
Eisenwalzwerk, Ölgemälde von Adolph von Menzel, 1875
Bürgertum in Europa – rebellisch oder angepasst?
Description
Das Bürgertum entwickelte sich ab dem ausgehenden Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Gruppe. Der Begriff „Bürgertum“ stammt vom mittellateinischen Wort „burgus“, was eine von Stadtmauern geschützte städtische Ansiedlung bezeichnet. Dort lebten Kaufleute und Handwerker. Später kamen weitere Berufsgruppen wie Beamte, Wissenschaftler und Fabrikbesitzer hinzu. Das Bürgertum erlangte nach und nach wirtschaftliche und politische Bedeutung und strebte nach Emanzipation von der feudalen und aristokratischen Herrschaft. Es forderte politische Mitbestimmung und gesellschaftliche Veränderungen.
Widersprüchliche Rollen des Bürgertums
Das Bürgertum zeigte im 19. Jahrhundert widersprüchliche Eigenschaften. Neben progressiven Ideen und politischem Engagement gab es auch starke Tendenzen zur Anpassung an bestehende Verhältnisse.
Politisches Engagement und Freiheitslieder
Viele Angehörige des Bürgertums setzten sich aktiv für politische und gesellschaftliche Veränderungen ein. Sie gründeten Vereine und diskutierten dort national-liberale Ideen. Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Freiheitslieder. Diese Lieder wurden in geheimen Treffen gesungen und drückten den Wunsch nach Freiheit und nationaler Einheit aus. Solche Lieder waren bedeutend im Widerstand gegen absolutistische Herrscher und staatliche Unterdrückung.
Ein berühmter Dichter dieser Freiheitslieder war August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Er schrieb das "Lied der Deutschen" im Jahr 1841, welches später zur deutschen Nationalhymne wurde. Seine Schriften drückten den Wunsch nach einem einheitlichen und freien Deutschland aus und inspirierten viele Freiheitsbewegungen.
Anpassung und Stabilität
Ein anderer Teil des Bürgertums zeigte hingegen Anpassungstendenzen. Diese Angehörigen strebten nach sozialer Sicherheit und wirtschaftlichem Erfolg. Sie vermieden offene Konfrontationen mit den Machthabern, um ihre Position nicht zu gefährden. Dieses Verhalten wurde oft als träge oder opportunistisch kritisiert, da es das bestehende System stützte.
Regionale Beispiele: Turnvereine und politische Vereine
In Deutschland spielten Turnvereine eine wichtige Rolle. Der Allgemeine Turnverein zu Dresden, gegründet 1844, bot in seiner Turnhalle nicht nur sportliche Betätigung, sondern diente auch als Treffpunkt für politische Diskussionen und die Verbreitung revolutionärer Ideen. Diese Vereine boten einen Raum, in dem bürgerliche Ideale und politische Forderungen formuliert und verbreitet werden konnten, obwohl sie offiziell unpolitisch waren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Bürgertum im 19. Jahrhundert vielfältige Rollen übernahm. Es zeigte sowohl rebellische als auch angepasste Züge und prägte durch diese Widersprüchlichkeit die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Zeit.
Additional details

Basiswissen Geschichte (Mittelstufe)
Zielsetzung: Die Lernenden erwerben Grundlagenwissen in einem ausgewählten Thema der Geschichte. Inhalt und Methodik: Die Lernenden lesen einen Basistext und können aufgrund dieses historische Verständnisfragen beantworten. Kompetenzen: Lesekompetenz fördern Beurteilen bzw. erklären historischer Zusammenhänge Niveau: Mittelstufe (8. - 10. Klasse)

