Pflege chronischer Bewegungseinschränkungen: Ein Vergleich

Pflege chronischer Bewegungseinschränkungen: Ein Vergleich

Zielsetzung:

Die Lernenden sollen ein fundiertes Verständnis für die Pflege chronischer Bewegungseinschränkungen entwickeln. Das übergeordnete Ziel ist es, ihnen die Fähigkeit zu vermitteln, Pathophysiologie, Symptome, Diagnostik und Therapieansätze von neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson zu recherchieren und zu vergleichen. Zudem sollen sie lernen, die Relevanz von evidenzbasiertem Wissen in der Pflege zu beurteilen.

Inhalte und Methoden:

Das Arbeitsblatt beginnt mit der Aktivierung des Vorwissens zur Anatomie und Physiologie des Bewegungsapparates. In Partnerarbeit werden Kriterien für fachlich abgesichertes Wissen definiert. Anschließend recherchieren die Lernenden in Kleingruppen zu einer bestimmten Erkrankung (z.B. Morbus Parkinson) die Pathophysiologie, Symptome, Diagnostik und Therapie. Die Ergebnisse werden in Handouts zusammengefasst und in Expertengruppen präsentiert und diskutiert. Eine abschließende Plenumsdiskussion dient dem Vergleich der verschiedenen Krankheitsbilder in einer vergleichenden Tabelle. Methoden umfassen Mindmapping, Partner- und Kleingruppenarbeit, Recherche, Handout-Erstellung, Präsentation und Plenumsdiskussion.

Kompetenzen:

  • Selbstständige Recherche und Erfassung von Fachwissen
  • Kritisches Denken zur Bewertung der Qualität von Informationen
  • Analytische Fähigkeiten zur Unterscheidung und zum Vergleich von Krankheitsbildern
  • Kommunikations- und Präsentationskompetenzen in der Gruppe
  • Kollaboratives Arbeiten und Lernen
  • Verständnis für die Bedeutung evidenzbasierter Pflege

Zielgruppe und Niveau:

Berufsschule

Hinweis:

Für die Bearbeitung der Gruppenarbeit wird Zugang zum Internet benötigt.

NM
OP
PT
RW

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Target group and level

Berufsschule

Subjects

Health and Social Care

Pflege chronischer Bewegungseinschränkungen: Ein Vergleich

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Aktivierung und Strukturierung des Vorwissens

Arbeitsauftrag: Erstellen Sie eine Mindmap zum Thema Anatomie/Physiologie des Bewegungsapparates und des Nervensystems. Dabei sollen Sie folgende Kategorien berücksichtigen:

  • Was weiß ich sicher? - Nutzen Sie hierfür eine andere Farbe
  • Wobei bin ich mir unsicher?
  • Was weiß ich noch nicht?

Definition von Qualitätskriterien

Arbeitsauftrag Partnerarbeit: Definieren Sie Kriterien, die festlegen, was fachlich abgesichertes Wissen in der Medizin und Pflege ausmacht. Berücksichtigen Sie dabei Fragen wie:

  • Woher stammen die Informationen? (Quelle)
  • Wer hat sie verfasst? (Autorität/Kompetenz)
  • Sind die Informationen aktuell? (Aktualität)
  • Werden die Behauptungen durch Studien oder anerkannte Fachliteratur gestützt? (Evidenz)

Trage die Kriterien ein.

Musterlösung

Definition von Qualitätskriterien für fachlich abgesichertes Wissen in Medizin und Pflege

  1. Quelle der Informationen
    Fachlich abgesichertes Wissen stammt aus vertrauenswürdigen, nachvollziehbaren und strukturierten Quellen. Dazu zählen wissenschaftliche Fachliteratur, Expertenstandards, medizinische Leitlinien sowie aktuelle Studien und Forschungsergebnisse. Die Herkunft der Informationen muss transparent und überprüfbar sein.

  2. Autorität und Kompetenz der Verfasser:innen
    Die Informationen werden von Personen oder Institutionen mit ausgewiesener Fachkompetenz erstellt. Dies können anerkannte Wissenschaftler:innen, Fachgesellschaften oder Expert:innen aus der Praxis sein. Die Qualifikation der Verfasser:innen und ihre Erfahrung im jeweiligen Fachgebiet sind entscheidend für die Glaubwürdigkeit.

