Standortfaktoren für Unternehmen
Zielsetzung: Dieses Arbeitsblatt vermittelt Schüler:innen ein Verständnis für die verschiedenen Arten von Standortfaktoren für Unternehmen und leitet sie durch den Prozess einer Nutzwertanalyse, um eine fundierte Standortentscheidung zu treffen. Anhand eines gewählten Beispiels sollen sie die Anwendung dieser Konzepte in der Praxis erlernen.
Inhalte und Methoden:
Das Arbeitsblatt beginnt mit einer Einführung in die Standortfaktoren. Ein begleitendes YouTube-Video fasst diese Informationen kurz zusammen. Anschließend überprüfen Multiple-Choice-Fragen das Verständnis der Schüler:innen über diese Konzepte. Der praktische Teil des Arbeitsblatts konzentriert sich auf ein fiktives Unternehmen und die Auswahl eines neuen Standortes. Die Schüler:innen sollen zunächst die unternehmerische Entscheidung identifizieren. Eine Tabelle mit möglichen Standortfaktoren (Beschaffung, Produktion, Absatz) dient als Hilfestellung für die Gruppenarbeit. Es sollen die drei bis fünf wichtigsten Faktoren für das Unternehmen festgelegt und begründet werden. Die Schüler:innen erhalten dann Informationen zu zwei potenziellen Standorten. Dafür wird der Prozess einer Nutzwertanalyse Schritt für Schritt erklärt. Anhand von detaillierten Datenblättern zu beiden Standorten sollen die Schüler:innen die Nutzwertanalyse durchführen, indem sie die von ihnen gewählten Faktoren bewerten (1-5 Punkte) und gewichten (in %), um eine Gesamtpunktzahl zu berechnen. Abschließend sollen sie das Unternehmen bei seiner endgültigen Standortentscheidung beraten.
Kompetenzen:
- Wirtschaftswissenschaftliches Sachwissen: Die Schüler:innen erwerben Kenntnisse über Standortfaktoren und die Nutzwertanalyse als Methode zur Entscheidungsfindung.
- Analyse und Bewertung: Sie lernen, quantifizierbare (harte) und qualitative (weiche) Faktoren zu analysieren und zu bewerten.
- Problemlösung: Sie wenden das Gelernte in einem realitätsnahen Szenario an, um ein unternehmerisches Problem zu lösen.
- Kritisches Denken: Die Schüler:innen reflektieren über die Grenzen der Nutzwertanalyse, insbesondere bei der Berücksichtigung schwer messbarer Faktoren.
Zielgruppe und Niveau: Ab der 10. Klasse (Sekundarstufe II)
BNE: 9. Ziel - Industrie, Innovation und Infrastruktur
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Target group and level
Ab der 10. Klasse (Sekundarstufe II)
Subjects
Standortfaktoren für Unternehmen


Was sind Standortfaktoren?
Standortfaktoren sind Kriterien, die Unternehmen bei der Wahl eines Standortes berücksichtigen. Diese Faktoren beeinflussen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich. Es gibt verschiedene Arten von Standortfaktoren, die in unterschiedliche Kategorien unterteilt werden können.
- Harte Standortfaktoren: Diese Faktoren sind quantifizierbar und lassen sich direkt in Kosten oder Nutzen ummünzen. Dazu gehören beispielsweise die Infrastruktur, die Verkehrsanbindung, die Nähe zu Zulieferer:innen und Kund:innen sowie die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Ein gut angebundener Standort mit einer hervorragenden Infrastruktur kann die Betriebskosten senken und die Effizienz steigern.
- Weiche Standortfaktoren: Sie sind schwerer messbar und beinhalten qualitative Aspekte wie das Image eines Standortes, die Lebensqualität, das kulturelle Angebot oder die Bildungseinrichtungen in der Nähe. Diese Faktoren spielen eine wichtige Rolle beim Anwerben von Fachkräften, da sie die Attraktivität eines Standortes erhöhen können.
- Rechtliche und politische Faktoren: Dazu gehören die Stabilität der politischen Lage, die Steuerpolitik und rechtliche Rahmenbedingungen. Ein Standort in einem politisch stabilen Land mit günstigen steuerlichen Bedingungen kann für Unternehmen sehr attraktiv sein.
- Natürliche Faktoren: Das Klima, geografische Gegebenheiten oder die Verfügbarkeit von Rohstoffen können ebenfalls entscheidend sein. Unternehmen, die auf bestimmte Rohstoffe angewiesen sind, wählen Standorte, die eine gute Versorgung gewährleisten.
