Nachhaltiger Konsum - Der Lebenszyklus eines Produktes
Zielsetzung:
Die Lernenden setzen sich mit dem Lebenszyklus eines Produkts auseinander und erkennen die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Produktion, Nutzung und Entsorgung. Sie reflektieren, wie Konsumentscheidungen Nachhaltigkeit beeinflussen können und entwickeln Bewusstsein für verantwortungsvollen Konsum.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt thematisiert den gesamten Lebenszyklus eines Produkts – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und den Transport bis hin zur Nutzung und Entsorgung. Aus der Perspektive des Produktes analysieren die Lernenden die ökologischen und sozialen Auswirkungen der einzelnen Phasen. Durch kritische Reflexion und diskursive Aufgaben setzen sie sich mit nachhaltigen Alternativen und möglichen Verbesserungen auseinander.
Kompetenzen:
- Verständnis ökologischer und sozialer Zusammenhänge entlang der Wertschöpfungskette
- Kritisches Denken und Reflexion von Konsumverhalten und Nachhaltigkeit
- Bewertung und Diskussion von Produktions- und Entsorgungsprozessen
- Entwicklung von Lösungsansätzen für nachhaltigen Konsum und Ressourcenschonung
Zielgruppe und Niveau:
Ab Klasse 7
Hinweis: Eine Aufgabe kann nur in der ausgedruckten Version gelöst werden.
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Target group and level
Ab Klasse 7
Subjects
Nachhaltiger Konsum - Der Lebenszyklus eines Produktes


Einleitung
Jedes Produkt hat eine eigene Geschichte, von der Herstellung bis zum Ende seines Gebrauchs. Aber was passiert auf dieser Reise? In diesem Arbeitsblatt lernst du den Lebenszyklus eines Produkts kennen – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Entsorgung/Recycling.

Rohstoffgewinnung
Wo komme ich her
Hallo! Ich erzähle euch mal, wo ich herkomme. Meine Reise beginnt in den weiten Feldern der USA, Indien und China, wo Baumwolle angebaut wird. Der Anbau ist ziemlich anstrengend, denn es braucht viel Wasser – ungefähr 10.000 Liter für mich. Damit die Baumwollpflanzen gut wachsen, werden Pestizide wie Glyphosat und Insektizide auf sie gesprüht. Mir tun die Arbeiter:innen leid, die mit den giftigen Stoffen in Berührung kommen und unter den heißen und staubigen Bedingungen schwere Arbeit verrichten müssen.
Aber das ist nur der Anfang. Ein anderer Teil von mir, der Polyester, kommt aus großen Fabriken in China und den USA. Hier wird aus Erdöl ein synthetisches Material gemacht. Die riesigen Maschinen und chemischen Prozesse sind beeindruckend, aber auch gefährlich. Die Arbeiter:innen müssen schwer schuften und passen auf, dass sie keine giftigen Dämpfe einatmen. Für mich entstehen dabei ungefähr 1,5 kg CO2-Emissionen.
Dann gibt es noch die Farbstoffe, die mich so schön bunt machen. Die kommen meistens aus Chemiefabriken in China und Indien. Azofarbstoffe heißen sie, und sie werden in großen Kesseln gekocht. Das ist harte Arbeit, und die Luft in den Fabriken ist oft voller Chemikalien. Kein Wunder, dass die Menschen dort manchmal krank werden. Für meine Herstellung werden etwa 100 Liter Wasser verbraucht.
Nach all diesen Abenteuern werde ich in großen Containerschiffen nach China transportiert. Das dauert lange und verursacht etwa 1,5 kg CO2 pro Stück von mir. Es ist erstaunlich, wie weit ich reisen muss, bevor ich endlich das Licht der Welt erblicke. Na, wisst ihr schon, was später aus mir werden wird?
📝 Aufgaben

Hinweis für die Lehrkraft
Die folgende Aufgabe kann nur in der ausgedruckten Version gelöst werden.
Zeichne hier die Orte und Strecken ein, die das Produkt zurücklegt. Beginne mit den Orten der Rohstoffgewinnung und ergänze die Karte während der nächsten Stationen.


