verstehen und kritisch zu hinterfragen.

Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt vermittelt die Ursprünge des Male Gaze anhand der einer Medienform wie der klassischen Malerei und zeigt, wie dieses Konzept bis heute fortwirkt. Die Lernenden untersuchen die Merkmale des Male Gaze und wenden ihr Wissen in Analyseaufgaben an. Mithilfe von Beispielen und Reflexionsfragen setzen sie sich kritisch mit Geschlechterrollen und medialer Darstellung auseinander.

Kompetenzen:

  • Analyse und Interpretation von visuellen Medien und Kunstwerken
  • Kritische Reflexion gesellschaftlicher Normen und Geschlechterrollen
  • Bewusstes Erkennen und Hinterfragen von medialen Sichtweisen

Zielgruppe und Niveau: Ab Klasse 10

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Target group and level

Ab Klasse 10

Subjects

ArtPolitics

Male Gaze

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Einleitung

In diesem Arbeitsblatt lernst du, was der Male Gaze ist und wie er unsere Gesellschaft beeinflusst.

📝 Hast du schon einmal vom Male Gaze gehört? Überlege, was dieser Begriff bedeuten könnte, und notiere deine Gedanken dazu.

Der Male Gaze: Wie Medien die Welt aus männlicher Sicht zeigen

Hast du schon mal bemerkt, dass Frauen in Filmen, Serien oder Werbung oft ganz anders dargestellt werden als Männer? Das liegt oft am sogenannten Male Gaze (übersetzt: männlicher Blick). Diesen Begriff hat die Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey 1975 geprägt. Er beschreibt, wie Frauen in visuellen Medien oft nicht als eigenständige Charaktere mit eigener Handlung, sondern eher als hübsche Objekte gezeigt werden – also als etwas, das angeschaut wird.

Das liegt daran, dass viele Filme und Kunstwerke aus einer männlich geprägten Sichtweise erzählt werden. Männer werden meistens als aktive Helden gezeigt, die handeln und Entscheidungen treffen, während Frauen eher eine passive Rolle einnehmen und oft durch ihren Körper inszeniert werden. Das sieht man zum Beispiel in Kameraperspektiven, die bestimmte Körperteile hervorheben oder Frauen so darstellen, dass sie eher dekorativ als handlungstreibend wirken.

Dieses Muster ist nicht neu – es gibt es schon seit Jahrhunderten in Kunst und Kultur. Es hat unser Sehverhalten geprägt, oft ohne dass wir es bewusst merken. Doch wenn wir uns damit beschäftigen und es hinterfragen, können wir neue, vielfältigere Erzählweisen entdecken. Je mehr Menschen sich bewusst machen, wie Frauen und Männer unterschiedlich dargestellt werden, desto eher kann sich etwas ändern – hin zu Geschichten, in denen alle gleichberechtigt handeln können.

Der Male Gaze in der klassischen Malerei

In der Renaissance, einer Epoche, die für ihre Wiederbelebung der antiken Kunst und Kultur bekannt ist, setzte die klassische Malerei um 1420 in Florenz ein. Künstler wie Sandro Botticelli schufen Werke, die Frauen in idealisierten und oft sexualisierten Posen darstellten. Diese Bilder wurden häufig von wohlhabenden und einflussreichen männlichen Auftraggebern in Auftrag gegeben, die die Kunstwerke als Ausdruck ihres sozialen Status und ihrer kulturellen Raffinesse betrachteten. Die Frauenbilder in diesen Gemälden dienten nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern auch der Befriedigung männlicher Fantasien und dem Ausdruck männlicher Macht.

Die Darstellung der Frau in der klassischen Malerei folgt oft einem bestimmten Muster: Die weibliche Figur wird in einer passiven, oft entblößten Pose gezeigt, die ihre Schönheit und Sexualität betont. Diese Darstellungen spiegeln die gesellschaftlichen Normen und Geschlechterrollen der Zeit wider, in denen Frauen als untergeordnet und als Objekte männlicher Begierde betrachtet wurden. Künstler nutzten verschiedene Techniken, um die weibliche Form zu idealisieren, wie etwa die Betonung geschwungener Linien und weicher Formen, um die Weiblichkeit hervorzuheben.

Der Einfluss des Male Gaze in der klassischen Malerei erstreckt sich bis in die moderne Kunst. Viele spätere Künstler übernahmen und adaptierten diese Darstellungsweisen, was zur Fortsetzung der Objektivierung des weiblichen Körpers führte. Gleichzeitig haben feministische Künstlerinnen und Kunstkritikerinnen begonnen, diese Traditionen zu hinterfragen und alternative Darstellungen von Frauen zu schaffen, die deren Subjektivität und Selbstbestimmung betonen.