Zusammenfassend sind Standortfaktoren entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und beeinflussen deren strategische Entscheidungen maßgeblich. Ein optimaler Standort kann Kosteneinsparungen ermöglichen und die Attraktivität für qualifizierte Arbeitskräfte erhöhen.
📹 Video
Das folgende Video erklärt dir kurz und knapp die wichtigsten Informationen zum Thema Standortfaktoren.
📋 Wähle die richtige Antwort aus.
Jetzt bist du dran! Du beschäftigst dich jetzt mit einem Unternehmen und versuchst diesem bei der Standortwahl zu helfen.
📋 Arbeitsauftrag
Lies dir die Unternehmensbeschreibung durch. Bearbeite anschließend die Aufgaben.
Möbel Riedel – Ihr Möbelgeschäft in Köln
Das mittelständische Möbelgeschäft „Möbel Riedel“ wird von der engagierten Unternehmerin Anna Riedel (42) in Köln geführt. Seit über 10 Jahren bietet „Möbel Riedel“ eine breite Auswahl an hochwertigen und nachhaltigen Möbelstücken für jedes Zuhause. Mit einem Team von 20 Mitarbeiter:innen legt das Unternehmen besonderen Wert auf zeitgemäßes Design und langlebige Materialien. Die Kundschaft schätzt die kompetente Beratung und den freundlichen Service. Aufgrund der steigenden Nachfrage plant Anna Riedel, das Geschäft zu erweitern und einen zweiten Standort in der Region zu eröffnen. Dies ermöglicht es, noch mehr Kund:innen zu erreichen und den Service zu verbessern. Möbel Riedel ist bekannt für seine innovative Herangehensweise und seine starke regionale Bindung.
Die nachfolgende Tabelle bietet dir einen Überblick über mögliche Standortfaktoren. Diese müssen nicht auf alle Unternehmen zutreffen, sind aber, zumindest in Teilen, bei einem Großteil der Unternehmen relevant. Die Tabelle kann dir helfen die anschließenden Aufgaben zu bearbeiten.
Mögliche Standortfaktoren
📋 Arbeitsauftrag
Lies dir den kurzen Text zum oben vorgestellten Unternehmen durch, damit du weißt, welche Standorte in Frage kommen. Im Anschluss versuchst du Schritt für Schritt einen der Standorte zu empfehlen.
Anna Riedel und die Standortentscheidung
Anna Riedel ist entschlossen, die Expansion von „Möbel Riedel“ durch die Eröffnung eines zweiten Standortes voranzutreiben. Sie prüft derzeit zwei vielversprechende Optionen, um ihr Geschäft weiter zu stärken und den Kundenkreis zu erweitern. Einerseits zieht sie einen Standort in Bonn in Betracht, der durch seine Nähe zu Köln und die dortige kaufkräftige Kundschaft besticht. Andererseits erwägt sie einen Standort in Düsseldorf, wo die dynamische Wirtschaft und die Vielzahl von Neubauprojekten attraktive Chancen bieten. Beide Städte bieten unterschiedliche Vorteile: Bonn punktet mit regionaler Verbundenheit, während Düsseldorf durch internationales Flair und ein breites Netzwerk von Geschäftskontakten überzeugt. Anna Riedel steht vor der Herausforderung, eine fundierte Entscheidung zu treffen, die den langfristigen Erfolg ihres Unternehmens sichert.
🗨️ Wie gehe ich bei einer Standortwahl vor?
Eine Standortwahl ist eine komplexe Entscheidung. Um diese zu erleichtern, wird oftmals eine Nutzwertanalyse vorgenommen; diese kann als Entscheidungshilfe dienen. Damit ist es möglich eine derart komplexe Entscheidung zwischen zunächst gleichwertig erscheinenden Alternativen ökonomisch zu begründen sowie systematisch und nachvollziehbar zu planen und gestalten.

Nutzwertanalyse
1. Bestimmung der Entscheidungskriterien
- wichtigster Schritt
- dabei handelt es sich in der Regel um die relevanten Standortfaktoren
- nicht mehr als fünf Entscheidungskriterien
2. Bewertung/Bepunktung der verschiedenen Alternativen
- verschiedene Standorte werden anhand der Entscheidungskriterien bewertet
3. Gewichtung der Entscheidungskriterien
- je nach Bedürfnis oder Präferenz werden die unterschiedlichen Kriterien gewichtet
- dabei ist es wichtig die Ziele und Umstände des Unternehmens zu beachten
4. Auswahl der optimalen Alternative
Problem:
Manche Entscheidungskriterien sind nur schwer messbar und quantifizierbar und es bleibt immer ein Rest Unsicherheit. Aus diesem Grund spielen oft auch weiche/subjektive Faktoren, zum Beispiel der eigene Wohnort, eine Rolle.
