Primär und sekundär heilende Wunden

Wunden können hinsichtlich ihres Heilungsverlaufs in primär und sekundär heilende Wunden unterschieden werden. Bei einer primären Wundheilung ist das Wundgebiet sauber, keimfrei und gut durchblutet. Die Wundränder liegen glatt und eng aneinander, sodass sie durch Naht oder Klammerung verschlossen werden können. Typische Beispiele sind frische, aseptische Operationswunden oder Schnittverletzungen, die nicht älter als vier bis sechs Stunden sind. Nach etwa zehn bis zwölf Tagen ist die Heilung meist abgeschlossen, und es bleibt nur eine feine, stabile Narbe zurück.

Im Gegensatz dazu erfolgt die sekundäre Wundheilung bei stark verschmutzten, zerklüfteten, tiefen oder älteren Wunden, die sich nicht primär verschließen lassen. Hier darf die Wunde nicht vernäht werden, da sonst das Infektionsrisiko erheblich steigt. Die Heilung verläuft offen, indem die Wunde von unten nach oben mit Granulationsgewebe aufgefüllt wird. Die endgültige Abdeckung erfolgt durch neu gebildetes Epithelgewebe von den Wundrändern aus. Zurück bleibt meist eine breite, weniger belastungsfähige Narbe, die leicht wieder aufbrechen kann. Sekundär heilen vor allem großflächige, tiefe oder infizierte Wunden wie Verbrennungen, Dekubitus, diabetische Fußulzera oder Ulcus cruris.

Für die Pflege von Wunden ist die genaue Beurteilung der Heilungsphase und die Auswahl geeigneter Verbandmittel entscheidend. Während primär heilende Wunden in der Regel unkompliziert versorgt werden können, benötigen sekundär heilende Wunden eine individuell angepasste Therapie und sorgfältige Beobachtung durch Pflegefachkräfte, um Komplikationen zu vermeiden und den Heilungsprozess optimal zu unterstützen.