Werkanalyse: Malerei
Zielsetzung:
Die Lernenden erarbeiten sich durch eine strukturierte Bildanalyse ein vertieftes Verständnis für die formale Gestaltung und inhaltliche Aussage eines Kunstwerks. Sie lernen, künstlerische Techniken zu erkennen, Symbolik zu deuten und eine fundierte Interpretation zu entwickeln.
Inhalte und Methoden:
Der Arbeitsbogen führt die Lernenden Schritt für Schritt durch die Analyse eines ausgewählten Gemäldes. Mithilfe von Leitfragen und Kategorien untersuchen sie die Komposition, Farbgebung, Lichtverhältnisse, Perspektive und Symbolik des Werkes. Abschließend formulieren sie eine Interpretation und reflektieren die Bedeutung des Kunstwerks in seinem historischen und gesellschaftlichen Kontext.
Kompetenzen:
- Analytisches Denken und Bildverständnis
- Fähigkeit zur formalen und inhaltlichen Kunstanalyse
- Kritische Reflexion und Interpretation von Kunstwerken
- Recherche- und Präsentationsfähigkeiten
Zielgruppe und Niveau:
Ab Klasse 9
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Target group and level
Ab Klasse 9
Subjects
Werkanalyse: Malerei


Edouard Manets- Frühstück im Grünen Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Fr%C3%BChst%C3%BCck_im_Gr%C3%BCnen_(Manet)#:~:text=Das%20Fr%C3%BChst%C3%BCck%20im%20Gr%C3%BCnen%20(franz%C3%B6sisch,Orsay%20in%20Paris%20zu%20besichtigen.
📝 Blitzgedanken: Halte innerhalb von einer Minute alles fest, was dir an dem Bild auffällt.
📝 Fülle die Tabelle mit den richtigen Angaben der Malerei aus. Recherchiere hierfür ggf. online.
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Merkkasten: Formale Bildanalyse
🎨 1. Komposition und Bildaufbau
Anordnung der Bildelemente: Symmetrisch | Asymmetrisch | Dynamisch | Statisch
Blickführung: Wie wird der Blick des Betrachters geleitet? (z. B. durch Linien, Farben, Licht)
Raumaufteilung: Vordergrund | Mittelgrund | Hintergrund
Größenverhältnisse & Perspektiven:
Zentralperspektive | Vogelperspektive | Froschperspektive | Keine räumliche Tiefe
🌈 2. Farbe und Farbwirkung
Farbwahl: Bunt | Monochrom | Warm | Kalt
Farbkontraste:
Hell-Dunkel | Komplementärkontraste | Qualitäts- und Quantitätskontraste
Farbwirkung & Symbolik:
Rot: Leidenschaft, Energie, Gefahr
Blau: Ruhe, Tiefe, Kälte
Gelb: Wärme, Freude, Warnung
Grün: Natur, Harmonie, Gift
Schwarz: Trauer, Eleganz, Bedrohung
Weiß: Reinheit, Unschuld, Leere
💡 3. Licht und Schatten
Lichtquelle(n):
Natürliches Licht (Sonne, Mond)
Künstliches Licht (Kerze, Lampe)
Schattendarstellung:
Harte Schatten: Klar abgegrenzt
Weiche Schatten: Verwischt
Plastizität & Räumlichkeit: Erzeugt durch Hell-Dunkel-Kontraste
🏞 4. Perspektive und Raumdarstellung
Arten der Perspektive:
Zentralperspektive: Fluchtpunkt in der Bildmitte
Vogelperspektive: Sicht von oben – Figuren wirken kleiner
Froschperspektive: Sicht von unten – Figuren wirken größer
Isometrisch: Keine Fluchtpunkte, parallele Linien
Raumdarstellung durch:
Größenverhältnisse: Vordergrund größer als Hintergrund
Überlagerungen: Objekte verdecken sich teilweise
Schärfe und Unschärfe: Räumliche Tiefe
🔷 5. Form und Linienführung
Formen:
Geometrisch: Kreise, Dreiecke, Rechtecke – Ordnung, Stabilität
Organisch: Geschwungene, unregelmäßige Formen – Natürlichkeit, Dynamik
Linien:
Horizontal: Ruhe, Weite (z. B. Horizont)
Vertikal: Stabilität, Stärke
Diagonal: Bewegung, Dynamik
Geschwungen: Lebendigkeit, Verspieltheit
Linienführung und Wirkung:
Dominant oder dezent
Bewegung und Blicklenkung
🧩 6. Struktur und Oberflächenbeschaffenheit
Textur: Glatt | Rau | Weich | Hart (z. B. bei Materialdarstellungen)
Pinselduktus: Sichtbare oder unsichtbare Pinselstriche

Hinweis für die Lehrkraft
Im Folgenden befinden sich eine ausgefüllte Tabelle und eine Musterlösung für eine Analyse und Interpretation des Werkes.