🔎 Daten für die Nutzwertanalyse
Die folgenden Daten beinhalten die Ergebnisse der Standortanalyse. Diese helfen dir, einen der beiden Standorte auszuwählen.
📋 Führe eine Nutzwertanalyse (Tabelle) für die möglichen Standorte durch. Verwende für die Analyse die Daten der Standortanalyse.
a) Analysiere die Daten zu den Standorten und nimm eine Bepunktung für beide Standorte vor. Nutze dafür eure festgelegten Standortfaktoren aus der Arbeitsphase.
b) Gewichte die gewählten Faktoren in der Tabelle (in %) und berechne das Ergebnis für jeden Standortfaktor und die Gesamtpunktzahl.
Hinweis: 1 Punkt = schwach; 5 Punkte = sehr stark beim jeweiligen Faktor
Erinnere dich an die vier Schritte:
1. Bestimmung der Entscheidungskriterien
2. Bewertung/Bepunktung der verschiedenen Alternativen
3. Gewichtung der Entscheidungskriterien
4. Auswahl der optimalen Alternative.
Hinweis für Lehrkräfte
Hier befindet sich ein Lösungsvorschlag für die Nutzwertanalyse.
Standortfaktoren und Gewichtung
Grundstückspreise (Gewichtung: 20%)
- Bonn: Punktzahl 4 (450€ pro m², moderat)
- Ergebnis: 4 x 20% = 0.8
- Düsseldorf: Punktzahl 3 (700€ pro m², hoch)
- Ergebnis: 3 x 20% = 0.6
- Bonn: Punktzahl 4 (450€ pro m², moderat)
Staatliche Abgaben (Gewichtung: 15%)
- Bonn: Punktzahl 3 (standardisierte Gewerbesteuersätze)
- Ergebnis: 3 x 15% = 0.45
- Düsseldorf: Punktzahl 4 (Förderungen für bestimmte Branchen)
- Ergebnis: 4 x 15% = 0.6
- Bonn: Punktzahl 3 (standardisierte Gewerbesteuersätze)
Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter:innen (Gewichtung: 25%)
- Bonn: Punktzahl 4 (Nähe zur Universität)
- Ergebnis: 4 x 25% = 1.0
- Düsseldorf: Punktzahl 5 (hohe Konzentration qualifizierter Fachkräfte)
- Ergebnis: 5 x 25% = 1.25
- Bonn: Punktzahl 4 (Nähe zur Universität)
Infrastruktur/Transport (Gewichtung: 20%)
- Bonn: Punktzahl 4 (gute Verkehrsanbindung, regionaler Flughafen)
- Ergebnis: 4 x 20% = 0.8
- Düsseldorf: Punktzahl 5 (internationaler Flughafen, exzellente Infrastruktur)
- Ergebnis: 5 x 20% = 1.0
- Bonn: Punktzahl 4 (gute Verkehrsanbindung, regionaler Flughafen)
Nähe zum Markt (Gewichtung: 20%)
- Bonn: Punktzahl 4 (regionaler Markt mit Potenzial für nachhaltige Produkte)
- Ergebnis: 4 x 20% = 0.8
- Düsseldorf: Punktzahl 5 (zentraler Markt für internationale Geschäfte)
- Ergebnis: 5 x 20% = 1.0
- Bonn: Punktzahl 4 (regionaler Markt mit Potenzial für nachhaltige Produkte)
Gesamtpunktzahl
- Bonn: 0.8 + 0.45 + 1.0 + 0.8 + 0.8 = 3.85
- Düsseldorf: 0.6 + 0.6 + 1.25 + 1.0 + 1.0 = 4.45
Fazit
Basierend auf den gewichteten Standortfaktoren scheint Düsseldorf aufgrund der besseren Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter:innen, der ausgezeichneten Infrastruktur und der Nähe zum internationalen Markt ein geeigneter Standort für die neue Filiale von „Möbel Riedel“ zu sein. Bonn bietet jedoch kostengünstigere Grundstückspreise und standardisierte staatliche Abgaben, was ebenfalls attraktiv sein kann.