Produktion
Der nächste Stopp
Nach meiner langen Reise aus den Baumwollfeldern der USA und den Polyesterfabriken in China und den USA, lande ich schließlich in einer riesigen Fabrikhalle in Bangladesch. Hier soll ich endlich meine endgültige Form annehmen und eine Jeans werden.
Der erste Schritt in meiner Produktionskette ist das Spinnen und Weben. In einer gewaltigen Halle, umgeben von unzähligen Maschinen, werde ich in feine Fäden verwandelt. Die Geräusche der Webstühle, die unermüdlich arbeiten, erfüllen die Luft. Es ist ein komplexer Prozess, der viel Geschick und Präzision erfordert. Die Arbeiter:innen hier sind routiniert, doch ihre Arbeitsbedingungen sind alles andere als ideal. Lange Schichten, niedrige Löhne und wenig Sicherheit prägen ihren Alltag. Viele von ihnen arbeiten mehr als zwölf Stunden am Tag und verdienen dabei nur einen Bruchteil dessen, was ihre Arbeit wirklich wert ist.
Als nächstes werde ich gefärbt. Der Färbeprozess ist intensiv und chemisch. Ich tauche in große Bottiche mit Indigo-Farbe, die mir mein charakteristisches Blau verleiht. Hier kommen Chemikalien wie Natriumhypochlorit und Kaliumpermanganat zum Einsatz, um die perfekte Farbe und den gewünschten Used-Look zu erzielen. Diese Stoffe sind nicht nur für die Umwelt schädlich, sondern auch für die Gesundheit derjenigen, die damit arbeiten müssen. Schutzkleidung ist Mangelware, und die giftigen Dämpfe sind allgegenwärtig. Trotz der Ventilatoren, die die Luft zirkulieren lassen sollen, bleibt die Atmosphäre stickig und belastend.
Nach dem Färben werde ich gebleicht und gewaschen. Große Maschinen, gefüllt mit Bimssteinen, schubbern an meiner Oberfläche, um mich weicher und bequemer zu machen. Der Energieverbrauch in dieser Phase ist hoch – etwa 8 kWh pro Jeans. Die Maschinen laufen unaufhörlich, während ich von einer Station zur nächsten transportiert werde. Es fühlt sich an, als ob ich in einem unendlichen Kreislauf von Wasser und Chemikalien gefangen bin.
Der letzte Schritt in der Fabrik ist das Nähen. Geschickte Hände führen mich durch Nähmaschinen, die mich in meine endgültige Form bringen. Taschen, Nähte und Reißverschlüsse werden sorgfältig angebracht. Doch auch hier sind die Arbeitsbedingungen hart. Die Näher:innen arbeiten in engen Räumen, oft ohne ausreichende Belüftung, und die Geräuschkulisse der Maschinen ist ohrenbetäubend. Pausen sind selten, und der Druck, hohe Stückzahlen zu erreichen, ist allgegenwärtig. Jeder Fehler kann zu Abzügen beim ohnehin schon kargen Lohn führen.
Die Globalisierung hat dazu geführt, dass viele Produktionsschritte ausgelagert werden. Von der Rohstoffgewinnung über das Spinnen und Weben bis hin zum Färben und Nähen – ich habe bereits viele Stationen innerhalb der Lieferkette durchlaufen. Doch mein Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende. Wo werde ich als nächstes hingehen? Werde ich in ein Lagerhaus transportiert, um schließlich in die Hände eines neuen Besitzers zu gelangen? Die Reise geht weiter, und ich bin bereit für das, was als nächstes kommt.
📝 Was sind Argumente für und gegen das Outsourcen der Produktion? Ordne zu.

Transport
Die Reise geht weiter
Nach dem anstrengenden Produktionsprozess in Bangladesch ist es endlich Zeit für meine nächste Etappe. Ich werde sorgfältig verpackt und in einen riesigen Container verladen. Die heiße und stickige Fabrikhalle tausche ich gegen die Enge eines Containers ein. Gemeinsam mit unzähligen anderen Jeans trete ich die lange Reise nach Deutschland an.
Auf einem gigantischen Frachtschiff werde ich über den Indischen Ozean und dann durch den Suezkanal transportiert. Die Reise ist lang und eintönig. Wir sind in völliger Dunkelheit, nur das leise Brummen der Schiffsmotoren ist zu hören. Die Menschen an Bord arbeiten hart und unter schwierigen Bedingungen, oft fernab ihrer Familien. Ihre Arbeitszeiten sind lang und die Bezahlung gering. Manchmal frage ich mich, wie sie das alles durchhalten.
Nach Wochen auf See erreichen wir endlich einen europäischen Hafen. Doch hier endet meine Reise noch nicht. Vom Hafen werde ich auf einen Lastwagen umgeladen. Die Fahrt durch verschiedene Länder Europas beginnt. Die Straßen sind holprig, und der Lkw schlängelt sich durch enge Bergpässe und weite Ebenen. Der Fahrer hat einen harten Job. Lange Stunden hinter dem Steuer, wenig Schlaf und immer unter Zeitdruck. Seine Rastplätze sind oft nur schlecht ausgestattete Parkplätze an Autobahnen. Doch er bringt uns sicher durch die letzten Kilometer.
Insgesamt verursacht meine Reise etwa 2,7 kg CO2-Emissionen. Schließlich erreiche ich ein Lagerhaus in Deutschland. Hier warte ich darauf, in die Hände meines neuen Besitzers zu gelangen. Die Reise war lang und beschwerlich, doch ich bin gespannt, was als Nächstes kommt.
📝 Kreuze die richtige Antwort an.