  3. Aktualität der Informationen
    Fachlich abgesichertes Wissen muss dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen. Die Informationen sollen regelmäßig überprüft und bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend angepasst werden. Das Veröffentlichungsdatum und gegebenenfalls das Datum der letzten Aktualisierung sind anzugeben.

  4. Evidenzbasierung
    Die Aussagen und Empfehlungen werden durch anerkannte Studien, wissenschaftliche Forschung oder Expertenkonsens gestützt. Es werden nachvollziehbare Belege und Referenzen angegeben, sodass die Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit gegeben ist. Die Evidenzgrade der Empfehlungen werden klar gekennzeichnet.

  5. Strukturierte Darstellung und Nachvollziehbarkeit
    Die Informationen sind logisch aufgebaut, klar formuliert und für die jeweilige Zielgruppe verständlich aufbereitet. Die Herleitung von Empfehlungen und Maßnahmen erfolgt nachvollziehbar, sodass Anwender:innen die Inhalte sicher in die Praxis umsetzen können.

  6. Interdisziplinarität und Praxisbezug
    Fachlich abgesichertes Wissen berücksichtigt die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen und ist auf die praktische Anwendung im beruflichen Alltag ausgerichtet. Empfehlungen werden so formuliert, dass sie an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst und in unterschiedlichen pflegerischen und medizinischen Settings umgesetzt werden können.

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Recherche in Kleingruppen

Arbeitsauftrag: Jede Gruppe erhält eine zugeteilte Erkrankung, um in die Recherche zu starten. Jede Gruppe recherchiert die Pathophysiologie, Symptomatik, Diagnostik, die Grundpfeiler der Therapie und insbesondere die pflegerische Besonderheiten der zugewiesenen Erkrankung. Dabei sollen die bereits identifizierten Lernfragen aus dem Vorwissenstest integriert werden.

Multiple Sklerose (MS)

Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie führt zu Entzündungen und Schädigungen der Nervenfasern. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und reichen von Seh- bis zu Bewegungsstörungen.

Tragen Sie Ihre Ergebnisse hier ein.

HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!!!

Musterlösung: Multiple Sklerose (MS)

1. Pathophysiologie

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), bei der es zu Entzündungen und Schädigungen der Nervenfasern kommt. Besonders betroffen sind die Myelinscheiden, die Schutzhülle der Nerven. Durch die Demyelinisierung werden die Reizweiterleitung und die Funktion der Nerven gestört. Die Entzündungsherde treten meist in Schüben auf und können sich auf das gesamte ZNS verteilen. Der Verlauf ist sehr variabel.

2. Symptomatik

Die Symptome der MS sind vielfältig und hängen von den betroffenen Bereichen im ZNS ab. Typische Symptome sind:

  • Sehstörungen
  • Sprachstörungen
  • motorische Störungen (z. B. Zittern, spastische Lähmungen)
  • Sensibilitätsstörungen (vermindertes Schmerzempfinden, Gefühlsstörungen)
  • Störungen des vegetativen Nervensystems (z. B. Blasenentleerungsstörungen, Beeinträchtigung der Sexualfunktion)
  • psychische Veränderungen (depressive oder euphorische Stimmung, im Verlauf evtl. Demenz)
    Die Symptome treten oft schubweise auf und können sich im Verlauf teilweise oder vollständig zurückbilden.

3. Diagnostik

Die Diagnostik der MS umfasst:

  • Bildgebende Verfahren, insbesondere MRT des Gehirns und Rückenmarks
  • Nachweis von erhöhtem Gesamteiweiß und Antikörpern im Nervenwasser (Liquor)
  • Messung visuell evozierter Potenziale (Überprüfung der Nervenleitgeschwindigkeit)
  • ausführliche Anamnese und Erhebung zurückliegender Symptome und Schübe

4. Grundpfeiler der Therapie

Die Therapie der MS ist individuell und multimodal:

