Das Lesekabinett (Johann Peter Hasenclever, 1843)
Bürgertum in Europa – rebellisch oder angepasst?
Description
Das Bürgertum im 19. Jahrhundert: Rebellion und Anpassung
Entstehung und Bedeutung des Bürgertums
Das Bürgertum entwickelte sich ab dem ausgehenden Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Gruppe. Der Begriff „Bürgertum“ stammt vom mittellateinischen Wort „burgus“, was eine von Stadtmauern geschützte städtische Ansiedlung bezeichnet. Dort lebten Kaufleute und Handwerker. Später kamen weitere Berufsgruppen wie Beamte, Wissenschaftler und Fabrikbesitzer hinzu. Das Bürgertum erlangte nach und nach wirtschaftliche und politische Bedeutung und strebte nach Emanzipation von der feudalen und aristokratischen Herrschaft. Es forderte politische Mitbestimmung und gesellschaftliche Veränderungen.
Widersprüchliche Rollen des Bürgertums
Das Bürgertum zeigte im 19. Jahrhundert widersprüchliche Eigenschaften. Neben progressiven Ideen und politischem Engagement gab es auch starke Tendenzen zur Anpassung an bestehende Verhältnisse.
Politisches Engagement und Freiheitslieder
Viele Angehörige des Bürgertums setzten sich aktiv für politische und gesellschaftliche Veränderungen ein. Sie gründeten Vereine und diskutierten dort national-liberale Ideen. Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Freiheitslieder. Diese Lieder wurden in geheimen Treffen gesungen und drückten den Wunsch nach Freiheit und nationaler Einheit aus. Solche Lieder waren bedeutend im Widerstand gegen absolutistische Herrscher und staatliche Unterdrückung.
Ein berühmter Dichter dieser Freiheitslieder war August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Er schrieb das "Lied der Deutschen" im Jahr 1841, welches später zur deutschen Nationalhymne wurde. Seine Schriften drückten den Wunsch nach einem einheitlichen und freien Deutschland aus und inspirierten viele Freiheitsbewegungen.
Anpassung und Stabilität
Ein anderer Teil des Bürgertums zeigte hingegen Anpassungstendenzen. Diese Angehörigen strebten nach sozialer Sicherheit und wirtschaftlichem Erfolg. Sie vermieden offene Konfrontationen mit den Machthabern, um ihre Position nicht zu gefährden. Dieses Verhalten wurde oft als träge oder opportunistisch kritisiert, da es das bestehende System stützte.
Regionale Beispiele: Turnvereine und politische Vereine
In Deutschland spielten Turnvereine eine wichtige Rolle. Der Allgemeine Turnverein zu Dresden, gegründet 1844, bot in seiner Turnhalle nicht nur sportliche Betätigung, sondern diente auch als Treffpunkt für politische Diskussionen und die Verbreitung revolutionärer Ideen. Diese Vereine boten einen Raum, in dem bürgerliche Ideale und politische Forderungen formuliert und verbreitet werden konnten, obwohl sie offiziell unpolitisch waren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Bürgertum im 19. Jahrhundert vielfältige Rollen übernahm. Es zeigte sowohl rebellische als auch angepasste Züge und prägte durch diese Widersprüchlichkeit die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Zeit.
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