Die Untersuchung des Male Gaze in der klassischen Malerei bietet wertvolle Einblicke in die historischen und kulturellen Kontexte, die die Repräsentation von Frauen in der Kunst geprägt haben. Es ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit den sozialen Normen und Geschlechterrollen, die diese Darstellungen beeinflusst haben und weiterhin beeinflussen.

📌 Hier findest du Informationen, die dir helfen, die Merkmale des Male Gaze zu erkennen. Verwende sie für die nächste Aufgabe.

Merkmale des Male Gaze in der klassischen Malerei
1. Idealisierte Posen

Frauen werden in übertrieben ästhetischen und oft unnatürlichen Posen dargestellt.

Tipp: Achte auf unnatürlich geschwungene Körperhaltungen und betonte Kurven.

2. Passivität der Figuren

Die weiblichen Figuren wirken oft passiv und sind in ihrer Darstellung auf ihre Schönheit reduziert.

Tipp: Beobachte, ob die Frauen im Bild aktiv handeln oder nur betrachtet werden.

3. Entblößte Körper

Frauen werden häufig nackt oder teilweise nackt dargestellt, um ihre Sexualität zu betonen.

Tipp: Beachte den Grad der Entblößung und wie die Nacktheit inszeniert ist.

4. Männliche Bewunderung

Die Darstellung der Frau zielt auf die Befriedigung männlicher Fantasien und die Bewunderung ihrer Schönheit durch männliche Betrachter ab.

Tipp: Achte auf den Blickwinkel und die Perspektive, aus der die Frau dargestellt wird.

5. Symbolik der Macht

Die Darstellung von Frauen spiegelt oft die gesellschaftlichen Machtverhältnisse wider, in denen Frauen als untergeordnet dargestellt werden.

Tipp: Analysiere die Beziehung zwischen den dargestellten Figuren und ihre Rollen im Bild.

Der Female Gaze in der klassischen Malerei

Der Begriff Female Gaze beschreibt, wie Frauen die Welt wahrnehmen und sich selbst darstellen. Im Gegensatz zum Male Gaze, der Frauen als Objekte des männlichen Begehrens zeigt, betont der Female Gaze ihre subjektiven Erfahrungen, Gedanken und Innenwelten. Statt Frauen auf ihr Äußeres oder ihre Sexualität zu reduzieren, hebt er ihre Vielschichtigkeit hervor. Frauen können sich selbst repräsentieren und ihre Geschichten erzählen, ohne männliche Erwartungen oder Stereotype.

In der klassischen Malerei zeigt sich der Female Gaze, indem Frauen nicht nur passiv in idealisierten Posen erscheinen, sondern als aktive Subjekte mit eigenen Gedanken und Emotionen. Malerinnen und Künstlerinnen könnten die Authentizität und Vielfalt weiblicher Erfahrungen betonen, anstatt äußere Schönheitsnormen oder sexuelle Anziehung in den Vordergrund zu stellen.

Ein Beispiel wäre die Darstellung von Frauen in alltäglichen, bedeutungsvollen Momenten, anstatt in Szenen, die männliche Fantasien bedienen. Ihre Körper könnten in natürlicher Form gezeigt werden, ohne den Druck bestimmter Schönheitsideale. Der Fokus läge auf ihrer Persönlichkeit und ihren Erfahrungen statt auf einer idealisierten Darstellung von Weiblichkeit.

Auch Frauen in verschiedenen Altersgruppen und Lebensphasen könnten mehr Raum in der Kunst erhalten – nicht nur als junge, attraktive Figuren, sondern als sich entwickelnde Persönlichkeiten mit reichen Geschichten.

Zusammengefasst ermöglicht der Female Gaze in der klassischen Malerei eine facettenreiche Darstellung von Frauen als komplexe Individuen. Ihre Erfahrungen und Perspektiven könnten die Vielfalt menschlicher Emotionen und Beziehungen widerspiegeln und die Kunstwelt realistischer und inklusiver gestalten.

📝 Fallen dir noch weitere Merkmale ein, die dem Female Gaze anstatt dem Male Gaze entsprechen würden? Notiere deine Ideen.

✏ Gestalte eine Zeichnung des Beispiels aus der Perspektive des Female Gaze.