  • Akute Schübe werden mit hochdosierten Glukokortikoiden behandelt (z. B. Methylprednisolon)
  • Zur Schubprophylaxe und Verlaufsmodifikation werden Immunmodulatoren und Immunsuppressiva eingesetzt (z. B. Beta-Interferon, Glatirameracetat, monoklonale Antikörper wie Natalizumab, Chemotherapeutika wie Mitoxantron)
  • Symptomatische Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zur Förderung von Bewegung, Muskelkraft und Sprache
  • Weitere Therapieoption: autologe Stammzelltransplantation bei ausgewählten Fällen
  • Alle medikamentösen Therapien können den Verlauf verzögern, aber nicht heilen

5. Pflegerische Besonderheiten

Wahrnehmen und Beobachten

  • Frühzeitige Erkennung von Krankheitsschüben und Beobachtung körperlicher Veränderungen
  • Beobachtung von Nebenwirkungen der Medikation und Rückmeldung an das ärztliche Team

Kommunikation

  • Förderung der aktiven Kommunikation, insbesondere bei Sprachstörungen
  • Zusammenarbeit mit Logopäd:innen für gezielte Sprachübungen

Mobilisation, Positionierung und Schlaf

  • Sturzprophylaxe durch geeignete Hilfsmittel (z. B. Gehwagen, Rollator) und geeignetes Schuhwerk
  • Förderung der Körperwahrnehmung und Bewegungsfähigkeit, z. B. durch das Bobath-Konzept
  • Analgetikagabe bei Schmerzen nach ärztlicher Anordnung

Körperpflege und Bekleidung

  • Ressourcenorientierte Unterstützung und Förderung der Selbstständigkeit (z. B. Basale Stimulation, Bobath-Konzept)
  • Einsatz von Hilfsmitteln (z. B. elektrische Zahnbürste, Kleidung mit Reißverschluss oder Klettverschluss)
  • Temperaturkontrolle beim Waschen bei gestörter Sensibilität

Ernährung

  • Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme angepasst an individuelle Einschränkungen
  • Einsatz von Hilfsmitteln (z. B. verdickte Besteckgriffe, Anti-Rutsch-Becher) bei Kraftlosigkeit, Spastik und Tremor

Weitere Aspekte

  • Förderung der Selbstständigkeit und Teilhabe der betroffenen Person
  • Psychosoziale Unterstützung und Gesprächsbereitschaft
  • Beratung zu Selbsthilfegruppen und Umgang mit der Erkrankung im Alltag

Hinweis: Die MS verläuft sehr unterschiedlich – Pflege und Therapie müssen daher immer individuell angepasst und regelmäßig überprüft werden. Schwerpunkte der pflegerischen Unterstützung sind die Förderung der Selbstständigkeit und die Begleitung in allen Lebensbereichen.

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Handout-Erstellung und Expertengruppen

Arbeitsauftrag: Erstellen Sie zu Ihrem Thema ein Handout, welches alle wichtigen Inhalte aus der Recherche zusammenfasst. Finden Sie sich danach in Expertengruppen, nach dem Gruppenpuzzle-Prinzip, zusammen. Jeder Experte / jede Expertin stellt kurz das Handout vor, beantwortet Fragen und erhält kriteriengeleitetes Feedback von den anderen Gruppenmitgliedern.

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Plenumsdiskussion und Vergleich

Arbeitsauftrag: Diskutieren Sie gemeinsam im Plenum, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Krankheitsbilder herauszustellen. Ein zentrales Element ist dabei die Erstellung einer vergleichenden Tabelle, die die wichtigsten Aspekte (Pathophysiologie, Symptome, Therapie, Pflege) gegenüberstellt. Besonderer Fokus liegt auf den pflegerischen Bezügen, den notwendigen Interventionen und Haltungen.

Füllen Sie die Tabelle aus.

HINWEIS FÜR DIE LEHRKRAFT!!

Reflexion der eigenen Haltung

Zum Abschluss tauschen sich die Lernenden darüber aus, welche Gedanken und Gefühle die Konfrontation mit diesen Erkrankungen und den damit verbundenen pflegerischen Herausforderungen bei ihnen auslösen. Diese Reflexion kann durch eine Sammlung von Stichworten auf Karten oder einem Flipchart unterstützt werden. Ziel ist es, die Widersprüche zwischen „guter Pflege“ und den eigenen emotionalen Widerständen zu reflektieren.