Formale Bildanalyse und Interpretation Musterbeispiel
Édouard Manets "Frühstück im Grünen" (1863) ist ein bedeutendes Werk der modernen Malerei, das durch seine innovative Darstellung und provokante Thematik auffällt. Die Komposition des Bildes ist dynamisch und asymmetrisch, wobei die Figuren im Vordergrund stark hervortreten. Zwei bekleidete Männer und eine nackte Frau sitzen auf einer Wiese, während eine weitere Frau im Hintergrund im Wasser zu sehen ist. Die Szene spielt sich in einem Wald ab, dessen Bäume die Komposition einrahmen. Die Blickführung des Betrachters wird zunächst auf die nackte Frau gelenkt, dann zu den Männern und schließlich in die Tiefe des Bildes zu der weiteren Frau und den Bäumen im Hintergrund.
Die Farbgebung ist überwiegend natürlich und erdig, mit einem deutlichen Kontrast zwischen der hellen Haut der nackten Frau und den dunkleren Kleidern der Männer. Diese Hell-Dunkel-Kontraste betonen die Körper der Figuren und schaffen Tiefe. Die Farben könnten symbolisch für Unschuld und Natürlichkeit (helle Haut) sowie für gesellschaftliche Zwänge (dunkle Kleidung) stehen. Das Licht fällt gleichmäßig über die gesamte Szene, ohne eine klar definierte Lichtquelle. Schatten helfen, die Figuren plastisch und räumlich darzustellen, wobei die Hell-Dunkel-Kontraste die Plastizität und Räumlichkeit verstärken.
Die Perspektive ist zentral, was die Tiefe des Raums betont. Die Figuren im Vordergrund sind größer und detaillierter dargestellt als die weiter hinten, was zu einer realistischen Raumdarstellung beiträgt. Die Formen sind organisch und naturgetreu, und die Linien sind ruhig und fließend, was zur harmonischen Wirkung der Szene beiträgt. Die Textur der Oberfläche ist glatt, und die Pinselstriche sind kaum sichtbar, was die realistische Wirkung des Bildes verstärkt.
In der Interpretation des Bildes könnte die Nacktheit der Frau für Natürlichkeit und Freiheit stehen, während die bekleideten Männer gesellschaftliche Zwänge symbolisieren. Das Bild könnte als Kritik an der bürgerlichen Moral und den gesellschaftlichen Konventionen des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Manet stellte häufig gesellschaftliche Konventionen infrage und zeigte den Kontrast zwischen natürlicher Freiheit und sozialer Ordnung. Die nackte Frau zieht durch ihren direkten Blick und ihre Lage im Vordergrund die Aufmerksamkeit auf sich, während die Männer eine alltägliche Szene darstellen. Dies könnte darauf hinweisen, dass die natürliche Freiheit im Mittelpunkt stehen sollte, während die gesellschaftlichen Zwänge sekundär sind.
Die Mischung aus Ruhe und Provokation, die das Bild vermittelt, spiegelt die Herausforderungen und Veränderungen der damaligen Gesellschaft wider. Manets "Frühstück im Grünen" bleibt auch aus heutiger Sicht relevant, da es zur Reflexion über gesellschaftliche Normen und die Rolle der Kunst anregt. Das Werk ist ein Schlüsselwerk für den Übergang zur modernen Malerei und hat späteren Kunstwerken und Stilen, insbesondere dem Impressionismus, den Weg bereitet. Durch seine innovative Darstellung und die Provokation durch die Nacktheit in einem zeitgenössischen Kontext regt es weiterhin Diskussionen an und bleibt ein bedeutendes Beispiel für die Entwicklung der modernen Kunst.