Pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige

Zielsetzung: Das Arbeitsblatt zielt darauf ab, die Lernenden für die Herausforderungen und Belastungen von pflegenden Angehörigen zu sensibilisieren.


Inhalte und Methoden: Der Text beschreibt die emotionale, körperliche und soziale Belastung pflegender Angehöriger. Er nennt auch Unterstützungsangebote. Eine Zuordnungsübung und eine Fallanalyse mit einem Szenario dienen dazu, die Belastungen zu erkennen und zu bewerten. Offene Fragen regen zur Reflexion und zur Identifizierung von Hilfsangeboten an.


Kompetenzen:

  • Empathie: Sich in die Lage pflegender Angehöriger versetzen
  • Verständnis sozialer Dynamiken: Erkennen von Belastungen in der häuslichen Pflege
  • Problemlösung: Identifizierung von Unterstützungsangeboten


Zielgruppe und Niveau: Das Arbeitsblatt richtet sich an Personen, die sich mit sozialen und gesundheitlichen Themen auseinandersetzen, insbesondere an Personen in der Pflegeausbildung.

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Target group and level

Personen in der Pflegeausbildung

Subjects

PedagogyHealth and Social CarePsychology

Pflegende Angehörige

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Arbeitsauftrag

Lesen Sie den Informationstext und finden Sie die richtige Paare.

Pflegende Angehörige: Zwischen Verantwortung und Überforderung

Pflegende Angehörige übernehmen einen zentralen Teil der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Sie sind häufig die wichtigste Stütze im Alltag, indem sie medizinische Versorgung, Körperpflege und organisatorische Aufgaben leisten. Diese Rolle ist von großer Bedeutung, bringt jedoch erhebliche Belastungen mit sich.

Viele Angehörige fühlen sich moralisch und familiär verpflichtet, die Pflege zu übernehmen. Aus dieser Verpflichtung wächst eine starke Verantwortung für das Wohlergehen des Pflegebedürftigen. Oftmals übernehmen Angehörige Aufgaben, die weit über ihre persönlichen Möglichkeiten hinausgehen. Trotz großer Bemühungen erleben sie jedoch, dass sich der Krankheitsverlauf oder die Pflegebedürftigkeit nicht aufhalten lassen. Daraus entsteht häufig Hilflosigkeit, die das Gefühl verstärkt, der Situation nicht gewachsen zu sein.

Die Folgen sind oft Überforderung: körperliche Erschöpfung, psychische Belastungen, finanzielle Sorgen und soziale Isolation. Viele Angehörige vernachlässigen ihre eigene Gesundheit oder geben ihre Erwerbstätigkeit auf. Besonders problematisch sind Schuldgefühle, die auftreten, wenn Entlastungsangebote wie Kurzzeitpflege oder Tagespflege genutzt werden. Viele Betroffene empfinden, sie würden ihre Angehörigen „im Stich lassen“. Dieser innere Konflikt zwischen Pflichtgefühl und dem Bedürfnis nach Entlastung stellt eine zentrale Belastung dar.

Studien zeigen, dass pflegende Angehörige ein deutlich erhöhtes Risiko für körperliche Beschwerden, Depressionen und Erschöpfung haben. Gleichzeitig können Schutzfaktoren wie ein stabiles soziales Umfeld oder die Möglichkeit, weiterhin berufstätig zu sein, die psychische Gesundheit stärken.

Aus gesundheitspolitischer Sicht gilt die Unterstützung pflegender Angehöriger daher als zentrales Thema. Angebote wie Familienpflegezeit, finanzielle Hilfen, Pflegedienste oder Selbsthilfegruppen sind wichtige Instrumente, um die häusliche Pflege zu sichern und Angehörige zu entlasten. Nur durch Anerkennung und ausreichende Unterstützung kann verhindert werden, dass diejenigen, die für andere sorgen, selbst krank werden.

(Quellen: Barmer Pflegereport 2018; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung / gesund.bund.de; ResearchGate: Häusliche Pflege und die Rollen der Angehörigen; BMC Public Health (2024): Studie zu Erwerbstätigkeit und psychischer Gesundheit; HTW Saar: Forschungsbericht zu pflegenden Angehörigen)

Verbinden Sie jeweils einen Begriff mit der dazugehörigen Situation.

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Arbeitsauftrag

  1. Lesen Sie das Fallbeispiel sorgfältig durch und bewerten Sie die Situation.
  2. Beantworten Sie zunächst die bereitgestellten Diskussionsfragen und diskutieren Sie diese im Plenum.
  3. Beantworten Sie dann in Einzelarbeit die Reflexionsfragen.

Sabine sitzt am Küchentisch und starrt auf die Tasse Kaffee vor ihr. Ihre Mutter, die seit einem Schlaganfall pflegebedürftig ist, ruft aus dem Wohnzimmer nach ihr. Sabine seufzt und steht auf. Als sie das Zimmer betritt, sieht sie ihre Mutter, die unruhig versucht, aus dem Sessel aufzustehen.

„Mama, was machst du denn? Bleib sitzen, du kannst doch nicht allein aufstehen!“ Sabine geht zu ihr und hilft ihr, sich wieder hinzusetzen. Ihre Mutter schaut sie verwirrt an. „Ich wollte nur zur Toilette,“ sagt sie leise.

„Du musst warten, bis ich dir helfe. Du weißt doch, dass das nicht geht, wenn du allein bist. So ein Mist!“ Sabine ist genervt, aber sie weiß, dass ihre Mutter es nicht besser weiß. Trotzdem steigt die Frustration in ihr hoch. Sie fühlt sich hilflos, weil sie nicht weiß, wie sie ihrer Mutter gerecht werden soll.

„Kann ich nicht einfach allein gehen? Das muss doch möglich sein!” fragt ihre Mutter.

„Mama, du verstehst es einfach nicht. Ich kann dich doch nicht allein lassen. Wenn du fällst, was mache ich dann? Das wird alles nur schlimmer!“ Sabine schüttelt den Kopf und hilft ihrer Mutter ins Badezimmer.

Zurück im Wohnzimmer setzt sich Sabine erschöpft auf die Couch. Ihre Mutter sieht sie mit traurigen Augen an. „Es tut mir leid, dass ich dir so viel Arbeit mache.“

„Ach, Mama, es ist nicht deine Schuld. Ich weiß einfach nicht, wie wir das besser hinbekommen. Ich bin überfordert, aber wir müssen irgendwie weitermachen.“ Sabine fühlt sich schuldig für ihre Worte, aber sie weiß nicht, wie sie die Situation ändern kann.

Bewerten Sie die folgenden Aspekte auf einer Skala von 1 (kaum belastend) bis 5 (sehr stark belastend)

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Diskussionsrunde

Welchen Aspekt haben Sie als am meisten belastend bewertet und wieso? Tauschen Sie sich mit dem Rest des Kurses aus.