Mit historischen Gemälden & Zeichnungen arbeiten
Zielsetzung: Dieses Arbeitsblatt vermittelt Schüler:innen die Methode der Analyse historischer Gemälde und Zeichnungen als wertvolle visuelle Dokumente. Am Beispiel eines gewählten Gemäldes/einer Zeichnung sollen sie lernen, diese Kunstwerke zu beschreiben, ihren historischen Kontext zu erfassen und ihre Botschaft sowie beabsichtigte Wirkung zu deuten. Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt beginnt mit einer Einführung in die Bedeutung historischer Gemälde und Zeichnungen als kulturelles Erbe und historische Dokumentation. Das gewählte Gemälde dient als zentrales Untersuchungsobjekt. Ein Notizfeld regt zur ersten Beobachtung an. Wahr/Falsch-Fragen überprüfen das grundlegende Verständnis des Gemäldes und seines Kontextes. Ein separater Abschnitt "Methode: Historische Gemälde & Zeichnungen auswerten" gibt eine detaillierte Anleitung zur Bildanalyse. Abschließende offene Schreibaufgaben fordern die Schüler:innen zu einer vertiefenden Bildanalyse auf. Kompetenzen: Visuelle Analyse: Schüler:innen lernen, historische Gemälde systematisch zu beschreiben und die darin enthaltenen Informationen zu entschlüsseln. Historisches Kontextualisieren Quellenkritik: Die Fähigkeit zur Reflexion über die Glaubwürdigkeit und die beabsichtigte Botschaft eines historischen Gemäldes wird gefördert. Symbolanalyse: Die Schüler:innen erkennen und interpretieren symbolische Bedeutungen in visuellen Darstellungen. Argumentation und Ausdruck: Sie formulieren eigenständige Analysen und Deutungen basierend auf dem Gemälde. Niveau: Ab der 8.Klasse (Mittelstufe)

Historische Persönlichkeiten (Mittelstufe)
Zielsetzung: Die Lernenden setzen sich mit einer historischen Persönlichkeit auseinander. Dabei erfahren sie mehr über den Werdegang, Herausforderungen und Erfolge der Persönlichkeit. Inhalt und Methodik: Die Lernenden lesen einen Basistext und können aufgrund dieses Verständnisfragen beantworten und einen Steckbrief ausfüllen. Kompetenzen: Reflexion und Diskussion der Relevanz der ausgewählten Person Niveau: Mittelstufe (8. - 10. Klasse)

Mit Karikaturen arbeiten
Zielsetzung: Das Arbeitsblatt zielt darauf ab, den Lernenden die Fähigkeiten zur Interpretation und Analyse von Karikaturen zu vermitteln. Es soll das Verständnis für gesellschaftliche Themen schärfen und die kritische Denkfähigkeit entwickeln, indem die Botschaften hinter überzeichneten Darstellungen entschlüsselt werden. Inhalte und Methoden: Das Arbeitsblatt leitet die Lernenden an, eine spezifische Karikatur zum Opiumhandel zwischen Großbritannien und China zu beschreiben und in ihren historischen Kontext einzuordnen. Weiterhin werden sie aufgefordert, die Hauptaussage und die verwendeten stilistischen Mittel (Übertreibung, Ironie, Symbolik) zu beurteilen und die Effektivität der Karikatur zu bewerten. Eine Checkliste zur Karikaturarbeit ist ebenfalls enthalten. Kompetenzen: Analyse- und Interpretationsfähigkeit: Die Lernenden entwickeln die Fähigkeit, visuelle Darstellungen zu analysieren, ihre Botschaften zu entschlüsseln und stilistische Mittel zu erkennen. Kritisches Denken: Durch die Auseinandersetzung mit Karikaturen schärfen die Lernenden ihre kritische Denkfähigkeit im Hinblick auf gesellschaftliche und historische Themen. Historisches und kulturelles Kontextverständnis: Die Lernenden lernen, Karikaturen in ihren historischen und kulturellen Hintergrund einzuordnen und zusätzliche Informationen zu sammeln. Niveau: ab 8.Klasse Hinweis: Für bessere Ergebnisse bitte den Namen oder die Bezeichnung der Karikatur in das Feld eingeben.