Ein Kaiserreich im Umbruch: Deutschland von 1900 bis 1910
Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts im Deutschen Kaiserreich waren geprägt von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandlungen. 1900 trat das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft, das fortan das zivile Leben regelte. Bernhard von Bülow wurde Reichskanzler und führte eine expansive Außenpolitik, die Deutschlands Stellung in Europa festigen sollte.

Die gesellschaftlichen Veränderungen waren tiefgreifend. Die Urbanisierung schritt voran, und die Industrie setzte neue Maßstäbe. Trotz wirtschaftlichen Wachstums mangelte es vielen Arbeitern an sozialen Sicherheiten. Die Sozialdemokratie gewann an Bedeutung und wurde zur stärksten politischen Kraft im Reichstag.
Die Spannungen zwischen Deutschland und Großbritannien verschärften sich durch die Flottenpolitik von Admiral Tirpitz. Diese wurde als Antwort auf Deutschlands wachsendes Bedürfnis nach internationaler Anerkennung und Einfluss gesehen. Doch die Flottenrüstungen führten auch zu internationaler Isolation und steigenden Spannungen unter den Großmächten.
Die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche dieser Dekade legten den Grundstein für den Ersten Weltkrieg, der 1914 ausbrach. Deutschland fand sich in einem Mehrfrontenkrieg wieder, und die Folgen der vorangegangenen Jahre wurden schmerzhaft spürbar.