Nutzung
Mein neues Zuhause
Endlich ist es soweit. Ich werde aus dem Lager geholt und in ein schickes Geschäft gebracht. Dort hänge ich stolz an einem Kleiderbügel, umgeben von anderen Kleidungsstücken. Die Luft ist erfüllt von Vorfreude und Neugierde. Jeden Tag beobachte ich, wie Kund:innen kommen und gehen, bis schließlich eine Person mich auswählt. Mein Herz schlägt schneller, als sie mich anprobiert. Ich passe perfekt und werde gekauft.
Meine Reise führt mich in ein neues Zuhause. Hier beginnt das eigentliche Abenteuer. Ich werde oft getragen, und jedes Mal, wenn ich angezogen werde, fühle ich den Enthusiasmus meiner Träger:in. Sie schätzt meine Langlebigkeit und Robustheit. Immer wenn ich draußen bin, spüre ich den Wind und die Sonne auf meinem Stoff. Ich bin stolz darauf, wie ich aussehe und wie ich mich halte.
Doch das Leben ist nicht immer einfach. Nach einigen Monaten zeige ich erste Abnutzungserscheinungen. Meine Nähte werden schwächer, und an einigen Stellen reißt der Stoff. Glücklicherweise wird meine Träger:in kreativ – ich werde genäht und geflickt, was mich noch einzigartiger macht.
Das Waschen ist eine regelmäßige Herausforderung. Ich spüre, wie die Chemikalien und das Wasser meinen Stoff durchdringen. Ich hoffe immer, dass keine schädlichen Rückstände wie Formaldehyd auf meiner Oberfläche zurückbleiben, um meine Träger:in zu schützen. Jedes Mal, wenn ich aus der Waschmaschine komme, fühle ich mich frisch und bereit für neue Abenteuer.
Mit der Zeit werde ich zu einem vertrauten Begleiter. Ich bin bei vielen wichtigen Momenten dabei – Spaziergänge im Park, Treffen mit Freund:innen, sogar bei Reisen. Eines Tages, als ich schließlich zu abgetragen bin, um noch länger getragen zu werden, steht eine Entscheidung an: Entsorgung oder Recycling. Ich hoffe auf ein zweites Leben.

Entsorgung
Das letzte Abenteuer
Ich liege in einem großen, lauten Raum, umgeben von unzähligen anderen Kleidungsstücken, die ebenfalls ihr Ende erreicht haben. Die Luft ist schwer und drückend, aber ich bin neugierig auf das, was als Nächstes kommt. Ich habe gehört, dass wir an einem Ort namens Deponie landen könnten. Die Vorstellung ist ein wenig beängstigend, aber auch aufregend – ein letztes Abenteuer.
Während ich darauf warte, dass mich jemand aufhebt, denke ich nicht an die Vergangenheit, sondern an das, was vor mir liegt. Plötzlich werde ich bewegt und in einen großen Container geworfen. Es ist dunkel und eng, und ich spüre, wie ich gegen andere Stoffe gedrückt werde. Die Fahrt zu meinem letzten Ziel beginnt. Die Welt draußen zieht schnell an mir vorbei, und ich fühle die Vibrationen des Lkws, der mich transportiert.
Als ich schließlich ankomme, werde ich auf einen riesigen Berg aus anderen Kleidungsstücken geworfen. Hier endet meine Reise. Es ist nicht das Happy End, das ich mir erhofft habe, aber es ist mein Ende.

Info
Viele Unternehmen erklären, dass sie ihre Produktionsweise beibehalten, um niedrige Kosten und damit günstige Preise für ihre Konsument:innen zu ermöglichen. Doch diese Praktiken führen oft zu großen Umwelt- und Sozialproblemen.